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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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gerichtet, und aus ihren Worten sprach das schlechte Gewissen. »Hätte ich doch nur … wie konnte ich …«, weinte sie leise.
    Jodokus unterbrach sie. »Wir haben es nicht besser gewusst. Sogar der Reformator Martin Luther wusste keinen besseren Rat, als Wechselbälger zu ertränken.«
    Karoline schlug die Hand vor den Mund. »Schweig«, schrie sie auf. »Nicht auszudenken, wenn wir ihn in die Nisse geworfen hätten.«
    Der Junge regte sich, als Arne die Kammer betrat. »Die Wirkung des Laudanums lässt nach«, sagte er, da das Kind langsam erwachte. »Es wäre ratsam, Jodokus, dass wir beide den Raum verlassen.«
    »Warum? Ich will bei unserem Michael bleiben.«
    »Das kann ich gut verstehen, aber dein Sohn muss sich an die neue Umgebung erst gewöhnen. Er war so lange fort, dass er sich an nichts mehr erinnern kann. Er kennt dich nicht und wird nur Karoline, seine Mutter, nicht vergessen haben. Wie bei einem scheuen Tier, dem man sich langsam annähert, um Schritt für Schritt sein Vertrauen zu gewinnen, so musst du euer Kind an dich gewöhnen. Ihr dürft nichts überstürzen.«
    Jodokus verstand, was Arne sagen wollte. Widerstrebend verließ er den Raum.
    Die Sonne schien durch das Fenster der Stube, als Karoline das langsame Wachwerden ihres Sohnes beobachtete. Seine Wangen waren blass, und um seine Augen lagen dunkle Schatten. Vorsichtig strich sie ihm über die zarte Kinderwange. Da schlug er die Augen auf. Kaum sah er sie, setzte er sich winselnd auf und rutschte bis in die Ecke seines Bettchens, von wo er sie mit leerem Blick anstarrte. Als Franziska in der Tür erschien, blickte er verängstigt zu ihr und riss den Mund auf, um zu schreien.
    »Schschh«, versuchte Karoline das Kind zu beruhigen und streichelte ihm zärtlich über das kurz geschorene Haar. »Du musst nicht weinen. Das ist deine Tante Franziska«, versuchte sie ihrem Sohn zu erklären, der sich zu beruhigen schien. Mit seinen großen blauen Augen blickte er starr zu den beiden Frauen.
    Franziska reichte Karoline eine Schüssel mit Gerstenmus. »Arne sagte, dass Michael wach ist. Deshalb habe ich ihm rasch sein Frühmahl zubereitet. Ich habe Honig unter den Brei gemengt.«
    »Danke!«, flüsterte Karoline und drückte die Hand ihrer Schwägerin, die zurück in die Küche ging.
    Der Knabe saß im Bettchen und blickte sich, am Daumen nuckelnd, um, wobei er den Kopf hin und her wippte. Als Karoline ihm den Löffel mit Brei hinhielt, roch er daran und wollte mit den Fingern darin panschen. »Öffne deinen Mund«, sagte sie sanft und machte es ihm vor. Tatsächlich riss das Kind den Mund auf und schluckte den Brei. Als es die Süße schmeckte, grunzte es, und seine Augen leuchteten.
    Plötzlich setzte sich ein Vögelchen vor das Fenster, und das Kind blickte erschrocken zu ihm hin. Es legte den Kopf von rechts nach links und betrachtete das Tier, das es zuvor noch nie gesehen hatte. Als der Vogel anfing zu trällern, schaute der Knabe erstaunt zu Karoline und rief: »Mutr! Piep, piep!«
    • •
    Arne und Magdalena trafen sich heimlich auf der Wiese hinter dem Bauerhof, wo niemand sie sehen konnte. Obwohl ihr Vater unterwegs war, meldete sich das schlechte Gewissen des Mädchens, und sie blickte sich scheu um. »Hoffentlich sieht uns Mutter nicht«, murmelte sie und setzte sich auf den trockenen Boden neben Arne, wo sie sich gegen die Scheunenwand lehnte, um sich von der Sonne bescheinen zu lassen. »Es ist unglaublich, dass Karoline und Jodokus ihren Sohn wiederhaben. Ich stelle es mir furchtbar vor, sein Kind zu verlieren und nicht zu wissen, wo es ist.«
    Arne drehte sich seitlich zu ihr und spielte mit ihrer Haarsträhne. »Ich würde gerne wissen, seit wann Michael in ihrem Keller gelebt hat. Sein Wesen und sein Körper mit den entstellten Gliedmaßen sind kennzeichnend für Menschen, die der Schlag getroffen hat.«
    »Um Himmels willen! Wie kann so etwas geschehen?«, fragte Magdalena fassungslos.
    Arne zuckte mit den Schultern. »Der Schlagfluss kann jeden ereilen. Während des Studiums habe ich zwar gelernt, dass er nur selten Kinder trifft. Aber unter den Umständen, unter denen dieser Knabe seine ersten Lebensjahre bei den Dämonen verbrachte, wäre es kein Wunder, wenn er vom Schlag getroffen worden wäre.«
    »Wird Michael gesund werden?«
    Wieder zuckte Arne mit den Schultern. »Das weiß ich nicht, aber wenn Karoline und Jodokus ihm anständig zu essen geben, sodass er kräftig wird, und wenn sie ihn an die frische Luft und in die

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