Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
Frauen.
»Komm, Benjamin. Wir werden sehen, ob wir hier ein Frühmahl bekommen können. Mit vollem Bauch wird es uns allen besser gehen«, versprach er und zwinkerte Magdalena zu, die ihm daraufhin missgelaunt den Rücken zudrehte.
Nachdem ihr Vater die Kammer verlassen hatte, schaute Magdalena die Mutter nachdenklich an.
»Was ist?«, fragte diese gereizt, als sie die Blicke der Tochter spürte.
»Ich habe euch letzte Nacht streiten gehört.«
Franziska seufzte schwer. »Was soll ich dazu sagen?«
»Wird es irgendwann zwischen euch wieder anders werden?«, wollte das Mädchen wissen.
Franziska setzte sich auf den wackligen Schemel, der vor der kleinen Luke stand, und fuhr sich mit einem grobzackigen Kamm durch ihre rostroten Locken. Seufzend hielt sie in der Bewegung inne. »Ich weiß es nicht«, sagte sie ehrlich und blickte ihre Tochter mit Tränen in den Augen an.
Magdalena lief zu ihr und umarmte sie. »Du hast doch noch uns«, wisperte das Mädchen. »Kannst du nicht für Benjamin und mich wieder da sein? So wie früher, bevor das Unglück geschah? Wir brauchen dich so sehr.«
Magdalena spürte, wie die Mutter ihr die Hand auf den Rücken legte und sie sanft klopfte. Doch nach zwei Herzschlägen zog sie sie wieder weg. Aber das Mädchen nahm es als Beweis, dass nicht alles verloren war. Sie strich ihrer Mutter zärtlich über die weiche Wange und flüsterte: »Wir werden auf dich warten.«
Familie Bonner musste sich mit angebranntem Hirsebrei zufriedengeben, denn mehr hatten die Wirtsleute nicht zu bieten.
Kaum waren die Schüsseln leer, trieb Johann zur Eile. Er hatte die Pferde bereits angespannt, sodass die Reise weitergehen konnte. Als Magdalena und ihre Mutter auf der harten Pritsche Platz genommen hatten, stöhnten beide auf.
»In weniger als einer Woche haben wir es geschafft«, versuchte Johann die beiden zu trösten.
Doch Magdalena giftete: »Falls wir das überleben.«
Nachdem sie den Ort Baumholder durch das Tor verließen, teilte Johann seiner Familie mit: »Heute werden wir bis nach Kreuznach fahren. Ich habe mit den Wirtsleuten gesprochen, die meinten, dass wir die Strecke ohne Hetze schaffen würden.« Er blickte zum Himmel. »Zum Glück ist uns das Wetter auch an diesem Tag hold. Keine Wolke trübt den blauen Himmel, und es ist angenehm warm.« Da niemand etwa sagte, sah er Franziska fragend an. Sie hatte die Augen geschlossen und ihr Gesicht der Sonne zugestreckt. Zufrieden schnalzte Johann mit der Zunge, und die Pferde trabten an.
Die Landschaft wechselte zwischen Wiesen, Äckern und Obstbaumhainen, als der Weg steil anstieg. Mühsam kämpften sich die Pferde die Anhöhe hinauf, als Benjamin jammerte: »Ich muss mal.«
»Und ich habe Hunger«, erklärte Magdalena und sah dabei ihren Vater herausfordernd an.
Johann blickte sich um und erklärte: »Da vorn, wo der Birkenhain beginnt, werden wir rasten. Auf der kleinen Wiese davor können die Pferde grasen und wir eine Brotzeit zu uns nehmen.«
Johann schlug zwei Pflöcke in den weichen Boden, spannte die beiden Hengste aus und band an jeweils einem Pflock ein Pferd fest. Nachdem sie mehrmals laut geschnaubt hatten, grasten sie zufrieden. Franziska hatte derweil für jeden eine Scheibe vom Schinken und vom Brot abgeschnitten, welche Christel ihnen für die Reise eingepackt hatte. Außerdem hatte Clemens dafür gesorgt, dass Johann nicht nur Wasser, sondern auch mehrere Tonflaschen Bier mitnahm.
Johann nahm einen großen Schluck aus der Bierflasche und reichte sie seiner Frau weiter, die den Kindern Wasser zu trinken gab und sich zu ihnen auf einen umgestürzten Baum setzte. Während er Schinkenbrot kaute, blickte er ins Tal.
Da hörte er hinter sich Hufgeklapper. Aufgeschreckt drehte er sich um und sah zwei Reiter, die den Weg heraufgaloppierten.
»Wer ist das?«, fragte Franziska ängstlich und zog ihren Sohn dicht an sich heran.
Johann zuckte mit den Schultern, doch sein Blick verriet Sorge. »Geht an den Rand des Wäldchens«, forderte er seine Familie auf, und sogleich rannten sie los. Johann nahm das kleine, scharfe Messer auf, mit dem Franziska das Essen geschnitten hatte, und versteckte es in seiner Handfläche.
»Ihr müsst keine Angst vor uns haben«, rief einer der Reiter schon von Weitem, dessen Kopf ein federgeschmückter, großer Hut zierte, der ihn als Edelmann auswies. »Wir wollen euch nichts Böses.«
Sofort blieb Benjamin stehen, doch sein Vater schnauzte: »Tu, was ich dir gesagt habe.« Magdalena kam
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