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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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den Pferden, und die beiden Männer schwangen sich in die Sättel. Ein letzter Gruß, und sie galoppierten davon.
    Nachdenklich blickte Johann ihnen nach.

• Kapitel 15 •
    Am dritten Tag lenkte Johann das Gespann auf einen Weg, der dem Lauf der Nahe folgte. Mit großen Augen betrachtete Benjamin ein Handelsschiff, das auf dem Fluss Ware beförderte. Da der Wind aufgefrischt hatte, waren Seemänner damit beschäftigt, die Segel auszurichten. Ein bärtiger Seefahrer, der an der Pinne stand, rief den Männern lautstark Befehle zu, die diese wiederholten und befolgten. Einer der Seeleute entdeckte die Reisenden am Ufer und winkte ihnen zu. Benjamin grüßte überschwänglich zurück. Als der Fluss eine Biegung machte, verschwand das Schiff aus dem Sichtfeld der Reisenden. Der Weg entfernte sich von der Nahe und führte das Fuhrwerk landeinwärts.
    Sorgenvoll beobachtete Johann, wie vor ihnen dichte graue Wolken am Himmel erschienen und sich auf sie zubewegten. Rasch wurde der Wind einem Sturm gleich, und schon bald peitschte er schwarze Regenwolken vor sich her, die den Tag verdunkelten. Es begann zu schütten, sodass Johann und seine Familie bis auf die Haut durchnässt wurden.
    »Schaut, ob ihr eine Unterstellmöglichkeit entdeckt«, schrie Johann gegen das Heulen des Windes an, der ständig stärker wurde. Der Sturm ließ die Wipfel der Bäume hin und her tanzen und bog Buschwerk zu Boden. Als Donnergrollen zu hören war, legte Magdalena schützend einen Arm um ihren Bruder.
    »Ich kann nirgends eine Scheune entdecken«, brüllte Franziska und wischte sich den Regen aus dem Gesicht. Johann reichte seiner Frau die Zügel und stellte sich auf den Sitz des Kutschbocks, sodass er über das Land blicken konnte. Während Franziska das Gefährt lenkte, hielt er sich an ihrer Schulter fest, um nicht vom Fuhrwerk geweht zu werden. Als er glaubte, zwischen den Bäumen einen schwachen Lichtschein zu erkennen, kniff er die Augen leicht zusammen, um besser sehen zu können. Ein Blitz zuckte dicht über sie hinweg, und Donner grollte, sodass die Pferde aufgeschreckt wieherten und kaum zu halten waren. Hastig rutschte Johann auf seinen Platz zurück und riss Franziska die Zügel aus der Hand. Mit Geschrei feuerte er die Pferde an, schneller zu werden, und lenkte sie dabei auf den Lichtschein zu.
    Es war eine heruntergekommene Holzfällerhütte, aus deren Innerem ein schwaches Licht durch die Ritzen der Bretter fiel.
    »Geht ins Trockene. Eure Mutter und ich versorgen geschwind die Pferde, dann kommen wir nach«, sagte ihr Vater.
    »Wir warten auf euch«, widersprach Magdalena ängstlich.
    »Sei unbesorgt, mein Kind. Wenn Gefahr droht, bin ich sofort zur Stelle«, versuchte Johann seine Tochter zu beruhigen und führte das Fuhrwerk hinter die Hütte.
    Magdalena umfasste Benjamins Hand, der sich ängstlich an sie presste. Zögerlich gingen die Geschwister auf den Eingang des Schuppens zu. Das Tor hing windschief in den Angeln und ließ sich nicht mehr schließen. »Ist hier jemand?«, rief das Mädchen zaghaft, während sie vorsichtig eintraten. Auf dem Boden im Inneren war eine notdürftige Feuerstelle, in der ein schwaches Feuer glomm, das kaum Helligkeit spendete und dessen Rauch durch ein großes Loch im Dach abzog. Da Magdalena keinen Menschen sehen konnte, wiederholte sie mit zittriger Stimme ihre Frage. Wieder kam keine Antwort.
    »Ich fürchte mich«, jammerte Benjamin leise.
    Magdalena versuchte ihren Bruder zu beruhigen und streichelte ihm über den Kopf. »Du musst keine Angst haben. Ich bin bei dir!«, flüsterte sie und ließ dabei ihren Blick durch das Innere der Scheune schweifen.
    Plötzlich glaubte sie, in einer Ecke, die im Schatten der kraftlosen Flammen lag, eine Bewegung auszumachen. Erschrocken zuckte sie zusammen. »Wer ist dort?«, fragte das Mädchen. Weil sie keine Antwort bekam, fügte sie hinzu: »Wir sind vom Regen überrascht worden und wollen uns wärmen.« Ängstlich starrte sie in die Ecke.
    »Wie viele sind ›wir‹?«, fragte eine raue Stimme zurück.
    »Meine Eltern, mein Bruder und ich«, erklärte sie.
    »Wo sind deine Eltern?«
    »Draußen bei den Pferden. Aber sie werden gleich kommen«, fügte sie hastig hinzu. Jetzt traten ein Mann und zwei Kinder aus der Dunkelheit hervor ans Feuer. Im selben Augenblick kamen Magdalenas Eltern in die Hütte.
    Johann erkannte die Lage und musterte mit einem umsichtigen Blick die drei fremden Menschen. Der Mann schien der Vater der Kinder zu sein, denn sie

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