Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
die Hände und blickte den Soldaten unter Tränen zornig an, was ihn zu erregen schien.
»Eine Wildkatze bist du also«, stöhnte er und versuchte die Kordel an seinem Beinkleid zu öffnen. »Ich mag es, wenn das Weibsbild unter mir nicht wie ein Stock daliegt. Verdammt, jetzt habe ich einen Knoten in die Schnur gemacht«, fluchte er und zog an dem Lederband. Vor Ärger und Anstrengung verfärbte sich sein Gesicht puterrot, sodass seine Kameraden kicherten.
»Haltet das Maul! Sonst setzt es Hiebe«, rief er böse und fingerte an seinem Latz herum.
Johann lag benommen auf dem Boden. Er sah nichts außer Blut und Füßen, hörte aber, was gesprochen wurde. Voller Furcht, dass die Männer sich an Frau und Kind vergehen könnten, versuchte er sich aufzurichten. Auf Knien und Händen wankte er und spuckte Blut.
»Ihr Alter hat wohl etwas gegen deine Absichten, Kurt«, johlte der kleine Dicke und trat Johann ins Gesäß, sodass er mit dem Gesicht in den Dreck fiel. Seine Nase knackte, und Johann schrie vor Schmerzen auf. Blut tropfte auf den Boden und vermischte sich mit dem Staub.
»Lasst meine Frau und mein Kind in Ruhe«, schnaufte Johann unter Schmerzen. »Nimm mich! Ich kann dir besser dienen«, versuchte er seine Familie zu schützen und schaute mit flehendem Blick den Schwarzgelockten an.
Der Mann musterte Johann kopfschüttelnd und verpasste ihm einen schmerzhaften Tritt gegen die Rippen. »Du hast sie nicht alle!«, schrie er unbeherrscht. »Sehe ich aus, als ob ich dich in den Arsch stoßen will?«
»Ich habe Geld«, sagte Johann und schnaufte durch die geschwollene Nase nach Luft. Mit zittrigen Fingern zog er aus seiner Hosentasche das Beutelchen mit den Münzen hervor.
»Wir sind nicht käuflich«, schimpfte der Dicke und riss ihm den Beutel aus den Händen, den er in seiner Tasche verschwinden ließ. Johann wollte ihm auch den Rest seines Geldes anbieten, den er um den Leib gebunden trug, als er hörte: »Knüpft den dreckigen Bauern am nächsten Baum auf.«
Der milchgesichtige Bursche grinste und suchte nach einem Strick. Er riss die Zügel vom Gespann und band bereits die Schlinge, als einer der Pferdediebe meinte: »Albert soll uns sagen, was mit dem Bauern geschieht. Wenn wir auch diese Menschen umbringen, wird er sicherlich zornig sein. Lasst uns auf ihn warten. Es kann nicht mehr lange dauern, bis er ankommt.«
»Was kümmert mich Hallwich? Er soll mir nicht ständig in die Quere kommen«, blaffte Kurt und nestelte immer noch an seiner Hose.
»Du vergisst, dass er unser Offizier ist und für uns sorgt.«
»Pah! Wir dienen keinem Heer und keinem Mann, der auf der Flucht ist und sich vor Angst in die Hosen pisst.«
»Rede nicht so, nur weil du deinen Schwanz nicht zügeln kannst«, brüllte ein anderer und trat unerschrocken auf den Schwarzhaarigen zu.
»Was ist jetzt?«, fragte der Jüngling und hob die Henkersschlaufe in die Höhe.
Der Dicke nickte, und der Bursche zog Johann an den Haaren hoch.
Als der Soldat ihn am Schopf packte, glaubte Johann, seine Kopfhaut würde reißen. Der Schmerz in seiner Nase pochte, und er schmeckte sein Blut. Er wandte den Kopf zu seiner Frau, die schluchzend ihren Sohn in den Armen wog. »Verzeih mir«, flüsterte er mit aufgeplatzten und geschwollenen Lippen.
Franziska schrie krächzend auf.
Johann sah Benjamins verzweifelten Blick. Was habe ich euch angetan?, dachte er, als der Bursche ihn hinaus ins Freie stieß.
• •
Magdalena fürchtete sich in dem unbekannten Wald. Je tiefer sie in den Forst eintauchte, desto dunkler wurde es um sie herum. Sie versuchte sich Besonderheiten auf dem Waldboden und an den Bäumen einzuprägen, damit sie den Rückweg finden würde, als ein Käuzchen schrie. Erschrocken zuckte sie zusammen. »Wenn man ein Käuzchen rufen hört, stirbt ein Mensch«, murmelte sie die Worte nach, die Regina Rehmringer ihr einst gesagt hatte. Das Mädchen blieb stehen, um sich zu bekreuzigen. »Die arme Seele des Toten soll in den Himmel aufsteigen«, wünschte sie leise.
Langsam und mit umsichtigen Blicken durchsuchte Magdalena die dicht beieinanderstehenden Bäume nach Fichten. Als ihr Magen knurrte, fiel ihr ein, dass sie noch nichts gegessen hatte. In Gedanken sah sie eine Scheibe Brot, dick mit Butter bestrichen und mit Honig beträufelt. Ich hoffe, dass es solche Köstlichkeiten auch auf dem Eichsfeld gibt, träumte sie.
Der Wald lichtete sich und wurde hell, und sie kam zu einer Lichtung, durch die sich ein kleiner Bach
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