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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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nach dem Leben trachten«, erklärte Erik und sog mehrmals an der Pfeife. Er hoffte, dass der Qualm seinen Blick verhüllte, denn er konnte nicht anders, als die Frau spöttisch anzusehen.
    Johann blickte erst zu der fremden Frau und dann zu den beiden Männern. Er hatte nicht ein Wort verstanden, aber ihre Augen verrieten mehr als Worte. Mühsam krächzte er: »Wir wollen euch keine Schwierigkeiten machen.«
    Erik sah Brigitta streng an und wandte sich dann mit freundlicher Miene Johann und Magdalena zu. Nachdem er den Rauch in tiefen Zügen eingeatmet und langsam wieder aus seiner Lunge gelassen hatte, sagte er: »Schwierigkeiten hatten wir, als wir euretwegen mit den Söldnern kämpften. Das hier ist nichts als Weibergeschwätz.«
    Brigitta schnappte bei diesen Worten empört nach Luft. Ihre kornblumenblauen Augen wurden eine Spur dunkler. Mit trotzigem Blick forderte sie Arne auf, etwas zu sagen, doch der streckte die Füße weit von sich und stützte sich auf seinen Ellbogen ab. Teilnahmslos lag er da und starrte in die Flammen. Wütend stand Brigitta auf und wollte noch etwas zu ihren beiden Landsleuten sagen, doch sie schloss den Mund und stapfte über den Platz in ihr Zelt.
    Magdalena, die das Gespräch kaum verstanden, wohl aber den hitzigen Ton wahrgenommen hatte, ängstigte sich, dass die Schweden wegen ihrer Familie in Streit geraten sein könnten. Was würde geschehen, wenn sich der Zwist verschärfte und man sie gefangen nahm? Schließlich waren diese Menschen nicht nur ihre Retter, sondern auch ihre Feinde. Sie spürte, wie ihr Herz zu rasen begann, und wäre am liebsten davongelaufen. Sie wagte weder Erik noch Arne ins Gesicht zu sehen. Langsam stand sie auf, sah zu ihrem Vater und murmelte: »Ich werde nach Mutter sehen.«
    Arne war zornig über Brigitta und hätte sie am liebsten zurechtgewiesen. Sie stellte Erik und ihn als verantwortungslose Trottel dar und tat, als ob allein sie den Weitblick hätte.
    Erik sah ihn grinsend an und zwinkerte ihm zu. »Es gibt nichts Schlimmeres als eifersüchtige Frauen. Nicht wahr, Johann?«, fragte er ihn und füllte die Becher mit Anisschnaps auf.
    Johann sah Arne an. »Ich kann deine Frau beruhigen. Sobald es Franziska besser geht, werden wir euch verlassen, und ihr werdet uns nie wiedersehen«, erklärte er, und sein Blick unterstrich seine Worte.
    Arne wollte ihm gerade erklären, dass Brigitta weder Frau noch Freundin war, als ein Schrei die Stille der Nacht zerriss und Magdalena weinend aus dem Zelt stürmte.

• Kapitel 27 •
    Karoline legte sich ihren dicht gewobenen Wintermantel über die Schulter und band sich ein Tuch um den Kopf, damit ihre langen Haare beim Melken nicht störten. Jodokus und sie besaßen nur noch eine Kuh, die zum Glück reichlich Milch gab, sodass sie Butter und Käse herstellen konnte. Die Lebensmittel verkaufte sie auf dem Markt oder tauschte sie gegen nützliche Dinge ein. Dadurch wurde das Leben wenigstens etwas erträglicher.
    Sie seufzte leise, denn sie erinnerte sich an die Zeit, als Gesinde jegliche Arbeit auf dem Hof verrichtet hatte. Sie hielt in ihrer Bewegung inne und dachte an die Köchin Berta, die für das Zubereiten der Mahlzeiten zuständig gewesen war. Schon früh am Morgen hatte die Frau in der Küche gebacken und gekocht, damit es der Familie Bonner an nichts mangelte. Eine junge Magd war ihr dabei zur Hand gegangen, und eine andere hatte sich um die Wäsche und den Haushalt gekümmert. Die zahlreichen Knechte hatten das Vieh versorgt und die Stallarbeit sowie die Arbeit auf den Feldern erledigt. Ihr Vater, der Großbauer Bonner, hatte lediglich nach dem Rechten gesehen und die Männer eingeteilt, während Karolines Mutter dafür Sorge trug, dass die Mägde gewissenhaft ihrer Arbeit nachgingen. In all der Zeit hatte Karoline nie helfen müssen. Ihr Vater hätte einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn sie dem Gesinde zur Hand gegangen wäre. Sie war sein Töchterchen, sein Karolinchen gewesen, das er vergöttert hatte.
    »Sieh, Vater, was aus mir geworden ist«, flüsterte sie nun und musterte ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe. »Meine Augen haben keinen Glanz mehr, und meine Haare sind mit grauen Strähnen durchzogen. Wie die Lefzen eines Köters hängen meine Mundwinkel nach unten.« Karoline betrachtete ihre Hände: »Die Haut ist von der harten Arbeit, dem Kochen und Stallmisten rissig und wund, und wie Männerhände sind sie mittlerweile breit und verschafft.«
    Sie presste ihre Stirn gegen die Scheibe.

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