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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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an. Dann fuhr er sich mit einem Tuch durchs Gesicht und widmete sich wieder den Hufen. »In jedem Ort und jeder Stadt, die von Truppen eingenommen wird, regiert das Chaos«, fuhr er fort, während er das Horn schnitt. »In diesem Krieg geht es nicht mehr um Konfession, sondern um Strategie. Magdeburg musste erobert werden, weil die Stadt einen wichtigen Übergang über die Elbe darstellt. Da kam das Abkommen mit den Schweden gerade recht, um die Stadt niederzubrennen und ihre Bürger zu töten.«
    Mit einer schweren Zange nahm der Schmied das leuchtende Eisen aus der Glut und legte es auf den Amboss. Mit aller Kraft schlug er es mit dem Hammer in Form, dass die Funken flogen. »Ich bin nicht stolz auf das, was in Magdeburg geschehen ist, denn ich war dabei. Aber so ist nun mal der Krieg. Kein Abenteuer, keine Hoffnung, sondern pure Gewalt. Dabei gibt es keine Gewinner, sondern immer nur Verlierer«, erklärte er und presste das noch glühende Metall gegen das Horn, sodass die beiden Männer von stinkendem Qualm eingehüllt wurden und Jodokus husten musste.
    Kaum war der Rauch verzogen, sahen sie zwei fremde Reiter vor der Schmiede, die sie aus schreckensbleichen Gesichtern anblickten.
    Götz nahm das Eisen vom Huf und warf es in einen Trog mit Wasser, wo es zischend unterging. »Was wollt ihr?«, fragte er unwirsch, nahm das nächste Hufeisen aus dem Feuer und begann erneut mit seiner Arbeit. Dabei blickte er neugierig zu den Fremden auf.
    »Mein Pferd hat ein Hufeisen verloren«, erklärte der Ältere.
    »Könnt ihr mich bezahlen?«, fragte der Schmied und musterte die Männer, die gut gekleidet waren und offenbar nicht aus der Gegend stammten. Der Fremde griff in seine Manteltasche und zeigte ein Säckchen, in dem Münzen klimperten.
    »Ihr müsst warten, bis ich mit seiner Stute fertig bin«, murrte Götz und versenkte das nächste Eisen im Wasser.
    »Habt ihr einen Schluck Wasser?«, fragte der Ältere und ließ sich ächzend aus dem Sattel zu Boden gleiten.
    Der Jüngere der beiden saß zuerst starr und bleich auf seinem Pferd. Dann sprang er würgend zu Boden und verschwand hinter einem Baum, wo er sich erbrach.
    »Seid ihr krank?«, fragte der Schmied misstrauisch und hämmerte das Eisen.
    »Wo denkst du hin!«, sagte der Reiter. »Ich möchte nur einen Schluck Wasser trinken, damit ich den schalen Geschmack im Mund loswerde. Auch dafür würde ich bezahlen«, erklärte er spöttisch.
    »Ich bin ja kein Unmensch«, brummte Götz und ging ins Haus, um kurz darauf mit einem Krug und einem Becher zurückzukommen, den er mit Wasser füllte und dem Mann reichte.
    »Ich danke dir«, sagte der Fremde und kippte das Wasser hinunter. Der andere kam zurückgestolpert, griff nach dem Krug und trank ihn aus, ohne einmal abzusetzen.
    »Geht es euch besser?«, fragte Jodokus neugierig.
    Der Schmied schob ihn zur Seite und blickte die beiden fremden Männer misstrauisch an. »Woher kommt ihr?«, fragte er und verengte seinen Blick.
    Die Reiter sahen sich unsicher an, doch dann nickte der Ältere. Der Jüngere, der kurz zuvor am Baum gelehnt hatte, sagte mit brüchiger Stimme: »Was wir euch erzählen, werdet ihr nicht glauben wollen, und wenn ich darüber nachdenke, dreht sich mir erneut der Magen um.« Er zögerte kurz, doch dann sagte er mit gedämpfter Stimme: »Mein Bruder und ich waren auf dem Weg nach Bleicherode …«
    »Was wolltet ihr dort?«, unterbrach Götz ihn und zog seine buschigen Augenbrauen zusammen.
    »Was spielt das für eine Rolle?«, fragte der Ältere sichtbar entnervt.
    »Ich will es wissen«, erklärte der Schmied und sah die Fremden durchdringend an.
    Die beiden schnauften laut aus, und der Ältere erklärte: »Wie ihr sicher wisst, verödeten durch die Brandschatzung des Grafen von Pappenheim die Weinhänge in Bleicherode. Aus der Not heraus begannen die Bleicheröder in den Weinbergen Schnecken zu züchten, die sie mittlerweile sogar bis Leipzig verkaufen. Durch diesen geistvollen Einfall war es ihnen möglich, ihre wirtschaftliche Not zu lindern. Mein Bruder und ich kommen aus der Nähe von Erfurt, wo die Weinhänge durch den Krieg ebenfalls brachliegen. Deshalb erwägen wir, in die Weinbergschneckenzucht einzusteigen. Aus diesem Grund wollten wir mit den Bleicherödern sprechen. Zufrieden?«
    Der Schmied nickte. »Ja, unsere Schneckenhengste sind für ihre Zucht bekannt«, sagte er grinsend, doch dann wurden seine Gesichtszüge wieder grimmig. »Und warum seht ihr dann aus, als ob der Teufel

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