Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
haben.«
»Ihr – du und deine Eltern – könnt in meinem Zelt schlafen. Ich hoffe, dass ich bei Erik Unterschlupf finde«, sagte Arne und blickte den alten Mann neckend an.
»Wage nicht zu schnarchen, denn sonst kannst du im Freien nächtigen«, lachte Erik.
»In meinem Zelt wäre auch noch Platz für dich!«, sagte eine sinnliche Stimme auf Schwedisch.
Magdalena hob neugierig den Blick. Sie traute ihren Augen nicht. Vor ihr stand eine der schönsten Frauen, die sie je gesehen hatte. Das Mädchen konnte nicht anders, als die unbekannte Schöne anzustarren, deren schlanke Statur von einem blutroten Kleid verhüllt wurde. Ihre dunklen Haare reichten ihr bis zum Gesäß und waren zu einem armdicken Zopf geflochten. Augen, die das gleiche Blau wie Kornblumen hatten, blickten selbstbewusst in die Runde.
»Danke, Brigitta! Aber ich habe Erik bereits zugesagt«, erklärte Arne in seiner Sprache und vermied es, sie anzusehen.
»Möchtest du uns Gesellschaft leisten?«, fragte Gustavsson auf Deutsch, damit Johann und Magdalena es verstanden. »Ich habe noch Bärlauchsuppe für dich«, erklärte er und musste sich auf die Lippe beißen, um nicht laut aufzulachen, als er Arnes vorwurfsvolle Blicke sah.
»Nein danke«, lehnte Brigitta freundlich ab, die ebenfalls mühelos die Sprache wechselte. »Aber ich setze mich gerne zu euch, denn ich bin neugierig, wer euer Besuch ist.« Ihr Blick haftete auf Magdalena, als sie sagte: »Da meine Freunde Deutsch mit euch sprechen, nehme ich an, dass ihr aus dem Reich stammt.« Mit leichtem Spott im Blick musterte die Marketenderin das Mädchen.
Obwohl Magdalena die Frau verstanden hatte, war sie zu gehemmt, um zu antworten. Das selbstbewusste Auftreten der Unbekannten schüchterte das Mädchen ein, sodass sie sich hässlich und unbedeutend vorkam. Hilfesuchend schaute Magdalena zu ihrem Vater und dann zu Arne, der erklärte: »Marodierende Söldner hatten Magdalenas Mutter und ihren kleinen Bruder in der Gewalt. Johann war bereits an einem Ast aufgehängt, der zum Glück brach. Durch eine List konnten wir die Söldner überwältigen und die Familie befreien.«
»Das klingt dramatisch«, meinte Brigitta ungerührt. Doch dann kniff sie leicht die Augen zusammen und blickte Magdalena durchdringend an. »Vater, Mutter, Bruder … Wo warst du gewesen, schönes Kind?«
Magdalena schluckte und stammelte: »Ich war … Ich wollte … Mutter …«
Erik half ihr und erzählte die ganze Geschichte. Ohne Magdalena aus dem Blick zu lassen, hörte Brigitta aufmerksam zu. Als sie von dem Kampf erfuhr, wandte sie sich Arne zu und sagte mit einem rauchigen Ton in der Stimme: »Unser starker Arne ist dafür bekannt, dass er es mit einer Meute Männer aufnehmen kann.« Sie sah ihn durchdringend an, wobei sie die Lippen leicht öffnete und ihre weißen Zähne aufleuchten ließ.
Magdalena konnte nicht anders, als diese Frau anzustarren. Das Mädchen war in ihrem jungen Leben weder mit der Liebe noch mit der Kunst des Verführens vertraut gemacht worden. Aber sie konnte an den Blicken der Männer erkennen, dass Brigitta etwas Besonderes war. Verwirrt starrte Magdalena in die Flammen des Feuers.
Brigitta sah, dass sie das fremde Mädchen verunsichert hatte. Spöttisch fragte sie Arne in ihrer Landessprache: »Wie wird es mit den Fremden weitergehen? Schließlich sind sie unsere Feinde.«
Arne war über ihre Unverschämtheit verärgert, während Erik sich seelenruhig eine Pfeife stopfte und auf Schwedisch antwortete: »Sie werden bei uns bleiben, bis es ihnen besser geht.«
»Du weißt, dass wir Ende der Woche unserem Tross folgen müssen, sonst werden wir ihn nicht mehr einholen können.«
Erik nickte und sah die Marketenderin durch den Qualm des Krauts nachdenklich an. »Ja, Brigitta. Wir müssen bald weiterziehen. Arne hat unseren Kranken Heilkräuter gegeben und meint, dass sie bereits in zwei Tagen wieder wohlauf sind. Deshalb werden wir uns an den Plan halten und in drei Tagen aufbrechen. Aber was hat das mit den Fremden zu tun? Sie stören uns nicht. Oder?«
»Wenn jemand aus dem Heer erfährt, dass wir Deutschen helfen, könnten wir in Schwierigkeiten geraten«, erklärte Brigitta aufgebracht und blickte Erik wütend an. Sie wusste, dass Gustavsson sie durchschaut hatte und den wahren Grund ahnte, warum sie die Fremden schnellstmöglich loswerden wollte.
»Beruhige dich, Brigitta. Die Frau ist schwer krank, der Mann nur knapp dem Tod entkommen, und ihre Kinder werden uns sicher nicht
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