Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
miteinander zurecht. Im Gegensatz zu den Erwachsenen.«
Magdalena schaute Arne nachdenklich an, als er sagte: »Du trägst eine sehr schöne Kette.«
Hastig zog sie an den Kordeln ihres Ausschnitts, sodass er sich schloss und der Stoff die Kette verbarg.
Ob dieses Schmuckstück von einem Bräutigam oder gar von ihrem Ehemann stammt?, schoss es Arne durch den Kopf, und er spürte Widerwillen bei diesen Gedanken. Um sich abzulenken, ging er zu Franziska und befühlte ihre Stirn, die immer noch heiß war. »Ich hatte gehofft, dass die Kälte des Schnees das Fieber senken würde, aber es hat anscheinend nichts genützt.«
»Was machen wir jetzt?«, fragte Magdalena besorgt.
»Wäre deine Mutter wach, könnte ich ihr einen Saft aus Weidenrinde einflößen, der das Fieber sinken lässt. Auch Kreuzblumensud kann ich ihr nicht verabreichen, damit sich der Schleim von ihrer Lunge löst. Es ist zum Verrücktwerden«, schimpfte er und fragte: »Hast du noch Fichtenzweige?«
Magdalena schüttelte den Kopf. »Ich habe die meisten fallen gelassen.«
Arne nickte. »Ich habe sie auf dem Boden im Wald gesehen, wo wir dich getroffen haben. Du warst unterwegs gewesen, um für deine Mutter junge Fichtennadeln zu suchen. Deshalb warst du nicht bei deiner Familie, als die Soldateska sie überfiel. Habe ich recht?«, fragte er.
Magdalena konnte nur nicken, denn ein Kloß im Hals hinderte sie am Sprechen. Als sie sich gefangen hatte, wisperte sie: »Gibt es kein anderes Kraut, das meiner Mutter das Atmen erleichtern kann?«
Arne überlegte, und ein schwaches Lächeln zuckte über sein Gesicht. Ohne eine Erklärung ging er zu der Kiste und durchsuchte sie, bis er mit lachenden Augen eine kleine Flasche hervorzog.
»Mejram« , triumphierte er, doch Magdalena schaute fragend.
»Ich weiß nicht, wie dieses Kraut in eurer Sprache heißt«, überlegte er und streckte den Kopf zum Eingang hinaus.
»Vad heter mejram p å tyska?«
Magdalena hörte Gustavsson lachen und rufen: »Manche nennen es Majoran, andere sagen Wurstkraut dazu!«
Arne blickte Magdalena grinsend an und erklärte: »Es heißt in eurem Land Wurstkraut.« Dann zeigte er ihr die kleine Flasche.
»Der Sud aus der Pflanze hilft gegen viele Krankheiten. Meistens wird er bei Bauchgrimmen oder Magenschmerzen benutzt. Deshalb ist mir nicht sofort eingefallen, dass das Öl, eingerieben in die Brust eines Kranken, auch den Schleim aus der Lunge löst.« Arne drückte Magdalena das Fläschchen in die Hand. »Reibe den Brustkorb deiner Mutter damit ein. Leider ist es das Einzige, was wir im Augenblick für sie tun können.« Er zwinkerte ihr zu und ging hinaus.
Er stiefelte über den Platz zu Gustvasson, der mit Johann am Lagerfeuer saß und in einem großen Topf rührte. Der Geruch des gekochten Bärlauchs durchzog die Luft, und Arne schluckte.
»Hast wohl Hunger?«, fragte Erik grinsend.
»Einen Bärenhunger!«, seufzte Arne und setzte sich neben Johann.
Kaum hatte der Schwede auf dem Schaffell Platz genommen, fragte Magdalenas Vater leise: »Franziska?«
Arne ahnte, was er wissen wollte, und gab ihm über den Zustand seiner Frau Auskunft. »Im Augenblick kann ich leider nicht mehr für sie tun. Sobald sie aufwacht, werde ich ihr Weidenrindensaft verabreichen und Kreuzblumensud zu trinken geben.«
»Danke«, flüsterte Johann. Er kämpfte mit seinen Gefühlen und versuchte mühsam sich zu beruhigen. »Ich war der Überzeugung, dass ich an alles gedacht habe, denn ich hatte die Reise sorgsam geplant. Aber Überfall und Krankheit habe ich in meinen Plan nicht mit einbezogen«, murmelte er und blickte ins Feuer. Mit einem tiefen Seufzer fügte er hinzu: »Und das hätte meiner Familie beinahe den Tod gebracht.« Johann sah Arne und Erik mit feuchten Augen an und flüsterte: »Danke, dass ihr sie gerettet habt!«
Die beiden Schweden nickten. Gustavsson füllte kleine Tonbecher mit einem fahlgelben Schnaps. »Wir wollen auf das Leben anstoßen«, sagte er und kippte das Gesöff in einem Zug hinunter. »Es geht doch nichts über einen Anisschnaps«, lachte er und nahm sich einen zweiten.
Es dämmerte, als sich Magdalena zu den Männern ans Feuer gesellte. Erik verteilte die Bärlauchsuppe und reichte ihr eine Schüssel. Das Mädchen setzte sich mit der dampfenden Suppe neben seinen Vater. Suchend schaute sie sich nach ihrem Bruder um, als Gustvasson in eine Richtung wies und sagte:
»Benjamin ist mit unseren Kindern in diesem Zelt, wo sie zusammen essen und ihr Nachtlager
Weitere Kostenlose Bücher