Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
Götz und stemmte die Hände in die Hüften.
Jodokus griff in die Satteltasche und zog ein großes Stück Hartkäse heraus. »Reicht das?«
»Hmm«, murrte der Schmied. »Hast du keinen Speck?«
Jodokus schüttelte den Kopf. »Unsere Speisekammer ist leer.«
»Gib her! Besser als nichts«, nuschelte Götz und nahm den Käse, mit dem er in seiner Hütte verschwand.
Der Schmied kam zurück und bat Jodokus, während er sich die schwere Lederschürze umhängte: »Du musst mir helfen, denn mein Lehrling hat sich einem Heer angeschlossen. Einfach so! Ohne ein Wort zu sagen, hat er alles stehen und liegen gelassen und ist nach Duderstadt marschiert. Ich hoffe, dass Gott ihm beisteht. Der Junge war noch grün hinter den Ohren.«
»Die Burschen suchen das Abenteuer und glauben, dass sie zu Hause etwas verpassen«, erklärte Jodokus und führte das Pferd an das Schmiedefeuer. »Dabei wissen sie nicht zu schätzen, dass es ihnen zu Hause am besten geht.«
»Ist das so?«, fragte der Schmied und hob zweifelnd die Augenbrauen.
»Wie meinst du das?«, entgegnete Jodokus und umfasste mit beiden Händen das linke Hinterbein der Stute. Er knickte es im Gelenk nach oben, sodass der Schmied das Hufeisen entfernen konnte.
Schnaufend kam Götz aus der gebeugten Haltung hoch und antwortete: »Wenn du in die Fremde ziehst, begleitet dich die Hoffnung, dass du dort dein Glück finden wirst. Bleibst du jedoch hier« – dabei machten seine Pranken eine weitläufige Bewegung, in der seine schäbige Hütte mit der heruntergekommenen Schmiede enthalten war –, »dann weißt du zwar, was du hast, aber auch, dass nichts mehr hinzukommen wird.«
Jodokus blickte nachdenklich, als er den zweiten Huf der Stute hochhob. »Da magst du recht haben«, stimmte er schließlich zu. »Aber wenn man den Berichten über die Zustände der Heere Glauben schenken kann, möchte ich nicht in einem solchen dienen. Jedenfalls nicht mehr jetzt, wo der Krieg schon so lange andauert. Die Soldaten verrohen, und die Verpflegung ist erbärmlich.« Er ächzte, da sich die Stute mit ihrem ganzen Gewicht gegen ihn lehnte.
»Woher willst du das wissen? Du hast nicht gedient«, warf Götz ihm vor und löste das Eisen vom Huf. »Ich war dabei! Drei Jahre lang habe ich gekämpft, gehofft und doch verloren«, sagte er und hob sein Hosenbein. Über seine Wade verlief bis zum Oberschenkel eine breite Zickzacknarbe. »Jeden Tag habe ich Schmerzen, besonders wenn das Wetter wechselt. Ich kann meinen Lehrling verstehen, dass er der Hoffnung erlegen ist. Ich kann jedoch nicht verstehen, warum er mir nicht zugehört hat, als ich ihm vom Krieg erzählt habe.«
»Bei welcher Schlacht hat es dich erwischt?«, fragte Jodokus neugierig.
»Ich war in Magdeburg dabei«, erklärte Götz und kam aus der Hocke hoch. »Dort habe ich dem Teufel ins Gesicht gesehen«, sagte er, und sein Blick erstarrte.
»Hast du unter Tilly gedient?«
Götz schüttelte den Kopf. »Unter Pappenheim. Ich habe ihn jedoch nie zu Gesicht bekommen.«
»Es heißt, dass Magdeburg fallen musste, weil sie sich mit den Schweden verbündet hätten«, erklärte Jodokus und hielt den dritten Huf empor, damit der Schmied das Eisen entfernen konnte.
Nachdem er sich auch dem letzten Hufeisen gewidmet hatte, wischte er sich den Schweiß von der Stirn und sagte: »Magdeburg ist vor über hundert Jahren reformiert worden, und seitdem hat daran niemand etwas ändern können. Obwohl verschiedene Kaiser dies immer wieder versucht haben.« Götz bediente den Blasebalg, um das Feuer in Gang zu bringen. Während er sich über die Augen rieb, sagte er: »Es mag nicht richtig gewesen sein, dass die Stadt sich mit unseren Feinden, den Schweden, verbündet hat, aber mit der Katholischen Liga konnten sie es wohl auch nicht.«
Götz prüfte die Glut. Zufrieden mit der Hitze, legte er das Eisen hinein und begann die Hufe des Pferdes mit Kratzer und Messer zu bearbeiten. Nachdem er mit dem ersten fertig war, richtete er sich auf und schnaufte heftig. Als er wieder zu Atem gekommen war, sagte er: »Wie viele andere habe auch ich von dem politischen Kram keine Ahnung. Zudem ist er mir einerlei. Aber was die Angreifer mit der Stadt Magdeburg und ihren Bürgern angestellt haben, kommt einem Verbrechen gleich. Ich habe Gräueltaten gesehen, über die habe ich noch nie gesprochen. Vergewaltigungen und Kindsmord waren an der Tagesordnung und nicht das Schlimmste, was die Soldaten mit den Menschen gemacht haben.« Er blickte Jodokus ernst
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