Der Hexenturm: Roman (German Edition)
Kind! Ich denke auch nicht, dass deine Eltern dir böse sind. Grüße sie von mir.«
Fragend sah Katharina ihn an, was Barnabas ein lautes Lachen entlockte. »Schon bald wirst du ihnen gegenüberstehen! Vertraue mir.«
Katharina lief auf ihn zu und drückte ihn fest an sich. Dann ließ sie ihn ziehen.
Ruhe war im Haus eingekehrt, und schon bald würde der erste Hahnenschrei den neuen Morgen verkünden.
Burghard lag neben Katharina und betrachtete ihr Gesicht.
»Ich bin dankbar und glücklich, dass Barnabas dich gerettet hat!«, flüsterte er. Katharina legte ihm den Zeigefinger auf den Mund. »Ich will nicht mehr daran denken und nicht mehr darüber sprechen.«
Zärtlich drückte sie ihm einen Kuss auf den Mund, den er leidenschaftlich erwiderte. Sie stöhnte leise auf und öffnete die Lippen. Als er seine Hände unter ihre Bluse schob, ließ sie es geschehen und drängte sich ihm entgegen.
Epilog
Katharina betrat den Töpferladen ihrer Eltern am Geisleder Tor in Heiligenstadt. Ein ihr unbekannter Mann blickte von der Keramikware auf, die er soeben in die Regale räumte.
»Kann ich Euch behilflich sein?«, fragte er freundlich.
Katharina fragte: »Ist Otto nicht da?«
»Otto? Er ist vor geraumer Zeit mit Frau und Kindern nach Witzenhausen ins Hessenland gezogen und führt dort unsere andere Töpferwerkstatt.«
In dem Augenblick wurde die Hintertür des Ladens geöffnet.
»Katharina!«, rief Barbara Arnold überrascht und brach in Tränen aus. Liebevoll betrachtete sie das blasse Gesicht ihrer Tochter, die beschämt den Blick senkte und ein kleines Wesen schlafend in ihren Armen hielt. Barbara Arnolds Blick schweifte suchend umher. »Du bist allein?«, fragte sie.
Katharina nickte und wagte es nicht, den Blick zu heben.
Wie sollte sie ihrer Mutter erklären, dass sie ein Kind, aber keinen Ehemann hatte? Dass der Vater des Kindes nicht wusste, dass er Vater geworden war?
Vor einigen Monaten hatte Burghard Katharina freudig mitgeteilt, dass er mit den Jesuiten nach Trier gehen wolle.
»Stell dir vor, Katharina!«, hatte Burghard mit leuchtenden Augen gesagt, »der Jesuit Friedrich Spee, ein bedeutender Bekämpfer der Hexenverfolgungen, wird im Kloster zu Trier erwartet. Ich muss ihn unbedingt kennenlernen, damit ich mit ihm von Angesicht zu Angesicht über die Falschheit der Hexenprozesse sprechen kann. Es ist von großer Bedeutung, dass wir bei unserem Vorhaben seine Unterstützung erhalten.« Als Burghard Katharinas Zaudern spürte, hatte er sie in die Arme genommen und gesagt: »Sorge dich nicht, Katharina! Ich werde in wenigen Wochen zurück sein.«
Katharina war sich sofort sicher gewesen, dass Burghard nicht wiederkommen würde. Als sie feststellte, dass in ihr neues Leben heranwuchs, wollte sie ihm eine Nachricht schicken. Aber nach reiflicher Überlegung sah sie davon ab. Selbst ihre Freunde konnten sie nicht umstimmen. »Hätte es die Jesuiten und Männer wie Johannes Spee nicht gegeben, wäre ich sicherlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Dank ihrer Überzeugungskraft lebe ich.« Mit Tränen in den Augen hatte sie geflüstert: »Wenn durch mein Opfer auch nur eine Frau vor dem Scheiterhaufen bewahrt werden kann, dann bin ich dazu gerne bereit!«
»Ist es ein Mädchen?«, fragte Barbara Arnold ihre Tochter und riss sie aus ihren Gedanken. Wieder nickte Katharina und hob nun den Blick.
»Das dachte ich mir«, sagte Barbara. Mit einem Lächeln auf den Lippen betrachtete sie liebevoll ihr jüngstes Enkelkind. »Sie erinnert mich an dich, als du klein warst. Wie heißt sie?«
»Elisabeth, Elisabeth Silvia.«
»Wie die heilige Elisabeth?«, fragte der junge Mann, der schweigend dagestanden hatte.
»Ja, und wie meine verstorbene Schwester Silvia.«
In diesem Augenblick schlug das Kind die Augen auf und blickte seine Großmutter an. Barbara Arnold streckte ihm die Arme entgegen und sagte: »Komm, mein kleiner Engel, wir wollen dich deinem Großvater vorstellen.«
Clemens stand am Tor des Gestüts seiner Eltern in Dingelstedt und blickte mit klopfendem Herzen auf Haus und Hof.
Erst vor wenigen Wochen hatte er mit Regina Rehmringer besprochen, dass er nach Hause reisen wollte.
»Ich muss mich davon überzeugen, dass es meiner Schwester gut geht«, hatte er ihr erklärt.
»Wirst du wiederkommen?«, hatte die alte Frau mit forschendem Blick gefragt. »Du weißt, dass ich ohne dich das Gestüt nicht leiten kann.«
Clemens hatte einige Augenblicke überlegt,
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