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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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verschwand unter dichtem Blattwerk.
    Traurig blickte Katharina ihm nach und sagte: »Zu fünft haben wir unsere Heimat verlassen. Jetzt sind wir nur noch vier, und bald werden auch wir uns trennen.« Erwartungsvoll sah sie von einem zum anderen, und ihr Blick verharrte bei Burghard. Doch er schwieg. Katharina senkte den Blick. Ohne auf die Gefährten zu warten, schritt sie den Talweg weiter.
    Als wolle die Sonne die traurige Stimmung unter den vier Reisenden verspotten, strahlte sie vom blauen Himmel und tauchte das Tal in helles, freundliches Licht.
    Nach einer Weile gabelte sich der Weg. Einer führte eine kleine Anhöhe hinauf, der andere durch ein großes Waldstück. Während Johann und Burghard noch beratschlagten, welche Richtung sie einschlagen sollten, erklang ein Jagdhorn. Die vier sahen sich um. In der Ferne konnten sie die Johannesburg erkennen, deren Türme stattlich emporragten. Die metallene Wetterfahne auf einem der Türme glänzte im Schein der Sonne. Alles schien friedlich, bis in der Ferne eine kläffende Hundemeute zu erkennen war. Ihr folgte eine Schar Reiter, die sich dem Jagdschloss näherte. Hinter den Jägern eilten Treiber und Knechte dem Schloss entgegen. Diener trugen Stangen auf den Schultern, an denen die Jagdbeute baumelte.
    »Wenn ich an fetten Wildschweinbraten denke, läuft mir das Wasser im Mund zusammen!«, stöhnte Burghard.
    »Mit Wildschwein kann ich euch nicht dienen, aber dafür mit Hasenbraten«, sagte eine Stimme hinter ihnen. Mit einem Aufschrei fiel zuerst Katharina und dann auch Franziska Clemens um den Hals, der lachend rief: »Ihr erdrückt unser Essen!« Mit gestrecktem Arm hielt er die Hasen von sich weg.
    Im Gegensatz zu den Frauen verhielten sich Johann und Burghard Clemens gegenüber abweisend.
    »Ihr seid böse, weil ich euch verlassen habe?«, fragte Clemens.
    Johann schüttelte den Kopf. »Nein, nicht deshalb. Wir wissen alle, dass sich unsere Wege früher oder später trennen werden. Ich nehme dir übel, dass du gegangen bist, ohne nachzufragen, was wir machen werden.«
    »Und du hast dich nicht ein einziges Mal nach uns umgesehen«, grollte Burghard. »Ich habe dich damals aus dem Wasser gezogen und gerettet. Ohne mich wärst du unter der Erde und längst am Verrotten.«
    Wie verloren stand Clemens in der Mitte des Weges und hielt krampfhaft die beiden toten Hasen an den Ohren fest.
    »Es tut mir leid«, stammelte er.
    »Warum bist du zurückgekommen?«, wollte Johann wissen. Clemens blickte kurz zu Katharina, sah dann aber Johann fest in die Augen und antwortete: »Weil ich meine Freunde vermisst habe!«

     
    Zwar marschierten die fünf gemeinsam weiter, sie sprachen jedoch kaum ein Wort miteinander. Die Sonne stand bereits tief, als sie einen geschützten Platz fanden, wo sie die Nacht verbringen wollten. Holz wurde aufgeschichtet und ein Feuer entfacht. Katharina zog den Hasen das Fell ab, und Franziska entfernte die Eingeweide. Herz, Leber und Nieren wurden auf dünne Zweige gespießt und im Feuer gegrillt. Die Hasen steckten die Männer auf dicke Äste auf und legten sie zwischen zwei Astgabeln über die Flammen.
     
    Nach dem Essen rechten die fünf mit den Fingern trockenes Laub zusammen, um ihre Schlafstatt zu polstern.
    Franziska legte ihren Kopf auf Johanns Brust und schlief rasch ein. Auch Katharina übermannte der Schlaf bald. Nur die drei Männer lagen noch wach.
    »Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Burghard mit gedämpfter Stimme. Clemens wusste, dass die Frage an ihn gerichtet war, deshalb schlug er vor: »Lasst uns zusammen zu Melchior Rehmringer gehen. Er ist ein reicher Mann und wird sicherlich mühelos fünf weitere Mäuler satt bekommen.«
    »Wie viele Tagesmärsche sind es bis zu Rehmringer?«, wollte Burghard wissen.
    »Nach Schätzung Graf Georgs mehr als vierzehn Tage. Wir werden von hier aus zuerst nach Mainz, dann nach Bingen und dann nach Kreuznach gehen. Dort werden wir nach dem weiteren Weg fragen müssen.«
    Johann atmete tief ein und aus. »Endlich haben wir ein Ziel vor Augen! Vierzehn Tage Fußmarsch ist weit entfernt. Aber dort wird man uns nicht finden.«
    Auch Franziska schien ihr Gespräch mitbekommen zu haben, denn leise sagte sie nun: »Danke, Clemens, dass du zurückgekommen bist.«

Kapitel 8
     
    Hundeshagen auf dem Eichsfeld, August 1617
    Eine Fledermaus flog dicht über den Kopf des Mädchens hinweg, so dass es vor Schreck beinahe die Truhe fallen ließ.
    »Pass auf, Kind! Du musst vorsichtig sein. Wenn die Truhe

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