Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb
Jerusalems Lot in unsere Welt geholt, aber sein Trachten galt von Anfang an dem Ziel, sein Volk wieder auferstehen zu lassen. Erinnerst du dich an das, was ich dir auf dem Schiff erzählte?«
Ich nickte, schwieg aber und wartete, daß er weiterredete, und nach einer Weile tat er es. »Ich mußte ihn täuschen«, sagte er. »Er hätte einen Weg gefunden, die Schranken der Zeit zu durchbrechen, auch ohne mich.«
»Aber er hat es getan«, widersprach ich. »Einige seines Volkes sind ...«
»Nur wenige«, unterbrach er mich. »Nur dreizehn haben den Schritt durch die Zeiten geschafft, und es wird eure Aufgabe sein, sie zu bekämpfen. Unterschätze sie niemals, Robert.«
»Und ... die anderen?« fragte ich stockend.
»Der Weg, den sie gehen wollten, ist auf immer versperrt«, sagte er. »Deshalb spielte ich euren Feind, Robert. Ich wiegte Yog-Shoggot in dem Glauben, mich zu beherrschen, Herr meines Willens zu sein und sich meiner zu bedienen. Vielleicht habe ich versagt, dreizehn von ihnen Einlaß in unsere Welt zu gewähren, aber es war der einzige Weg, der tausendfachen Zahl den Weg
zu versperren.«
»Dann war es ... eine Falle.«
»Ja«, antwortete Andara. »Ich mußte es tun. Und ich hoffe, du kannst mir verzeihen.«
Verzeihen ... Ich dachte an Gordon und Tremayn, an die Männer und Frauen, die in dem brennenden Haus ums Leben gekommen waren, an andere Unschuldige, die gestorben waren.
»Warum?« fragte ich.
Er schien meine Gedanken zu erraten. »Ich habe dir einmal in einem Brief gesagt, daß du mich eines Tages hassen wirst, Robert«, sagte er leise. »Und ich hasse mich selbst für das, was geschehen ist. Aber es gab keinen anderen Weg. Es gibt keine Entschuldigung und keine Rechtfertigung für das, was ich getan habe, und doch mußte ich es.« Er schwieg einen Moment, starrte an mir vorbei auf den Ozean hinaus und seufzte. »Ich werde gehen, Robert. Endgültig.«
»Heißt das, daß du jetzt ... daß du jetzt wirklich stirbst?«
Er lächelte, als hätte ich etwas furchtbar Dummes gesagt. »So etwas wie einen endgültigen Tod gibt es nicht, Robert«, sagte er. »Aber es wird lange dauern, ehe wir uns wiedersehen. Ich werde dir nicht mehr helfen können.«
»Mir helfen? Dann warst du ...«
»Ich war es, der den Dämon vertrieb, der von dem Mädchen Besitz ergriffen hatte«, sagte er. »Es war meine Macht, die du gespürt hast, Robert. Aber ich werde dir nicht mehr beistehen können, in Zukunft. Du hast jetzt nur noch dich. Dich und die Macht, die ich dir vererbt habe. Übe dich darin, Robert, und nutze sie gut.« Er schwieg, trat auf mich zu und hob die Hand, als wolle er mich berühren, tat es aber dann doch nicht. »Und verzeih mir, wenn du kannst«, sagte er, sehr leise und sehr traurig.
Dann verschwand er.
Aber ich stand noch lange da und starrte reglos auf die Stelle, an der er gestanden hatte. Eines Tages wirst du mich hassen, hatte er in seinem Brief geschrieben. Ich versuchte, mich dagegen zu wehren, aber ich konnte es nicht. Ich versuchte mir einzureden, daß er getan hatte, was er tun mußte, daß er keine andere Wahl gehabt hatte, und ich wußte, daß es wahr war, aber alles, was ich in meinem Inneren fand, war die Erinnerung an die unschuldigen Menschen, die hatten sterben müssen, die geopfert worden waren, um seinen Plan zum Erfolg zu führen.
Ich wollte es nicht.
Ich wehrte mich mit aller Kraft dagegen, aber es war so, wie er es vorausgesagt hatte. Ich versuchte, ihm zu verzeihen, aber ich haßte ihn für das, was er hatte tun müssen. Und ich schwor, mich an denen zu rächen, die ihn zu dem gemacht hatten, was er geworden war. Die Welt war nicht groß genug für Wesen wie Yog-Shoggot und mich.
Und ich würde nicht eher ruhen, bis einer von uns tot war.
ENDE
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