Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns

Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns

Titel: Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
routinierte Art, in der Richardson das vorzeitige Verschwinden Roberts erklärt hatte, trug nicht gerade zu seiner Beruhigung bei. Er fragte sich, was für Überraschungen der Kaufmann noch auf Lager haben mochte. Aber er hatte das sichere Gefühl, daß es keine angenehmen waren ...
    ** *
    Priscylla blieb wie erstarrt am Eingang stehen. Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen und zu begreifen, was man mit ihr vorhatte. Ihr Blick irrte zwischen dem verschnürten Bündel und Acorn hin und her. Sie konnte nicht glauben, daß Santers tatsächlich einen Mord begangen hatte, um Mrs. Sunday in seine Gewalt zu bekommen.
    Und schon gar nicht, daß sie selbst an der Planung der Tat beteiligt gewesen sein sollte.
    »Seid ihr verrückt geworden?« stammelte sie. »Was soll der Unsinn. Santers! Schneide sofort die arme Frau los. Sie hat dir doch nichts getan.«
    Santers rührte sich nicht. Er hatte die Beine auf den Tisch gelegt und starrte müde in Priscyllas Richtung. Auf seinem blassen Gesicht stand leichte Verwunderung geschrieben. Dicke Schweißperlen liefen seine Stirn hinab und spiegelten sich im flackernden Licht der einzigen Kerze, die mitten auf dem Tisch stand.
    »Kümmere dich um sie, Acorn«, sagte er schwerfällig. »Die Kleine weiß mal wieder nicht, was sie redet.«
    Acorn nickte. Er löste sich von der Wand und trat einen Schritt vor. Sein Blick streifte Priscylla mit fast schmerzhafter Intensität. Kaum mehr als einen Herzschlag lang versanken ihre Augen ineinander, drangen wilde Strömungen auf Priscylla ein und drohten sie mit sich zu reißen.
    Priscylla wandte sich schaudernd ab und preßte die Handballen gegen die Stirn. Ein scharfer Schmerz raste durch ihr Bewußtsein und raubte ihr sekundenlang die Besinnung. Sie glaubte, flammende Feuerwirbel zu sehen, ein Gewirr aus Farben und rätselhaften Symbolen, schattenhafte Gestalten und dann ...
    Einen aufgebrachten Mob, der mit Latten, Ketten, Steinen auf sie eindrang, haßerfüllte Gesichter, gierige Hände, die ihr die Kleider vom Leibe rissen, scharfe Messer und Stöcke schwangen, sie schlugen, sie mißhandelten, sie ...
    »Nein«, keuchte Priscylla.
    Der Wirbel verstärkte sich, aber sie weigerte sich, stemmte sich gegen die Gewalten, die sie mit sich zu reißen versuchten. Sie war stark, sie mußte kämpfen, sie durfte nicht aufgeben, mußte sich gegen den glühenden Feuerball stemmen ...
    Und dann, ganz plötzlich, war es vorbei.
    Sie stöhnte auf, halb vor Schmerzen, halb vor Erleichterung. Die Luft wich aus ihren Lungen und hinterließ in den Atemwegen ein verkrampftes, erstickendes Gefühl. Sie taumelte und mußte sich am Rahmen der Tür festhalten, um nicht zu stürzen. Während sie gierig ein-und ausatmete, hatte sie noch immer das Gefühl, von tosenden Flammen umgeben zu sein. Aber jetzt war es nicht mehr als eine entfernte Vision, ein Tagtraum, den sie an den Rand ihres Denkens drängen konnte.
    »Ich bekomme ... keine Luft«, stieß sie hervor. »Kann man denn hier kein Fenster aufmachen?«
    Acorn lachte rauh. »Hier unten gibt es keine Fenster, Lyssa«, sagte er. »Der Hölle sei Dank.«
    Lyssa, die Hexe, nickte langsam, als müsse sie sich erst besinnen, wo sie war. Der quälende Druck auf ihrer Kehle wich, und sie spürte, wie sie neue Kraft durchpulste.
    »Wir sind im Keller, nicht wahr?«, fragte sie.
    »Im Keller, allerdings. Im Heiligtum, um genau zu sein.« Acorn fuhr sich mit der Hand durch die Haare und warf einen Blick auf Mrs. Sunday, die ihre Unterhaltung verfolgen mußte, ohne sich rühren zu können.
    »Ich fühle mich richtig erlöst, Lyssa«, bekannte er. »Jetzt ist endlich der Tag gekommen, auf den wir so lange gewartet haben.«
    Lyssa nickte. In ihren Augen glomm ein geheimes Feuer. »Es wird Zeit, daß wir es zu Ende bringen«, sagte sie kühl. »Du hast anschließend noch genug Zeit, dich erlöst zu fühlen.« Ihr Blick fiel auf Santers, der ihr Gespräch schweigend verfolgte.
    »Du hast gute Arbeit geleistet, Santers, aber das ist noch kein Grund, dich jetzt auszuruhen.« Sie deutete auf das wehrlose Bündel, zu dem er Mrs. Sunday zusammengeschnürt hatte. »Was getan werden muß, wird getan. Mach dich an die Arbeit.«
    Sie stieß sich vom Türrahmen ab und hielt auf den Tisch zu. Noch immer fühlte sie sich schwach, aber es war nur eine rein körperliche Schwäche, die nichts zu bedeuten hatte. Die Kraft, die in ihr schlummerte, hatte alles hinweggewischt, was sie vor ein paar Minuten noch empfunden hatte.
    Es erschien ihr

Weitere Kostenlose Bücher