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Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns

Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns

Titel: Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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für uns in den Nebel geschlagen war.
    Ich konnte den Verdacht nicht loswerden, daß wir in eine Falle liefen. Es wirkte alles zu vorbereitet, zu künstlich, um noch Zufall sein zu können. Aber selbst wenn wir geradewegs in unser Verderben liefen, konnte ich nicht mehr zurück. Eine unbekannte Kraft trieb mich weiter, und ich ahnte, daß es so oder so zu einer Auseinandersetzung kommen würde.
    Schließlich lichteten sich die Baumreihen, der Pfad verbreiterte sich und lief in einem schlammigen Feldweg aus. Der Nebel, der über den Feldern lag, floß vor uns zurück und gab den Blick auf einen breiten, geschotterten Weg frei.
    »Ist es das?« fragte Sean leise.
    Ich nickte. Obwohl ich noch nie hiergewesen war, wußte ich, daß mein Ziel vor mir lag. Ich spürte die Anwesenheit Priscyllas fast körperlich. Sie war hier, in dem Haus, zu dem der geschotterte Weg führen mußte.
    Und sie war in Gefahr. Mit jeder Faser meines Körpers spürte ich die Gefahr, in der sie schwebte. Angst kroch in mir hoch, Angst, zu spät zu kommen. Ich rang mühsam nach Atem und versuchte die Lähmung, die meinen Körper ergriffen hatte, zurückzudrängen.
    »Ist Ihnen nicht gut?« fragte Sean.
    »Doch, doch«, brachte ich mühsam hervor. »Es geht schon wieder.«
    Ich setzte mich wieder in Bewegung, mühsam, mit verkrampften Beinen und zitternden Händen.
    Schon nach wenigen Metern mündete der Feldweg in der Zufahrt zum Haus. Der Schotter knirschte unter meinen Füßen, und der Nebel, der uns noch gerade umklammert hatte, zog sich fast fluchtartig zurück.
    Erleichtert atmete ich auf. Ich spürte erst jetzt, wie schwer es mir gefallen war, dort drinnen im Nebel Luft zu holen.
    Die Zufahrt endete an einem schweren Eisentor, das in einer übermannsgroßen Mauer verankert war. Ich blieb stehen und sah Sean an.
    »Und jetzt?« fragte ich. »Wie kommen wir aufs Grundstück? Um diese Zeit wird man uns nicht mehr aufmachen.«
    Irgendwo in der Ferne schrie ein Käuzchen, das erste Geräusch, das nicht vom Nebel gedämpft wurde. Ich starrte in den Himmel. Die Sterne funkelten teilnahmslos am Firmament, keine einzige Wolke und keine Nebelschwade verwehrte den Blick auf sie.
    »Wo ist bloß der Nebel geblieben?« fragte Sean. »Er kann sich doch nicht so plötzlich auflösen.«
    »Diese Frage ist im Moment mehr akademischer Natur«, sagte ich.
    Ich starrte an Sean vorbei auf den Waldrand und unterdrückte mühsam ein Zittern, das meinen ganzen Körper ergreifen wollte. Einen Moment lang glaubte ich den schlanken Schatten der Rattenfrau zu erkennen, aber dann war er auch schon wieder im Schutz der Bäume verschwunden.
    »Wir sollten machen, daß wir reinkommen«, drängte ich.
    Sean rüttelte prüfend am Gitter. »Solide Arbeit«, murmelte er anerkennend.
    Er holte etwas aus den Tiefen seiner Jackentaschen hervor und machte sich an dem Schloß zu schaffen. In diesem Moment kam es mir gar nicht in den Sinn, zu fragen, wie er auf den Gedanken kam, hier einzubrechen. Ich wollte nur so schnell wie möglich, zu Priscylla.
    Und so schnell wie möglich die Schatten hinter mir lassen, die am Rande des Waldes hinter dem Nebel auf uns lauerten.
    ** *
    »Du hättest wirklich etwas besser auf ihn aufpassen können«, sagte Howard leise.
    In seiner Stimme schwang Besorgnis, aber auch eine Spur von Resignation und Müdigkeit mit, die ihn fast selbst erschreckte. Er wußte, daß er den Anstrengungen, die ihm die letzten Monate abverlangt hatten, nicht auf Dauer gewachsen war. Aber es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als vorerst weiterhin auf den Jungen aufzupassen.
    Robert Craven hatte noch lange nicht den Punkt erreicht, das Erbe seines Vaters bis zur letzten Konsequenz anzunehmen. Vielleicht war er einfach zu jung. Solange er sich wie ein verliebter Pennäler benahm, brachte er nicht nur sich selbst, sondern ihre gemeinsamen Anstrengungen in Gefahr. Dabei glaubte der Dummkopf, daß er und Rowlf nicht wußten, wonach er hier suchte.
    Ausgerechnet hier. Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte sich Howard darüber amüsiert. Robert war alles andere als dumm, aber selbst die Klügsten benahmen sich manchmal wie Kinder, wenn sie verliebt waren.
    Schließlich hatte Howard selbst angeordnet, daß Priscylla zu Baltimore gebracht wurde. Es konnte wohl kaum ein Zufall sein, daß Robert so zielstrebig in diese Gegend gefahren war.
    »Tut mir leid«, murmelte Rowlf. »Dachte, er wär’ auf’m Klo.«
    »Was?« Howard musterte seinen hünenhaften Diener einen

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