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Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Titel: Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Vorschein, eine boshafte perverse Karikatur menschlichen Lebens, die fleischgewordene Verspottung Priscyllas, der höllische Shoggote, der an Priscyllas Stelle in meinem Haus aufgetaucht war, denn das Ding war mir gefolgt, als ich durch das Tor in die Vergangenheit geschleudert wurde. Zusammen mit mir hatte es den magischen Tunnel betreten, der in der Standuhr meines Vaters begann und in der Welt der GROSSEN ALTEN endete. Etwas war geschehen, während dieses Sturzes durch die Ewigkeiten, etwas hatte uns getrennt, so daß er in einigem Abstand zu mir – räumlich oder zeitlich – die Welt seines Ursprunges erreicht hatte, aber er war da, und er sah mich und hörte mich und er hatte begonnen, mich zu verfolgen und würde mich einholen, um zu vollenden, was ihm in der Bibliothek meines Hauses nicht gelungen war...
    Ich schrie. Für einen Moment überschritt ich die Grenzen zum Wahnsinn; die Welt um mich herum wurde zu einem Alptraum aus grauschwarzen Spinnweben und Furcht. Ich brüllte und schrie und schlug in Panik um mich, bis Tornhill mich brutal an den Schultern hochriß und mir mit der flachen Hand vier-, fünf-, sechsmal hintereinander ins Gesicht schlug.
    »Sind Sie wieder normal?« fragte er. Seine Stimme klang kalt und ärgerlich wie zuvor, aber ich glaubte echte Sorge in seinem Blick zu erkennen.
    Mühsam löste ich seine Hand von meiner Schulter, richtete mich auf und nickte. Dann schüttelte ich den Kopf.
    »Aha«, machte Tornhill. »Und was heißt das jetzt?«
    »Ich bin... in Ordnung«, sagte ich. »Glaube ich.«
    Tornhills Blick verdüsterte sich. »Was sollte das?« fragte er. »Warum wollen Sie nicht, daß ich durch diese Tür gehe? Es wäre besser, wenn Sie mir jetzt endlich die Wahrheit sagen würden – ich bekomme es sowieso heraus. Ich werde nämlich ganz Scotland Yard auf dieses Haus und ganz besonders dieses Zimmer dort ansetzen, wenn es sein muß. Was ist dort drüben, Craven? Was ist dieses schwarze Zeugs?«
    Ich wollte antworten, kam aber nicht dazu.
    Durch die offenstehende Tür der Uhr wehte ein unheimliches Geräusch heran. Im ersten Moment klang es wie das Heulen eines Wolfes, weit, weit entfernt und verzerrt vom Wind und der Leere. Aber dann wurde es schriller, bizarrer und fremdartiger, ein Laut, der nicht von dieser Welt war, ein unbeschreibliches wildes und feindseliges Kreischen, mit dem irgend etwas eine äonenalte Wut in die Welt hinausschrie.
    Tornhill erbleichte. Seine Augen weiteten sich, und seine Lippen begannen zu zittern. Aber kein Laut entrang sich seiner Brust. Und dann drehte er sich mit starren, gezwungen wirkenden Bewegungen zur Standuhr herum.
    »Nicht!« keuchte ich. »Gehen Sie nicht dorthin, Tornhill!«
    Aber wenn der Inspektor meine Worte überhaupt hörte, so reagierte er nicht darauf – oder konnte es nicht. Langsam, mit Schritten, die von einer gnadenlosen unsichtbaren Kraft gelenkt wurden, näherte er sich der Tür.
    Ich sprang hoch, warf mich auf ihn und zerrte ihn mit aller Gewalt zurück. Mein Blick fiel durch die Tür.
    Und was ich sah, ließ mich erstarren.
    Wände und Decke waren verschwunden, und wo die Geheimbibliothek meines Vaters gewesen war, erstreckte sich jetzt wieder die Welt der GROSSEN ALTEN, eine Welt, die vor zweihundert Millionen Jahren untergegangen war. An einer Stelle, noch weit entfernt, zuckte und bebte der Boden wie die schrundige Haut eines gewaltigen, häßlichen Tieres. Die erstarrten schwarzen Wellen bewegten sich wie unter Schmerzen.
    Aber es war System in dieser Art der Bewegung. Es war kein wirkliches Erzittern, kein Beben dieser schwarzen lebenden Masse, nein, es war, als –
    krieche etwas dicht unter der Oberfläche des Bodens heran, langsam und mit schwerfälligen Bewegungen, aber zielstrebig und unaufhaltsam. Etwas Großes, Massiges, ungeheuer Starkes...
    »Mein Gott, Craven – was ist das?«
    Tornhills Hand krampfte sich so fest um meine Schulter, daß ich vor Schmerz aufschrie und seinen Arm beiseite schlug. Aber er starrte bloß weiter auf das grauenhafte Bild, das Zucken und Wogen des Bodens, und das schwarze Etwas, das dicht unter seiner Oberfläche auf uns zukroch.
    »Was ist das, Craven?« wimmerte er. Jetzt schien er es zu sein, der am Rande des Wahnsinns entlangbalancierte.
    Die Wellen kamen näher. Ein dunkler, scheinbar formloser Körper arbeitete sich dicht jenseits der Tür zur Oberfläche empor und –
    Es war wie eine lautlose Explosion.
    Schwarzer Schlamm spritzte auf, mit Urgewalt auseinandergefetzt wie

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