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Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Titel: Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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von einer Mörsergranate. Faustgroße Brocken der widerlichen schwarzen Masse schossen zu uns heraus, besudelten den Teppich oder klatschten gegen die Wände, schwarze Streifen wie zähes Blut hinter sich herziehend.
    Etwas Großes, Formloses brach aus der zerfetzten Oberfläche des schwarzen Sumpfes, ein ungeheures Brüllen ausstoßend. Für einen Moment glaubte ich peitschende Krakenarme zu erkennen, eine verzerrte Fratze, beherrscht von einem fürchterlichen, zahnbewehrten Papageienschnabel und einem einzelnen, blutig-roten Auge, dann verging die Vision, und das Ding war nichts als eine formlose schwarze Masse, groß wie ein Bär und wankend.
    Dünne, zuckende Fäden des schwarzen Sumpfes tropften von seinem Leib.
    Ich reagierte, ohne überhaupt zu wissen, was ich tat Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Tornhills Hand unter seinen Überrock fuhr und mit einer langläufigen Pistole wieder zum Vorschein kam.
    Ich wirbelte herum, warf mich mit meinem ganzen Körpergewicht gegen ihn. Der Revolver entlud sich dicht neben meinem rechten Ohr mit einem Knall, der mir die Trommelfelle zu zerfetzen schien, aber die Kugel fuhr harmlos über uns in die Decke. Tornhill und ich stürzten aneinandergeklammert zu Boden.
    Als ich mich wieder aufrichtete, war das schwarze Ding halbwegs aus der Uhr herausgetreten. Es wankte. Große, an schwarzen Eiter erinnernde Brocken des Sumpfes lösten sich von einem Leib, liefen an seinem Schädel herab und gaben Teile eines menschlichen Gesichtes frei.
    Eines Gesichtes, das von unvorstellbarem Entsetzen zu einer Grimasse verzerrt war, wie ich sie noch nie zuvor erblickt hatte.
    Und aus dieser scheußlichen Visage kam eine Stimme. Eine Stimme, die kaum mehr Menschliches an sich hatte, und aus der alle Qualen der Hölle zu sprechen schienen.
    »Helft... mir«, röchelte sie. »Ihr müßt... mir... helfen!«
    Es waren nicht die Worte, die mich aufschreien und in die Höhe fahren ließen. Es war die Stimme selbst. Ich kannte sie, ebenso wie dieses vom Entsetzen zerstörte Gesicht.
    Es war Rowlfs Stimme.

    * * *

    »Verdammt, halten Sie still, van der Groot!« Howards Stimme erzeugte hallende Echos an den Wänden des Gewölbekellers, und er sah aus den Augenwinkeln, wie ihr Wächter rasch aufblickte und sie aus kalten Augen mißtrauisch musterte, sich aber nicht rührte.
    van der Groot stöhnte, als Howards Fingerspitzen über sein angeschwollenes Kinn tasteten. »Das... tut verdammt weh«, murmelte er.
    »Es hört gleich auf.« Howard hielt den Kopf des anderen mit der linken Hand, tastete mit den Fingerspitzen der rechten weiter über sein Kinn, suchte einen bestimmten Nervenknoten und drückte kurz und hart zu, als er ihn gefunden hatte. van der Groot schrie auf, schlug seine Hand beiseite und machte plötzlich ein sehr verblüfftes Gesicht.
    »Was... haben Sie gemacht?« stammelte er. »Die Schmerzen sind weg!«
    Howard grinste und lehnte sich zurück. »Nichts Weltbewegendes«, antwortete er. »Nur ein kleiner Trick. Vielleicht lernen Sie ihn auch noch einmal, wenn Sie lange genug leben, um über den Rang eines bezahlten Killers hinauszukommen.«
    Die Augen des Holländers wurden schmal vor Zorn. »Sie wissen ganz genau, daß ich kein bezahlter Mörder bin, Lovecraft«, sagte er.
    »Ach?« machte Howard. »Und was hatten Sie vor, mit Rowlf und mir?«
    »Jedenfalls keinen Mord.«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen«, antwortete Howard. »Es läuft aufs gleiche hinaus.«
    »Das tut es nicht«, protestierte van der Groot. »Sie sind zum Tode verurteilt worden und haben sich der gerechten Strafe entzogen. Wundern Sie sich, wenn man Männer hinter ihnen herschickt?«
    »Nein«, erwiderte Howard trocken. »Es kränkt mich allerdings, daß man dazu solche Nieten einsetzt wie Sie und diesen angeblichen Doktor Gray.« Er blickte van der Groot ernst an und fügte hinzu: »Verurteilt? Von welchem Gericht, van der Groot?«
    »Vom Rat der Ordensherren. Und über ihnen steht die höchste Gerichtsbarkeit der Schöpfung.«
    »Und daran glauben Sie, wie?«
    van der Groot schien für einen Moment nicht mehr zu wissen, was er antworten sollte. Howards Stimme war frei von Spott oder Hohn gewesen.
    »Natürlich«, sagte er schließlich. »Warum fragen Sie, Lovecraft? Sie wissen, daß keiner von uns aus Gewinnsucht oder anderen niederen Beweggründen handelt. Sie waren selbst einer von uns, bevor Sie... bevor Sie den Orden verraten haben.« Der letzte Teil des Satzes klang irgendwie trotzig. Er blickte an Howard vorbei

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