Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht
es nachholen«, erwiderte Necron böse. »Aber ich will Ihre Frage beantworten. Ich brauche Sie.«
»Lovecraft, was... was hat dieser Teufel vor?« wimmerte van der Groot. »Bitte, was –«
Necrons Hand machte eine blitzartige, kaum wahrnehmbare Bewegung. Die schwarze Gestalt des Drachenkriegers bewegte sich wie ein Schatten auf van der Groot zu. Seine Faust traf den Holländer am Kinn. Er brüllte, fiel nach hinten und krümmte sich auf dem Boden.
»Das war für den Teufel, vermute ich«, sagte Howard, ohne den Blick von der verstümmelten Gestalt des Alten zu nehmen. Er begriff es immer noch nicht ganz. Der logische Teil seines Bewußtseins sagte ihm mit aller Klarheit, daß er einer der geheimnisumwittertsten Gestalten gegenüberstand, die es jemals gegeben hatte, aber ein anderer, verborgener Teil seines Selbst weigerte sich einfach, die Tatsache anzuerkennen. Necron! Der Hexer der Drachenburg! Er stand einer lebenden Legende gegenüber. Einer Legende, die mit Blut und Tränen geschrieben war und eine endlose Geschichte des Leidens und der Furcht erzählte.
»Was wollen Sie von mir?« fragte er, wieder an den Alten gewandt.
»Von Ihnen gar nichts«, erwiderte Necron hart. »Ich will etwas mit Ihnen. Vielleicht werden Sie es nie begreifen, aber Sie haben noch einmal Glück gehabt, Lovecraft. Ginge es nach mir, würde ich Sie töten. Sie und diese beiden jämmerlichen Narren da. Aber es geht nicht nach meinem Willen. Die Aufgabe ist wichtiger.«
»Welche Aufgabe?« stammelte van der Groot. Wieder erhob der schwarzgekleidete Krieger die Hand, um ihn zu schlagen, aber diesmal hielt ihn Necron mit einer raschen Bewegung zurück.
»Sie und Ihre Brüder sind nicht die einzigen, die hinter einem gewissen Buch her sind, van der Groot«, sagte Howard leise. »Das da vorne ist gewissermaßen die Konkurrenz.« Er lachte leise und blickte Necron fest ins Gesicht. »Oder?«
Der Magier nickte. Die Bewegung wirkte abgehackt, wie die einer Puppe, die von einem ungeschickten Spieler gelenkt wurde.
»Und jetzt lassen Sie mich weiterraten«, fuhr Howard fort »Sie sind gekommen, um Robert zu töten, weil Sie in ihm den Erben Roderick Andaras erkannt haben. Aber dann ist irgend etwas geschehen, das sie zu einer Änderung Ihrer Pläne bewogen hat. Was war es?«
Necron antwortete nicht. Seine rechte, unversehrte Hand ballte sich zur Faust.
»Cthulhu.«
Howard drehte verwirrt den Kopf und wandte sich dann ganz um. van der Groot hatte sich wieder aufgesetzt und blickte voller Angst zwischen ihm, dem Alten und der hoch aufgerichteten Gestalt des Drachenkriegers hin und her. Aber seine Stimme war fest, als er weitersprach.
»Es ist Cthulhu, Lovecraft«, sagte er. »Wir... der Orden... haben Informationen erhalten. Unser Ordensherr hatte... eine Vision. Er sah... Cthulhu. Er ist wiederauferstanden, in alter Macht. Das... das Wesen, das in Gestalt des Mädchens auftrat und Craven getötet hat, war ein Shoggote, von Cthulhu nach seinem Vorbild erschaffen.«
»Stimmt das?« fragte Howard. Natürlich antwortete. Necron nicht, aber das war auch nicht nötig.
Endlich ergab alles einen Sinn.
»So ist das also«, sagte Howard nachdenklich. »Sie kommen zurück, Necron. Die Mächte, denen Sie Ihre Seele verschrieben haben, sind lebendig geworden. Und sie fordern jetzt ihren Preis.« Er blickte nachdenklich in das zerstörte Gesicht des uralten Magiers. »Aber Sie sind nicht bereit, diesen Preis zu zahlen. Sie haben durch den Orden erfahren, daß Robert sich im Besitz des NECRONOMICONS befindet, und Sie wollen es haben. Glauben Sie wirklich, Sie könnten den GROSSEN ALTEN widerstehen?«
»Ich weiß es«, versetzte Necron zornig. »Sie mögen viel wissen, Lovecraft, aber Sie sind trotzdem ein Narr. Niemand außer mir ahnt, welche Macht das Buch dem gibt, der es wirklich zu lesen versteht Es enthält Geheimnisse, denen selbst die ALTEN nicht gewachsen sind. Mit diesem Buch kann selbst ich ihnen die Stirn bieten.« Er lachte meckernd. »In gewissem Sinne sind wir sogar Verbündete. Wenigstens bin ich ein Mensch.«
»Da bin ich mir gar nicht so sicher«, antwortete Howard, wohlweislich aber so leise, daß Necron seine Worte nicht hören konnte. Laut sagte er: »Sie haben sich verrechnet, Necron. Cthulhu wird Ihren Verrat bemerken. Er wird Sie töten.«
»Nicht, wenn ich das Buch habe.«
»Sie... Narr«, keuchte van der Groot. »Der einzige Mensch, der wußte, wo das Buch verborgen liegt, ist tot.«
»Robert ist nicht tot«, sagte
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