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Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Titel: Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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eine Menge Kraft und Schmerzen erspart.«
    Howard richtete sich mühsam auf. Der Schlag hatte ihn von den Füßen gefegt. Sein Kopf dröhnte, und für einen Moment sah er nichts als farbige Kreise.
    Aber er erkannte zumindest, daß es nicht der Krieger war, dessen Stimme er hörte. Der Mann war wieder zur Reglosigkeit erstarrt, zu einer stummen, drohenden Statue.
    Die Stimme, die er hörte, kam aus den Schatten im Hintergrund des Kellergewölbes. Stoff raschelte, und plötzlich erkannte Howard undeutlich eine zweite, kleinere Gestalt.
    »Schade, daß wir uns unter solchen Umständen kennenlernen müssen, Lovecraft«, fuhr die Stimme fort. »Ich habe von Ihnen gehört, wissen Sie? Unter anderen Umständen hätten wir vielleicht sogar zusammenarbeiten können. Aber so...« Er sprach nicht weiter, sondern seufzte nur hörbar und kam naher.
    Howard schrie gellend auf, als aus dem Schatten ein Körper wurde und er Einzelheiten erkannte...

    * * *

    »Also – zum letzten Mal, Freundchen. Wer sind Sie und wie kommen Sie hierher?«
    Tornhills Stimme – ich glaubte zumindest, in dem genuschelten Etwas, mit dem er sich vorgestellt hatte, den Namen »Tornhill« verstanden zu haben – klang scharf. Er war kein geduldiger Mensch.
    »Mein Name ist...« Ich stockte, kramte verzweifelt in meinen Erinnerungen herum und blickte Tornhill mit einer Mischung aus Furcht und Verwirrung an, die seinen ohnehin kaum noch verholenen Zorn noch zu steigern schien.
    Ich hätte schreien können. Es war nicht so, daß ich an Amnesie litt. Ich wußte sehr gut, wer ich war und vor allem, was geschehen war. Die Erinnerungen und Fakten waren da, aber jedes Mal, wenn ich danach greifen, meinen Namen oder irgend etwas anderes aussprechen wollte, schien eine unsichtbare Hand durch mein Bewußtsein zu fahren und alles fortzuwischen. Ich fühlte mich in der Lage eines Mannes, der unversehens aufwachte und merkte, daß er nicht mehr gehen kann.
    Tornhill seufzte. »In Ordnung«, sagte er bissig. »Wenn Sie gerne Spielchen spielen, vergeuden wir eben unsere Zeit.« Er grinste – ungefähr so freundlich wie eine Schlange, die gerade ein besonders fettes Kaninchen erspäht hatte – setzte sich vor mir auf die Schreibtischkante und stützte sein Doppelkinn auf die Faust. Tornhill war der mit Abstand fetteste Mensch, den ich jemals gesehen hatte. Er bewegte sich nur langsam, und wenn er ging, dann floß er eher von einem Punkt zum anderen, als daß er lief. Aber im Gegensatz zu den meisten Dicken war er weder gutmütig noch gemütlich.
    »Ihren Namen kenne ich sowieso«, sagte er.
    Nun, da wußte er mehr als ich. Natürlich kannte ich meinen Namen. Er lautete...
    »Tut mir leid, Mister Tornhill«, murmelte ich. »Ich –«
    »Inspektor Tornhill«, verbesserte er mich kalt. »Inspektor Tornhill von Scotland Yard. Mordkommission, um genau zu sein.«
    Mordkommission? Für einen Moment durchbrach eisiger Schrecken das schwarze Gewusel, in das sich meine Erinnerungen verwandelt hatten. Aber ich vermochte das Wort nicht wirklich zu verarbeiten.
    »Also, Mister Andara«, fuhr Tornhill fort, ein triumphierendes Glitzern in den Augen. »Ihren Namen kennen wir, wie gesagt.«
    »Andara?« Ich sah auf. Andara war eindeutig nicht mein Name. »Wie kommen Sie darauf?«
    Tornhill lächelte kalt. »Weil Ihr Bild unten in der Halle hängt, mein Lieber«, erklärte er.
    Irgend etwas in meinem Bewußtsein machte hörbar »Klick«, und plötzlich war ein Teil meiner Erinnerungen frei. Ich sah das Bild vor mir, das kleine Namensschildchen aus Messing darunter und das Gesicht darauf.
    »Das bin nicht ich«, widersprach ich. »Der Mann auf dem Bild ist mein Vater. Mein Name ist... Craven. Robert Craven.«
    »Craven?« Tornhill runzelte die Stirn und sah mich scharf an. Aber er widersprach nicht. Unter dem Bild stand auch ein Datum, soweit ich mich erinnerte – und daß ich keine fünfundfünfzig Jahre alt war, begriff er wohl.
    »Ihr Vater also«, sagte er nach einer Weile. »Dann sehen Sie sich wirklich ähnlich.« Die Art, in der er die Worte aussprach, gefiel mir nicht. Und als ich aufsah, bemerkte ich, wie sein Blick an meiner weißen Haarsträhne hing. Die meisten Menschen, die mich zum ersten Mal sehen, können sich einer abfälligen Bemerkung über den gezackten weißen Blitz in meinem Haar nicht enthalten. Die allermeisten mochten es für eine Modetorheit und mich folglich für einen leicht bescheuerten Geck halten; einige wenige ahnten wohl, daß es mit dieser Strähne

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