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Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer

Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer

Titel: Der Hexer - NR07 - Das Haus unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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entfaltet sie ihre ganze, vernichtende Macht. Bruder Looskamp oder ich könnten das Labyrinthwesen damit verletzen, mehr nicht. Sie können es töten.«
    Ich zögerte, zu antworten. Balestranos Offenheit verwirrte mich, und ich spürte genau, daß er die Wahrheit sagte.
    »Und es ist nicht einmal nötig«, fügte Balestrano hinzu. »Bruder Looskamp wird es Ihnen erklären, wenn Sie einverstanden sind, uns zu begleiten. Es gibt einen Weg, es unschädlich zu machen, ohne es zu zerstören.«
    Verwirrt blickte ich zwischen den beiden ungleichen Männern hin und her. Ich spürte, daß jedes Wort, das sie sagten, genau berechnet war. Sie spielten sich die Sätze zu wie Bälle, nur, um mich zu verwirren und in die Enge zu treiben.
    »Ich verstehe Ihre Sorge, Craven«, fuhr Looskamp fort. »Auch ich habe Angst, und auch die anderen, die uns begleiten werden. Aber wir haben keine Wahl. Und wir können uns schützen. Die Visionen des Labyrinths vermögen uns nichts anzuhaben, und gegen seine Kreaturen werden uns unsere Schwerter verteidigen.«
    »Sicher«, sagte ich. »Das hört sich ganz einfach an. Wie ein Spaziergang.«
    »Das wird es nicht werden«, fuhr der Tempelherr ernst fort. »Fünfzig unserer tapfersten Ritter werden uns begleiten, Craven, und nicht alle von ihnen werden zurückkehren. Vielleicht nicht einer. Vielleicht nicht einmal Sie und ich. Doch wir müssen es tun.«
    »Und was«, fragte ich nach einer endlosen Pause, »bringt Sie auf die Idee, daß ich Sie freiwillig begleiten würde?«
    »Der Umstand, daß wir Sie kennen, Robert«, antwortete Looskamp ernst. »Das Labyrinth wird erwachen, zu einem Wesen ungeheurer Macht und Bosheit. Es hat bereits zu wachsen begonnen, und wenn es erst einmal vollends erwacht ist, kann keine Macht dieser Welt sein Vordringen mehr aufhalten. Es wird sich weiter ausbreiten, Robert. Es wird die benachbarten Straßen verschlingen, die Wasser der Grachten verpesten und ganz Amsterdam unter seine Kontrolle bringen. Dann die umliegenden Städte. Schließlich das ganze Königreich. Vielleicht sogar die ganze Welt.«
    Ich schwieg. Looskamps Worte ließen mich erschaudern, denn wie bei Balestrano zuvor spürte ich, daß sie weder gelogen noch übertrieben waren. Er meinte alles, was er sagte, vollkommen ernst.
    Für die Dauer eines Atemzuges glaubte ich mich zurückversetzt in die sinnverdrehenden Gänge und Katakomben des Labyrinths, spürte ich noch einmal den Pestgestank des Bösen, der dieses Wesen beseelte. Und dann hatte ich fast so etwas wie eine Vision.
    Die Vision einer Stadt, Amsterdams, das von diesem Moloch verschlungen worden war, einer gigantischen Masse zusammengeballter Häuser und Gebäude, Grachten, in denen Blut floß statt Wasser, Häuser, die zu Menschenfallen geworden waren, Straßen, die geradewegs in die Hölle führten. Ich schauderte.
    Looskamp hatte recht. Er war ein Zyniker, ein berechnender, gemeiner Zyniker, hinter dessen freundlichem Lächeln sich pure Bosheit verbarg.
    Aber er hatte recht.
    Ich hatte gar keine andere Wahl, als mich ihnen anzuschließen und mich dem Grauen ein zweites Mal zu stellen.
    »Sie haben gewonnen«, murmelte ich. »Ich helfe Ihnen.«
    Balestrano nickte. »Das habe ich erwartet, Craven.«
    Ich sah ihn an und versuchte eine Spur von Falschheit oder Verrat in seinen uralten Augen zu gewahren, aber da war nichts.
    »Wann wird es... soweit sein?« fragte ich leise. »Wann wird dieses... Ding erwachen?«
    »Wenn wir nichts dagegen unternehmen?« Looskamp überlegte einen Moment und zuckte dann die Achseln. »Bald. In ein paar Tagen. Vielleicht in einer Woche. Länger nicht.«
    »Dann bleibt uns nicht viel Zeit«, murmelte ich.
    Looskamp schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Ich nickte, strich versonnen mit den Fingerspitzen über den Kristallknauf meines Degens und atmete hörbar ein, ehe ich die entscheidende Frage stellte:
    »Wann brechen wir auf?«
    Balestrano lächelte.
    »Jetzt.«

    * * *

    Es war Mittag geworden. Die Stadt war vollends zum Leben erwacht und pulsierte wie ein gewaltiges, steinernes Herz. Auf den Grachten tummelten sich Boote und Kähne, und die schmalen Straßen, die die Wasserwege säumten und durch zahllosen Brücken miteinander verbunden waren, quollen schier über von Menschen.
    Mir war kalt. Trotz der wärmenden Strahlen der Sonne, die wie ein großes gütiges Auge im Zenit des Himmels stand, schien ich innerlich zu Eis erstarrt; meine Finger und Zehen prickelten, und meine Muskeln schienen in einem einzigen,

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