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Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers

Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers

Titel: Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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genießen. Er war gekommen, weil er sich einem Gericht stellen wollte, dessen Schergen ihn von Kontinent zu Kontinent verfolgt und zu töten versucht hatten. Aber jetzt, da er an den Ort seiner Aburteilung zurückgekehrt war, wollten sie offensichtlich nichts mehr von ihm wissen.
    Seufzend zündete er sich ein neues Zigarillo an dem alten, fast bis zu den nikotin- und teerverfärbten Fingern heruntergebrannten Stummel an. Er inhalierte tief, bis sein Kopf von einer bläulichen, übelriechenden Wolke eingehüllt war. »Ich verstehe das einfach nicht mehr, Rowlf«, sagte er. »Seit einer Woche klappern wir jetzt alle alten Kontaktadressen ab, und überall scheint plötzlich eine Mauer zu sein. ›Nie gehört, den Namen.‹ ›Nein, der ist unbekannt verzogen.‹ ›.Monsieur Lasalle? Nein, den gibt es hier nicht, und ich wohne seit zehn Jahren hier.‹ – Es ist zum Verrücktwerden!«
    »Stimmt«, pflichtete Rowlf seinem Herrn und Meister bei. Wie immer, wenn sie allein waren, hatte er sein Pidgin-Englisch vergessen und sprach ohne Akzent, und auch der dümmliche Ausdruck war von seinen Zügen verschwunden. »Aber wie ich dich kenne, gibst du nicht auf, wie?«
    Lovecraft lachte rauh, was ihm die verwunderten Blicke einiger Passanten einbrachte. »Nein, Rowlf«, antwortete er. »Natürlich werde ich nicht aufgeben. Aber vielleicht bleibt mir bald nichts anderes mehr übrig. Die Adressenliste wird allmählich kürzer. Offengestanden weiß ich nur noch eine einzige Möglichkeit, doch noch Kontakt mit meinen ehemaligen Brüdern« – er spie das Wort beinahe aus – »aufzunehmen.«
    »Und die wäre?« fragte Rowlf. Sein Blick spiegelte eine sanfte Sorge. Er hatte bisher kein Geheimnis daraus gemacht, wie wenig er mit dem einverstanden war, was Howard tat.
    »Gaspard«, antwortete Howard. »Immer vorausgesetzt, daß er nicht ebenso verschwunden ist wie alle anderen, wäre es mir sehr... unangenehm, zu ihm gehen zu müssen. Aber es scheint, als gäbe es keine andere Möglichkeit mehr.« Er seufzte enttäuscht.
    »Warum reisen wir nicht zurück nach London?« schlug Rowlf vor. »So, wie es aussieht, scheinen sie kein Interesse mehr an dir zu haben.«
    Howard nickte böse. »Du drückst es schon ganz richtig aus, Rowlf – so, wie es aussieht.« Er schüttelte heftig den Kopf, trat an den Straßenrand und hielt nach einer Kutsche Ausschau.
    »Hast du vergessen, was in London passiert ist?« fragte er. »DeVries kam nicht aus freien Stücken. Ich kann es nicht riskieren, daß noch mehr Unschuldige meinetwegen in Gefahr geraten.« Er erspähte eine freie Mietkutsche, hob die Hand und wartete schweigend, bis der Wagen vor ihnen angehalten hatte und der Kutscher vom Bock sprang, um den Schlag aufzureißen. Rasch sagte er ihm eine Adresse, die Rowlf nicht genau verstand, wartete, bis sein hünenhafter Begleiter in den Wagen gestiegen war, und kletterte schnaubend hinterher.
    »Wohin fahren wir?« fragte Rowlf, als sich die Kutsche schaukelnd in Bewegung setzte. »Ins Hotel?«
    Howard schüttelte den Kopf. »Zu Gaspard«, sagte er nach kurzem Zögern. »Oder zumindest dorthin, wo er gewohnt hat, als ich das letzte Mal hier in Paris war.«
    »Du hast den Namen nie erwähnt«, bemerkte Rowlf. »Was ist das für ein Mann? Ein... Freund von dir?«
    Ein sonderbarer Ausdruck von Trauer huschte über Lovecrafts hagere Züge. »Freund?« wiederholte er. Dann lächelte er, aber auch dieses Lächeln wirkte traurig. »Ja, wir... waren einmal Freunde«, antwortete er, aber er sprach in einem Ton, als rede er mit sich selbst. »Gute Freunde sogar. Aber dann habe ich seine Freundschaft mißbraucht, und jetzt würde ich mich schämen, ihm unter die Augen zu treten.«
    »Und trotzdem fahren wir hin?«
    Howard nickte. »Nach allem, was vorgefallen ist, kann er mich eigentlich nur noch, hassen«, sagte er leise. »Er würde mir bestimmt mit Freuden helfen, Kontakt mit den Templern herzustellen. Er weiß, daß das hiesige Templerkapitel mich zum Tode verurteilt hat. Und wenn er mich zu ihnen bringt, kann er sich wenigstens an mir rächen. Ohne auch nur einen Finger zu krümmen.«
    Rowlf runzelte die Stirn und setzte dazu an, eine weitere Frage zu stellen, aber dann fiel ihm der sonderbare Ausdruck in Howards Augen auf, und er schwieg. Er war lange mit Howard zusammen, vielleicht länger, als irgendein anderer Mensch vor ihm. Und vielleicht kannte er ihn besser als irgendein anderer. Aber es gab noch immer eine Menge Dinge, die er nicht wußte. Und

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