Der Hexer - NR08 - Im Bann des Puppenmachers
Boden. Blaue, zischende Elmsfeuer rasten durch den Saal, sprangen über Steine und Menschen und Metall und erloschen. Dann explodierten die Fensterscheiben. Alle auf einmal und nach innen.
Ein grellweißer Blitz zuckte durch eines der zerborstenen Fenster herein, schlug in den Boden und raste in irrsinnigem Zickzack durch die Halle, um die Maschinenmenschen zu treffen und zu weißglühendem Schrott zu verschmelzen.
Aber davon merkte ich schon nichts mehr. Ich verlor das Bewußtsein und ging zu Boden. Allmählich bekam ich auch darin Routine.
* * *
Diesmal dauerte es Stunden, bis ich erwachte. Ich lag auf einer Couch in einem kleinen, behaglich eingerichteten Salon, und das erste, was ich sah, war das ausgeglühte Skelett eines elektrischen Kronleuchters, der über mir an der Decke pendelte. Dann regte sich etwas neben mir, und als ich den Kopf wandte, erkannte ich das faltenzerfurchte Gesicht Jean Balestranos. In seinen Augen stand eine Mischung aus vorsichtiger Erleichterung – und Angst.
Angst vor mir, dachte ich düster. Es war nicht das erste Mal, daß ich diesen Ausdruck in den Augen eines Menschen las. Aber bei Balestrano tat er besonders weh.
»Sind wir schon alle tot und im Himmel, oder leben wir noch?« fragte ich. Meine Stimme klang fremd in meinen eigenen Ohren. Eher wie ein Krächzen.
Balestrano lächelte flüchtig und wurde sofort wieder ernst. »Wir leben noch, Robert«, sagte er. »Dank Ihnen.«
Ich erwiderte sein Lächeln, versuchte mich aufzusetzen und sank stöhnend wieder zurück, als sich das Zimmer um mich herum zu drehen begann.
»Überanstrengen Sie sich nicht«, sagte Balestrano sanft. »Sie haben sehr viel Kraft verbraucht.« Er schwieg einen Moment, seufzte tief und hörbar und sah mich wieder mit einer Mischung aus Freundlichkeit und mühsam unterdrückter Angst an.
»Ich will gar nicht wissen, was Sie getan haben, Robert«, sagte er ernst. »Aber was immer es war, ich danke Ihnen. Ohne Sie wären wir tot.«
»Es war kein –« Ich bemühte mich, das Wort spöttisch klingen zu lassen. »– kein Teufelswerk, wenn Sie das meinen, Balestrano, sondern –«
»Ich will es nicht wissen«, sagte er noch einmal, und diesmal so scharf, daß ich unwillkürlich aufsah.
»Warum?« fragte ich. »Können Sie es nicht mit Ihrem Gewissen vereinbaren, sich von den Mächten das Leben retten zu lassen, die Sie bekämpfen? Ich habe so wenig mit dem Satan zu tun wie Sie.«
»Ich weiß«, antwortete Balestrano. »Und jetzt hören Sie auf davon, Robert. Wir haben später Zeit genug, uns über alles zu unterhalten. Vorerst werde ich dafür sorgen, daß Sie und Ihr Freund Rowlf gesund gepflegt werden und Sie wieder zu Kräften kommen. Das ist das mindeste, was ich Ihnen schulde.«
»Nein, Balestrano«, sagte ich leise. »Sie schulden mir mehr.«
Balestrano schwieg, aber sein Stirnrunzeln vertiefte sich.
»Ich habe Ihnen das Leben gerettet«, fuhr ich fort. »Ihnen und jedem einzelnen Mann in Ihrer Begleitung. Vielleicht habe ich sogar Ihren ganzen verdammten Orden vor dem Untergang gerettet, und das wissen Sie. Mit einem Dankeschön allein kommen Sie mir nicht davon.«
Es dauerte lange, bis Balestrano antwortete. »Und was verlangen Sie?« fragte er, obwohl er die Antwort so gut kannte wie ich.
»Howard«, sagte ich. »Sie werden Howard in Ruhe lassen. Ich brauche Ihre Pflege nicht, so wenig wie Ihre Dankbarkeit. Alles, was ich verlange, sind frische Kleider und eine Kutsche, die uns zurück nach Paris und zum Bahnhof bringt. Howard und Rowlf und ich fahren noch heute zurück nach London. Und Sie werden diese teuflische Menschenjagd abblasen, die Sie seit zehn Jahren veranstaltet haben.«
Balestrano antwortete nicht, sondern sah mich nur weiter ernst und voller Trauer an. Aber es war auch nicht nötig, daß er irgend etwas sagte. Ich las die Antwort in seinen Augen. Jean Balestrano war ein mächtiger Mann, und er war ein harter Mann. Vielleicht der härteste und mächtigste Mann, der in diesem Teil der Welt lebte. Aber er war auch ein Ehrenmann.
Ich wußte, daß er seine Schuld begleichen würde.
Aber ich war mir nicht sicher, ob wir noch Freunde sein würden, wenn wir uns das nächste Mal trafen.
E N D E
Und in vierzehn
Tagen lesen Sie:
Es war ein Fehler gewesen, an der Seance teilzunehmen, noch dazu als Medium. Aber hinterher ist man immer klüger.
Nun, es war geschehen, und alle, die um den Tisch herumsaßen, hatten die Erscheinung gesehen, die ich mit meinen Kräften
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