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Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Titel: Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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ich versuchen können, einen der Grabsteine wegzutragen. Ihr Körper schien Tonnen zu wiegen. Das Flackern ihres Gesichtes nahm zu. Irgend etwas anderes, Rotes, blitzte durch ihre Engelszunge.
    »Flieh, Robert«, wimmerte sie. »Ich... weiß nicht, wie lange ich... noch durchhalte. Lauf... weg.«
    Ich verstand nicht, was sie meinte und sagte es ihr, aber Shadow schien meine Worte gar nicht zu hören.
    »Flieh«, stöhnte sie. »Lauf... weg, Robert, so lange du es... noch kannst. Lauf.«
    »Ich lasse dich nicht hier!« beharrte ich.
    »Du... weißt nicht, was du tust«, stöhnte Shadow. »Ich hätte... den Obelisken niemals berühren dürfen. Du hättest mich nicht... nicht mitnehmen dürfen. Lauf... weg. So lauf doch!«
    Und dann geschah etwas Grauenhaftes.
    Shadows Gesicht zerfloß wie eine Maske aus Wachs, die zu lange in der Sonnenhitze gelegen hatte. Ihre Haut wurde dunkel und porös, die Augen zogen sich zu schmalen, katzenähnlichen Schlitzen zusammen, aus ihrem sanften, sinnlichen Mund wurde ein schreckliches, V-förmiges Insektenmaul, die Nase wurde zu einem doppelten, widerlich pulsierenden Schlitz, und aus ihrer Stirn wuchsen zwei kleine, aufwärts gebogene Hörner!
    »Du hättest auf mich hören sollen, Robert Craven«, sagte sie, während sie aufstand, die schrecklichen ledernen Fledermausflügel zu ihrer vollen Spannweite von fast fünf Metern ausstreckte und mich aus rotglühenden Augen anstarrte.
    Ich hörte ihre Worte kaum.
    Wie gelähmt stand ich da, unfähig, einen Muskel zu rühren oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
    Das einzige, was ich denken konnte, war, daß ich mich getäuscht hatte. Es gab etwas Schlimmeres, als einem leibhaftigen Engel gegenüber zu stehen.
    Dem leibhaftigen Teufel nämlich...

    * * *

    »Kommen Sie.« Wieder war es das Mädchen mit den traurigen Augen, das ihn am Arm ergriff und fortbrachte. Howard wehrte sich nicht. Er hätte auch nicht die Kraft dazu gehabt, selbst wenn er es gewollt hätte. Seine Glieder fühlten sich schwer und taub an wie aus Blei, und in seinem Nacken, dort, wo der dünne Nervenfaden seine Haut durchstochen hatte, war ein furchtbares Brennen. Farbige Kreise tanzten vor seinen Augen, und er fühlte sich so schwach, daß das Mädchen ihn stützen mußte. Torkelnd verließ er die Halle und wankte neben dem Mädchen einen niedrigen, düsteren Gang hinauf. Die Luft roch faulig.
    »Robert«, flüsterte er. »Was habt ihr mit... Robert vor?«
    »Nichts«, antwortete das Mädchen. »Er ist nicht wichtig. Niemand wird ihm etwas zuleide tun.«
    Howard blieb stehen und hob mit einem Ruck den Kopf. Sofort begann sich der Stollen um ihn herum zu drehen. Ihm war übel. Er fühlte sich, als hätte er wochenlange Zwangsarbeit in einem Steinbruch hinter sich. Es war nicht nur dieser bizarre Traum gewesen. Shub-Niggurath hatte darauf verzichtet, ihn vollkommen zu absorbieren, wie seine anderen Opfer zuvor. Aber er hatte ihm etwas von seiner Lebenskraft genommen. Howard fühlte sich um Jahre gealtert.
    »Warum habt ihr mich dann gezwungen, ihn zu rufen?« fragte er. »Du lügst!«
    »Die Kinder von Maronar lügen niemals«, erwiderte das Mädchen stolz. »Ihrem Freund droht keine Gefahr, Lovecraft. Nicht von uns. Er ist nur ein Werkzeug. So wie Sie und Cohen –«
    »Und du«, schnappte Howard.
    Die Spitze verfehlte ihre Wirkung. Das Mädchen nickte nur und erklärte mit großem Ernst: »Ganz recht, Mister Lovecraft. Wie ich. Wie wir alle hier.«
    »Wer seid ihr?« fragte Howard, der plötzlich eine Chance sah, mehr über dieses unterirdische Reich und seine Bewohner zu erfahren.
    Aber die Mitteilsamkeit des Mädchens verging so rasch, wie sie aufgekommen war. »Sie werden alles erfahren, sobald es an der Zeit ist«, sagte sie. »Und sobald entschieden wurde, wieviel Sie wissen sollen. Ich darf nicht darüber reden.«
    »Dann sag mir wenigstens deinen Namen«, bat Howard.
    Das Mädchen lächelte. »Erika«, sagte sie. »Mein Name ist Erika Longfellow. Aber Namen zählen hier unten nichts.«
    »Und wer verbietet dir, zu reden?« beharrte Howard. »Dieses Rattenungeheuer?«
    »Die Königin?« Erika schüttelte den Kopf. »Nein. Sie ist nur ein Diener wie wir alle. Vielleicht einer, der in der Gunst der Herren ein wenig höher steht als wir, und trotzdem nur ein Werkzeug.«
    »Und wer seid ihr?«
    »Die Kinder Maronars«, sagte Erika. »Aber das würden Sie nicht verstehen.«
    »Glaubst du?« fragte Howard mit einem raschen, bitteren Lächeln. »Ich bin in

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