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Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Titel: Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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zerstörte Stadt zurückschwamm, wachte ich aus dem Zustand dumpfer Benommenheit auf, in den ich beim Betrachten der Bilder versunken war.
    Fast gewaltsam riß ich meine Gedanken in die Wirklichkeit zurück, sah mich um und schwamm auf den noch am wenigsten zerstörten Teil der Stadt zu. Ich war nicht hier, um über Dagons Grausamkeiten nachzusinnen, sondern um ihn aufzuhalten.
    Um ihn zu töten.

    * * *

    Es war kalt geworden. Mit dem Tag war auch die Wärme gegangen, und hier, eine halbe Meile vor der Küste, fielen die Temperaturen doppelt so schnell als an Land. Von der See stieg eine unsichtbare Welle eisiger Luft auf, und das Holz des Bootes fühlte sich an wie erstarrtes Eis.
    Gorney schlang die Decke enger um die Schulter und hielt die Hände dicht vor den Mund, um hineinzublasen. Seine Finger waren erstarrt, und das einzige Gefühl, das überhaupt noch darin war, war Schmerz. Zum wohl hundertsten Male in dieser Nacht preßte er die Augenlider zusammen und blickte zu den vier leuchtendrot gestrichenen Schwimmern hinüber, die die Position des Netzes anzeigten und träge auf dem tintenschwarzen Wasser lagen. So träge wie jetzt lagen sie seit Sonnenuntergang dort, und Gorney befürchtete, daß sich dieser Zustand auch bis zum nächsten Morgen nicht ändern würde.
    Das Schicksal war gegen ihn. Gorney hatte es schon hundert Mal bereut, an diesem Abend herausgefahren zu sein, um zu fischen. Die Nächte wurden jetzt schon empfindlich kalt, und während der letzten Wochen hatten sich die Geschichten gemehrt, die von sonderbaren Dingen berichteten, die hier draußen vor sich gehen sollten. Lichter, die manchmal erscheinen, ein unheimlicher Nebel, den es nicht geben durfte, ein Schiff, das immer verschwand, wenn jemand versuchte, sich ihm zu nähern... Gorney hatte nichts von alledem geglaubt. Er war zwar alt, aber noch nicht so alt, daß man ihn mit Geschichten vom Klabautermann erschrecken konnte. Er hatte alle Warnungen ignoriert und war allein und nach Dunkelwerden hinausgefahren, um noch einmal sein Glück zu versuchen.
    Jetzt bereute er es. Der Platz, an den er gefahren war, war nur wenigen bekannt, und das war auch gut so. Es war einer der ergiebigsten Fischgründe, ein Ort, von dem er normalerweise selbst im Winter oder bei Sturm nicht mit leerem Netz zurückgekommen wäre. Bis jetzt.
    In den letzten fünf Stunden hatte sich nicht ein einziger Fisch gezeigt. Es war, dachte er schaudernd, als hätte irgend etwas das Leben in weitem Umkreis aus dem Meer vertrieben.
    Aber da war kein Etwas. Er war allein. Allein mit sich, der Nacht und seinen Gedanken, die immer nur um einen einzigen Punkt kreisten.
    Er würde das Boot verlieren. Am nächsten Morgen, pünktlich Schlag acht, würde der Mann von der Bank kommen, und wenn er dann nicht wenigstens einen Teil seiner rückständigen Raten begleichen konnte, würde er ihm das Boot wegnehmen. Kent, der Bankdirektor, bei dem er vor zwei Tagen noch einmal vorgesprochen hatte, hatte in diesem Punkt keinen Zweifel aufkommen lassen. Wenn er nicht zahlte – wenigstens etwas – würden sie ihm das Boot wegnehmen und ihn als Bettler zurücklassen.
    Das war auch der Grund, aus dem Gorney hier herausgekommen war; nachts und bei stürmischem Wetter, alle Warnungen mißachtend und alle Erfahrungen, die ihm ein Leben als Küstenfischer beschert hatten, in den Wind schlagend. Aber das Risiko hatte sich nicht gelohnt. Seine Netze waren leer, und sie würden es auch bleiben. In weitem Umkreis zeigte sich nicht das geringste Leben. Und war da nicht ein Geräusch im Singen des Windes, das nicht hierher gehörte, ein Schatten, der ein wenig zu massiv war, um wirklich noch ein Schatten zu sein?
    Gorney schalt sich im stillen einen alten Narren, aber es half nichts. Die Vorstellung hatte sich in sein Gehirn eingenistet und vergiftete sein Denken, und plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, glaubte er mehr und mehr Geräusche und Dinge zu hören und zu sehen. Das dort hinten, was war das? Eine Nebelbank? Wirklich nur eine Wolke, die auf das Meer herabgesunken war, oder...
    Dann sah er es:
    Es war ein Schiff, aber es war ein Alptraum von einem Schiff, ein Gigant, schwarz und mit Segeln, die wie dämonische Krallen nach dem tief hängenden Himmel schlugen und Narben in die Bäuche der Wolken rissen, umgeben von brodelnden Schwaden eines umheimlichen Nebels wie höllischem Atem.
    Gorney wollte schreien, aber er konnte es nicht. Der Anblick lähmte ihn. Er spürte, wie das Boot unter

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