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Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung

Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung

Titel: Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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ich mich wieder herum, hob McGillycaddys Gewehr auf und riß den Schlagbolzen heraus. Dann drehte ich die Waffe herum und warf sie ihm so heftig vor die Füße, daß er abermals zurückfiel und vor Schrecken aufschrie.
    »Sie verdammter Idiot!« brüllte ich. »Haben Sie in Ihrem Schädel auch noch für irgend etwas anderes Platz als für das Wort ›schießen‹, Sie Blödmann? Das war vielleicht unsere letzte Chance!«
    McGillycaddy starrte mich an, gab ein glucksendes Geräusch von sich und preßte die Hände gegen das Gesicht. Zwischen seinen Fingern sickerte dunkles Blut hervor, aber der Anblick tat mir nicht im geringsten leid.
    »Sind... sind Sie verrückt geworden, Craven?« wimmerte er. »Der Kerl hat Hunter umgebracht, und er wollte auch mich töten!« Er stemmte sich in die Höhe und kam torkelnd näher, die Hände immer noch gegen die Wangen gepreßt.
    »Verdammt noch mal, Craven – auf welcher Seite stehen Sie eigentlich?« brüllte er.
    Die wütende Antwort, die mir auf der Zunge lag, blieb mir im wahrsten Sinne des Wortes im Halse stecken. Plötzlich begriff ich, wie recht McGillycaddy hatte – von seiner Warte aus. Woher sollte er wissen, daß ich Shannon kannte – und daß ich ihn als Freund kennengelernt hatte! Woher sollte er wissen, warum ich verhindern wollte, daß er Shannon tötete?
    »Sie stehen auf ihrer Seite!« behauptete McGillycaddy. Seine Stimme schnappte fast über. »Ich habe es gewußt«, behauptete er. »Sie sind ein Verräter. Sie... Sie arbeiten mit ihnen zusammen. Diese Mörderbande gehört zu Ihnen, Craven!«
    Ich ohrfeigte ihn, aber diesmal blieb der Schlag ohne Wirkung. McGillycaddy krümmte sich wimmernd, aber nur, um ein paar Schritte zurückzutorkeln und mit hoch erhobener Stimme loszubrüllen: »Sie gehören dazu, Craven! Diese Mörderbande und Sie stecken unter einer Decke!«
    Plötzlich war es wieder still. Unheimlich still. Ich glaubte geradezu zu spüren, wie sich aller Aufmerksamkeit auf McGillycaddy und mich richtete, wie sich die Blicke von zweihundert Augenpaaren wie glühende Dolche in meinen Rücken bohrten.
    »Das... das ist Unsinn«, sagte ich stockend. »Ich kenne diesen Mann, das stimmt, aber –«
    »Sie geben es also zu!« kreischte McGillycaddy. »Sie wollen uns alle umbringen, Craven! Sie stecken mit ihnen unter einer Decke.«
    Die Stille war einem drohenden, an- und abschwellenden Raunen und Wispern gewichen – und dem Schleifen von hunderten von Füßen, die einen langsam enger werdenden Kreis um McGillycaddy und mich herum bildeten. Ich glaubte die Feindseligkeit, die plötzlich in der Luft lag, regelrecht zu riechen.
    »Lassen Sie es mich erklären, McGillycaddy«, sagte ich beinahe verzweifelt. »Es ist nicht so, wie Sie glauben. Ich kenne diesen Mann von früher, aber ich habe nichts mit ihm zu schaffen. Ich –«
    McGillycaddy stieß einen Schrei aus, packte mich warnungslos bei den Rockaufschlägen und wollte mich zu Boden schleudern, aber ich war zu schnell für ihn. Mit einem blitzschnellen Hieb sprengte ich seinen Griff und stieß ihn grob von mir. Aber seine Hand zerriß meine Rocktasche.
    Etwas klirrte dicht neben mir auf den Boden, und McGillycaddys Augen wurden rund vor Erstaunen. Hastig senkte ich den Blick – und unterdrückte im letzten Moment ein entsetztes Stöhnen.
    Das Klirren kam von den drei kleinen, fünfzackigen Wurfsternen, die aus meiner zerrissenen Tasche gefallen waren. Die Shuriken des toten Drachenkriegers, die Bannermann aufgehoben und mir gegeben hatte, weil ich besser damit umzugehen wußte als er.
    Es konnte sein, daß diese drei Wurfsterne jetzt mein Schicksal besiegelten...
    McGillycaddy bückte sich nach einem der Sterne und hob ihn auf. Zwei, drei Sekunden lang starrte er den Wurfstern aus hervorquellenden Augen an, dann drehte er sich herum, ging zu dem Toten neben der Tür und beugte sich über ihn.
    Als er zurückkam, hielt er einen zweiten Shuriken in der Hand. Einen, dessen scharfe Kanten rot vom Blut des Toten waren.
    »Und was ist das, Craven?« fragte er lauernd. Obwohl er sehr leise sprach, war ich sicher, daß seine Worte bis in den hintersten Winkel des Raumes verstanden wurden. »Was ist das für eine Waffe? So etwas habe ich noch nie gesehen.« Plötzlich trat er auf mich zu, packte mich bei den Rockaufschlägen und fuchelte so dicht vor meinem Gesicht mit dem blutigen Stern herum, als wolle er mir die Augen ausstechen. Ich machte nicht einmal den Versuch, mich zu wehren. Hätte ich auch nur die

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