Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung

Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung

Titel: Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
begann sich zu verändern. Shannon hatte den Unterschied bemerkt, als sie auf das Deck hinausgetreten waren. Die Veränderung war noch nicht sichtbar, nicht real: alle Dinge schienen, wie sie gewesen waren, und gleichzeitig... anders.
    Die Masten der DAGON kamen ihm vor wie Spinnenbeine, groß und häßlich, das Schiff wie ein gewaltiges pulsierendes Ding, das Heulen des Windes wie ein Chor wutverzerrter gellender Stimmen. Ihre Zeit lief ab.
    Necron hatte sie gewarnt, und nach allem, was Shannon über den UNAUSSPRECHLICHEN gehört und gelesen hatte, nahm er diese Warnung sehr, sehr ernst. Das Schiff näherte sich dem Sog, und mit ihm näherte es sich dem Zentrum seiner Macht, dem Chaos, das vor dem Beginn der Welt gewesen war und nach ihrem Ende sein würde. Die Vernichtung der DAGON war nur der Anfang. Das Schiff würde zerstört werden, sich in ein unglaublich fremdes, lebensvernichtendes Etwas verwandeln, lange ehe es den wirbelnden Mahlstrom erreichte und darin zerschmettert wurde. Auch sie würden mit ihm untergehen, wenn sie sich dann noch an Bord befanden.
    Einer der Männer blieb plötzlich stehen und deutete mit dem Schwert nach vorne. »Er kommt, Shannon« sagte er. »Er hat das SIEGEL bei sich.«
    »Ich weiß«, nickte Shannon.
    »Aber er ist nicht allein«, fuhr der Krieger fort. »Es sind andere bei ihm. Bewaffnete. Ich spüre den Willen zum Kampf in ihnen.«
    »Und?« fragte Shannon. »Wir werden sie töten. Nur das SIEGEL ist wichtig.« Er deutete mit der Hand zum Achterdeck hinunter und fuhr, mit leicht erhobener Stimme, fort: »Geht. Vernichtet alle, die sich euch in den Weg stellen, aber rührt den Siegelträger nicht an. Er gehört mir.«
    »Sie fliehen, Shannon«, widersprach Kahrim. »Der Sohn des Hexers hat ein Tor geöffnet, durch das sie flüchten.«
    »Sie werden nicht schnell genug sein«, sagte Shannon überzeugt. »Sobald das SIEGEL in unserer Hand ist, wird dieses Schiff dem Chaos anheimfallen.«
    Er hatte keinerlei Beweis dafür, daß es wirklich so war, und doch spürte er, wie nahe er der Wahrheit mit seinen Worten kam. Schon jetzt war die Nähe des Chaos wie ein übler Geruch zu spüren. Er wußte, daß es einzig die Anwesenheit des SIEGELS auf diesem Schiff war, die den UNAUSSPRECHLICHEN noch davon abhielt, sich mit seiner ganzen Macht auf die DAGON zu stürzen und sie zu zerstören.
    Der Gedanke, der daraus folgerte, ließ ihn schaudern. Aber er hatte keine Wahl.
    »Weiter«, sagte er befehlend. Kahrim hielt seinem Blick noch einen Sekundenbruchteil lang stand, dann drehte er sich um und ging mit raschen Schritten hinter den anderen her. Shannons Hand kroch ein Stück weiter auf das Schwert in seinem Gürtel zu. Niemand merkte es.

    * * *

    Es war unheimlich still. Durch die offenstehende Tür am anderen Ende der Halle wetterleuchtete der blaue Widerschein des Gewitters, und ich konnte spüren, wie sich die DAGON unter unseren Füßen wand wie ein waidwundes Tier. Es war noch kälter geworden. Und etwas war geschehen, das ich nicht in Worte zu fassen vermochte, dafür aber um so deutlicher spürte.
    Das Fremde war stärker geworden. Viel stärker.
    Bisher hatte ich angenommen, es wäre die Nähe des geheimnisvollen Wesens, das in Bannermanns Gestalt geschlüpft war, die ich fühlte, aber das stimmte nicht. Es gab noch etwas anderes; etwas, das sehr viel mächtiger war und gleichzeitig düsterer und fremdartiger, kein Geist wie der des Bannermann-Wesens, sondern etwas wie eine dunkle Macht, ein Vernunft- und seelenloses Prinzip des Bösen, das sich wie ein Pesthauch über der DAGON ausgebreitet hatte und das an Stärke gewann, mit jedem Atemzug, den ich tat. Es war, als näherten wir uns dem Zentrum eines unsichtbaren Gewitters.
    War es das, wovor Bannermann mich hatte warnen wollen, als er sagte, daß ich nicht nur gegen menschliche Gegner kämpfen würde? dachte ich. Dieses fremde, erschreckende Ding, das seine Klauen nach der DAGON ausgestreckt hatte wie eine unsichtbare Spinne?
    Ich schauderte.
    »Da drüben ist was«, sagte McGillycaddy nervös. Sein Finger spielte am Abzug der Winchester, was mich besorgt aufblicken ließ. Ich war längst nicht mehr sicher, daß es eine gute Idee gewesen war, ihn und seine vier Schlägertypen mitzunehmen. Aber ich hatte gesehen, daß er – trotz allem – auch ein Mann war, der mit der Waffe umzugehen wußte und sich seiner Haut zu wehren verstand. Und gegen Shannon und seine vier Begleiter konnte ich jedes bißchen Unterstützung gebrauchen,

Weitere Kostenlose Bücher