Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft
Baphomet-Anbeter hier sind. Ich glaube euch, daß euer Gott das Volk der Majunde schützt. Doch es sind fremde Götter gekommen, Götter, die mächtiger und böser sind als die der weißen Männer. Mächtiger als euer Gott.«
»Hüte deine Zunge, du weißer Hund!« sagte eine Stimme hinter ihm. »Niemand beleidigt ungestraft unsere Götter!«
Shannon und ich fuhren beinahe im gleichen Moment herum. Der gesamte Stamm schien zusammengekommen zu sein und bildete einen weit gespannten, aber auch dicht geschlossenen Halbkreis um uns, das Feuer und den Alten. Jetzt hatte sich dieser Halbkreis geteilt, um einem hochgewachsenen Mann Platz zu machen, der einen buntbestickten Mantel und eine hölzerne Maske vor dem Gesicht trug. Seiner Aufmachung nach zu schließen, mußte er so etwas wie der Medizinmann oder Magier des Stammes sein. Natürlich, dachte ich wütend. Irgendeiner mußte immer stänkern.
Shannon deutete eine Verbeugung an. »Es lag mir fern, euren Gott zu beleidigen«, sagte er mit einer Stimme, die vor Kälte beinahe knisterte. »Doch ich weiß, wovon ich spreche. Euer Gott mag mächtig und gut sein, doch sie, vor denen zu warnen wir gekommen sind, sind mächtig und böse. Sie sind es, denen eure Brüder und Schwestern geopfert wurden, deren Tod ihr beklagt, und sie werden noch mehr töten.«
»Du lügst!« behauptete der Maskierte. Seine Stimme klang nur dumpf unter der hölzernen Maske hervor, und ihr verzerrtes Echo ließ mich schaudern. Und ich spürte, daß ich nicht der einzige war, der urplötzlich Furcht vor diesem Mann empfand. Der Abstand, den die Eingeborenen zu ihm hielten, die schüchternen Blicke und verborgenen Gesten, waren kein Respekt. Wenn die Majunde für diesen Mann irgend etwas empfanden, dann Angst.
Plötzlich trat er einen Schritt zurück, hob den linken Arm und schob den anderen unter den Mantel. Seine freie Hand deutete auf mich.
»Diese beiden sind gekommen, um uns mit ihren Lügen zu täuschen!« behauptete er. »Aber der mächtige Gott der Majunde läßt sich nicht täuschen. Seht, was er denen tut, die seine Kinder zu belügen versuchen!«
Ein furchtbarer Schmerz schoß durch meine Brust, so plötzlich, als hätte jemand einen glühenden Dolch direkt in mein Herz gestoßen. Ich keuchte, taumelte einen Schritt zurück und brach in die Knie. Ein vielstimmiger Schrei drang aus der Reihe der Majunde, aber ich hörte ihn kaum, sondern kämpfte mit verzweifelter Kraft darum, atmen zu können. Der Schmerz wurde immer stärker, steigerte sich zu purer Agonie und ließ das Lager vor meinen Augen hinter einem Vorhang aus wabernden roten Schemen verschwimmen.
»Hör auf!« Yo Mais Stimme übersetzte die Worte des Alten, so laut und in einem derart befehlenden, herrischen Tonfall, daß der Maskierte unwillkürlich den Blick hob. Seine rechte Hand kroch unter dem Umhang hervor, und im gleichen Moment erlosch der fürchterliche Schmerz in meiner Brust.
Mit einem erleichterten Keuchen sank ich nach vorne, fiel auf das Gesicht und rang würgend nach Atem. Der glühende Dolch war aus meiner Brust verschwunden, aber allein die Erinnerung an den Schmerz ließ mich weiter stöhnen und mich wie einen getretenen Wurm winden. Ich atmete, aber ich hatte noch immer das Gefühl, keine Luft zu bekommen; in meiner Kehle schien flüssige Lava zu sein, und eine unsichtbare Hand preßte mein Herz zusammen. Mein Pulsschlag war unregelmäßig und rasend und tat weh.
Erst, als Shannon neben mir niederkniete und die Hand auf mein Herz legte, ließen Schmerz und Atemnot allmählich nach. Aber es dauerte lange, und ich fühlte, wie schwer es dem jungen Magier fiel, das zu tun, was er mit die geheimen Kräfte meines Körpers mobilisieren meinte. Erst nach endlosen Minuten war ich wieder so weit, mich zu erheben und – kraftlos auf Shannons Arm gestützt – auf Yo Mai und den Alten zuzuwanken.
»Verzeiht unserem Magier«, übersetzte Yo Mai die Worte des Ältesten. »Er ist unbeherrscht und jung, und er haßt die Weißen Teufel, denn sie haben seine Familie verschleppt und getötet.« Yo Mais Stimme klang dabei warm und voll ehrlichem Bedauern, aber ich hörte auch die Worte des Alten, die der junge Majunde übersetzte. In ihnen war nichts von dem ehrlichen Zorn, den Yo Mai empfand.
»Um all dem ein Ende zu bereiten, sind wir hier«, sagte Shannon. »Ich flehe dich an, Yo Mai – mach eurem Ältesten klar, daß wir es ehrlich meinen.«
»Wann hat es ein Weißer Teufel jemals ehrlich gemeint?« fauchte der
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