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Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Titel: Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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natürlich vor Jahrmilliarden entstandenen Hohlraumes, der noch nie das Licht der Sonne erblickt hatte. Das Wesen spürte keinen Schmerz, denn dazu war es nicht fähig, sondern wand sich nur ein paarmal wie ein getretener Wurm, hob seinen augenlosen Schädel und kroch schwerfällig zur Mitte der gewaltigen Gesteinsblase.
    Dann...
    Ein dünner, hellgrün glühender Faden aus Licht teilte die äonenalte Finsternis, berührte den Ssaddit und tötete ihn in Bruchteilen von Sekunden. Das unheimliche Glühen des Feuerwurmes erstarb, und mit einem Male war die Alptraumkreatur nicht mehr als ein Stück verkrümmt daliegender, schwarzer Schlacke.
    Aber das Licht erlosch nicht, sondern wanderte weiter, glitt hierhin und dorthin und verharrte schließlich in der Mitte der Höhle, genau unter der flammenden Wunde, die Dagons Kreatur in ihre Decke geschlagen hatte. Es begann zu pulsieren, wuchs, schrumpfte wieder zusammen und dehnte sich aus, bis aus der flammenden Lichtnadel ein ellipsoides Etwas aus purer Helligkeit geworden war.
    Im Inneren der unheimlichen Erscheinung begannen sich Schatten zu bilden. Eine Weile tanzten sie hektisch hin und her, als wären die Kräfte, die sie lenkten, noch nicht stark genug, sie zu einem Körper zu ballen. Dann ertönte ein heller, peitschender Laut, und aus den Schatten wurde ein drei Meter hohes, monströses Etwas, ein Ding, tausendmal schlimmer als ein Fiebertraum, tentakelpeitschend und geifernd, mit riesigen, blutigroten Augen. Mit einem einzigen Schritt trat der Gigant aus dem leuchtenden Tor heraus. Unter seinen Füßen bebte der Boden, und als er an den verendeten Ssaddit herantrat und ihn mit einem seiner zahllosen Gliedmaßen berührte, zerfiel der Kadaver zu feiner, grauer Asche.
    Für eine Weile stand der Riese einfach da, starrte ins Nichts und schien zu lauschen. Dann, mit einer Bewegung, die seinem plumpen Äußeren Hohn sprach, drehte er sich herum und trat wieder in das Tor hinein. Das grüne Lichtmeer zuckte und wogte wie bewegtes Wasser hinter ihm, und kaum war sein Körper mit dem Glühen verschmolzen, schrumpfte es wieder zu einem Lichtfaden zusammen. Dann erlosch es.
    An der Decke der Höhle begann der Fels abzukühlen. Nach einer Weile glühte der Fels nurmehr in sanftem, sehr dunklem Rot, und etwas später erlosch auch dieses. Die Wunde, die der Erde geschlagen worden war, war wieder verheilt. Die Dunkelheit, die seit Äonen die unterseeische Höhle beherrscht hatte, nahm ihr Reich wieder in Besitz. Es schien, als wäre nichts geschehen.
    Und doch hatte sich etwas verändert. Niemand wußte es, niemand spürte es, nicht einmal die, die sein Kommen herbeigefürchtet hatten, und doch war der Tod dieses einen Ssaddit die erste Schlacht gewesen. Eine Schlacht, die vielleicht die endgültige Entscheidung über das Schicksal dieser Welt herbeiführen würde.
    Denn der UNAUSSPRECHLICHE war zurückgekehrt in die Wirklichkeit, die zu bewachen ihm aufgetragen worden war.
    Bewachen.
    Nicht beschützen.

    * * *

    Die NAUTILUS war längsseits gegangen. Das gewaltige Turmluk hatte sich geöffnet, und einer von Nemos Männern hatte eine Laufplanke ausgelegt, so daß wir das Unterseeboot trockenen Fußes erreichen konnten. Harmfeld hatte sich nicht mehr gesträubt, Nemos »Einladung« Folge zu leisten und an Bord der NAUTILUS überzuwechseln – wenn auch höchstwahrscheinlich weniger aus Einsicht, als vielmehr, weil er von dem Gehörten und Erlebten viel zu schockiert war, um überhaupt zu so etwas wie Widerspruch fähig zu sein. Ich war ein wenig enttäuscht, Howard nicht im Turm vorzufinden, aber Nemo erklärte mir, daß er im Salon auf mich und den Kapitän der ZUIDERMAAR warten würde, und ich beeilte mich, die gewendelte Eisentreppe hinunter in die Kommandozentrale der NAUTILUS zu laufen.
    Unser Wiedersehen war so herzlich, wie man es nach allem, was in der Zwischenzeit geschehen war, erwarten konnte. Howard schloß mich schlichtweg in die Arme und preßte mich so heftig an sich wie eine Mutter, die ihren totgeglaubten Sohn wiedergefunden hat. Einen Moment lang ließ ich seine stürmischen Freudenbezeugungen über mich ergehen, dann löste ich mich aus seiner Umarmung, trat einen Schritt zurück und musterte ihn von Kopf bis Fuß.
    Howard sah nicht gut aus; aber das konnte man von einem Mann, der Wochen an einer tödlichen Krankheit gelitten hat, auch schwerlich erwarten. Tiefe graue Schatten lagen auf seinen Wangen, und seine Augen hatten einen fiebrigen Glanz, der wohl nur

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