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Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Titel: Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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die überdimensionale Wanne mit dem Färbemittel. Ihr Rand befand sich in seiner Brusthöhe, und als die Beine unter ihm nachgaben, blieb Cromber mit über den Rand gebeugtem Oberkörper hängen.
    Langsam klärte mein Blick sich vollends, und im gleichen Maße gingen der Kopfschmerz und das Gefühl der Lähmung zurück. Ich richtete mich auf und atmete ein paarmal tief durch. Mit anfangs noch unsicheren, aber rasch fester werdenden Schritten ging ich auf Cromber zu. Sein Geschrei war inzwischen verstummt. Ich zweifelte nicht daran, daß der Mann bewußtlos geworden war.
    Mit einer unbewußten Bewegung strich ich mir die schweißnassen Haare aus der Stirn, blieb unmittelbar hinter ihm stehen und wollte nach ihm greifen, als er herumfuhr. Seine zur Faust geballte Hand kam hoch, öffnete sich, und dann sah ich nur noch, wie eine rötliche Flüssigkeit in mein Gesicht spritzte. Crombers Aktion kam völlig überraschend. Viel zu spät erst gelang es mir, schützend die Hände hochzureißen.
    Myriaden von Sonnen explodierten mit unglaublich greller Helligkeit vor meinen Augen. Wie eine feurige Lohe fraß sich der Schmerz in mein Bewußtsein. Überall waren Flammen, um mich herum und selbst in mir. Ich spürte, wie meine Augen von dem Feuer ausgebrannt wurden und ich in eine Welt ewiger Finsternis stürzte, aus der ich nie wieder zurückkehren würde. Ich schrie und taumelte blind umher, stieß gegen unförmige Dinge, bis das Feuer nach einigen Sekunden erlosch und die Dunkelheit einen fast mildtätigen Schleier um mich wob.
    Ich brach in die Knie. Noch einmal gelang es mir, die Augen aufzureißen. Für einen Sekundenbruchteil entstand das unscharfe, verschwommene Bild der Fabrikhalle auf meiner Netzhaut, so wie eine falsch belichtete und zudem noch verwackelte Photographie. Dann senkte sich endgültig die Nacht über mich.
    Aber das Bild hatte sich als die letzte bewußte Wahrnehmung tief in mein Gehirn eingegraben. Ich hatte nicht einmal mehr die Kraft, einen Schrei auszustoßen, während ich in einen endlosen dunklen Schacht fiel. Auch Anthony Cromber kam nicht mehr dazu.
    Immer noch hatte ich das Bild der zwei Drachenkrieger vor mir, die plötzlich aus dem Nichts neben ihm aufgetaucht waren, und immer noch glaubte ich das niedersausende Schwert zu sehen, mit dem sie den Mörder ihres Gefährten richteten, während ich bewußtlos nach vorne fiel...

    * * *

    Es kann nicht wahr sein! hämmerte es immer wieder hinter Jeff Conroys Stirn, doch dessen ungeachtet wußte er, daß die sirupartige graue Masse die Wahrheit gesagt hatte. Robert Craven hatte ihm erzählt, daß er den Sieg über ES nur mit der Hilfe des Grauen Bredshaw errungen hatte. Der Gedanke an das, was er über Bredshaw erfahren hatte, ließ Jeff schaudern. Sein ganzes Leben lang war dieses Wesen für ihn nur eine Legende gewesen; die düstere Legende über einen Mann, der sich mit den Mächten des Bösen eingelassen hatte und dafür von ihnen bestraft worden war. Erst seit einigen Tagen kannte er die Wahrheit über den Grauen Bredshaw. Auch nach mehr als zwei verflossenen Jahrhunderten war es dem Bewußtsein des Mannes gelungen, sich im Seelenverband des Ungeheuers seine Identität zu bewahren.
    Das Wissen ließ Jeff Conroy frösteln und erfüllte ihn mit einer Vielzahl widerstreitender Empfindungen: Gefühle, die er nicht in Worte zu kleiden vermochte.
    »Wie sind Sie den Trümmern des einbrechenden Ganges entkommen?« erkundigte Jeff sich, als er sich nach einigen Minuten beruhigt hatte und wieder einigermaßen klar denken konnte. Einer instinktiven Eingebung folgend dachte er die Worte zwar konzentriert, aber zugleich so leise, daß es einem gedanklichen Flüstern gleichkam.
    »Auch nachdem ich wieder zu dem geworden war, was ES aus meinem Körper gemacht hatte, hatte ich nicht vor, Robert und dich zu verfolgen. Im Gegenteil, ich ahnte, was kommen würde und bin so weit wie möglich geflohen. Dadurch bin ich der Vernichtung entgangen.«
    »Können Sie mir helfen, hier herauszukommen?« fragte Jeff Conroy hoffnungsvoll.
    Momentan war er bereit, jede Hilfe zu akzeptieren, auch wenn der alleinige Anblick der amorphen Masse, die sich um seine Füße wand, ihn immer noch mit Ekel erfüllte. Er konnte sich immer noch nicht vorstellen, daß sich innerhalb dieser unförmigen Schleimmasse ein intelligentes, menschliches Bewußtsein befand. Jeff kannte Bredshaw durch die zahllosen Legenden, die sich um seine Gestalt rankten. Er war als hager und aristokratisch

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