Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Titel: Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
bin der Graue Bredshaw«, übermittelte das schleimige Wesen ihm. »Mir gehört dieses Anwesen!«

    * * *

    Etwas krampfte sich um mein Herz und drohte es zusammenzupressen. Ich hatte den Hebel umgelegt, mit dem die Halterung der Winde blockiert wurde, aber es passierte – nichts!
    Nichts, außer daß Cromber einen weiteren Schuß abgab. Der Schreck hatte mich für einen Augenblick bewegungslos werden lassen, Gerade rechtzeitig gelang es mir noch, den Kopf zur Seite zu reißen. Auch diese Kugel wurde von dem Eisenverdeck der Winde abgefangen, ohne daß sie mich verletzte. Dafür löste die Wucht des Hiebes, mit der das Projektil gegen die Verkleidung schmetterte, die Blockierung. Rasselnd glitt die Kette, durch die die Stoffbahn von dem Kran hochgehalten wurde, über ein Zahnrad. Die eiserne Handkurbel drehte sich im gleichen Tempo mit.
    Als Cromber die Gefahr erkannte, war es bereits zu spät. Der schwere Stoff flatterte wie ein Vogel mit überdimensional großen Schwingen auf ihn herab und begrub ihn unter sich. Cromber gab noch einen weiteren Schuß ab, der jedoch nur einem instinktiven Zusammenkrampfen der Finger entsprang. Die Kugel schoß in schrägem Winkel in die Höhe und schlug wirkungslos in die Decke der Halle.
    Sofort sprang ich hoch und rannte los. Ich hatte nicht einmal Zeit, den Stockdegen zu ziehen. Es war mir gelungen, Cromber für den Moment zu überwältigen, aber es konnte nur Sekunden dauern, bis er sich von dem Tuch befreit hatte.
    Ich erreichte ihn im gleichen Moment, in dem er die Stoffbahn zur Seite schleuderte. Einen Herzschlag lang starrten wir uns gegenseitig an. Seine Augen waren gerötet. Speichel troff von seinen Lippen.
    Wie ich vermutet hatte, war Cromber zu einem Tier geworden, das nur noch von seinen Instinkten geleitet wurde. Ich wußte nicht, was ihn in diesen Zustand getrieben hatte, aber ich machte mir Vorwürfe. Ich hatte mich während der Konferenz gehen lassen, aber ich hatte nicht ahnen können, Anthony Cromber, diesen so bullig und stark wirkenden menschlichen Koloß, an einem so wunden Punkt zu treffen, daß er darüber gleich den Verstand verlor.
    Ich reagierte um eine Zehntelsekunde schneller als er. Mein Tritt fegte ihm den Revolver aus der Hand. Klirrend landete die Waffe in einiger Entfernung auf dem Boden, unerreichbar für uns beide. Cromber schrie auf, hatte sich aber sofort wieder gefangen und bewies, daß ich ihn keineswegs überschätzt hatte. Meine Hand zuckte zum Degen, doch ich konnte den Knauf nicht einmal berühren.
    Seine Hände wurden zu blitzartig vorschnellenden Klauen, die mein Fußgelenk packten und sich wie eine stählerne Klammer darum schlossen. Ein Ruck brachte mich aus dem Gleichgewicht.
    Mit einem erstickten Schrei stürzte ich nach hinten. Mein Kopf schlug gegen irgend etwas Hartes, dann zuckte ein stechender Schmerz durch meinen Schädel. Für einen Augenblick war ich wie gelähmt. Farbige Kreise tanzten vor meinen Augen, ich spürte kaum, wie ich auf dem Boden aufschlug.
    Als mein Blick sich wieder klärte, sah ich nur noch einen Schatten, der unglaublich schnell auf mich zugeflogen kam. In einer verzweifelten Bewegung wälzte ich mich zur Seite. Cromber landete dicht neben mir auf dem Boden, aber ich war immer noch zu benommen, um die Situation ausnutzen zu können. Ich versuchte mich aufzurichten, aber die Arme gaben unter dem Gewicht meines Körpers nach. Ermattet sank ich zurück und schnappte nach Luft. Einige Dutzend Teufelchen schienen mit Hämmern in meinem Kopf zu wüten.
    Mit einem wölfischen Knurren auf den Lippen richtete Cromber sich auf. »Ich habe dir prophezeit, daß ich dich töten würde, Craven!« stieß er gehetzt hervor und wischte sich mit dem Handrücken Speichel vom Kinn. Ein triumphierendes Grinsen huschte über sein Gesicht, als er sich erneut auf mich stürzte.
    Irgendwie schaffte ich es, mit letzter Kraft meine Beine anzuheben und sie vorzustoßen, obwohl Tonnengewichte an ihnen zu hängen schienen. Es war eine vom Instinkt bestimmte Bewegung, aber es war die einzige Reaktion, zu der ich noch fähig war. Und manchmal kann sie treffsicherer als eine gezielte sein, vor allem aber ist sie unbelastet von Skrupeln. Meine vorschnellenden Füße trafen Cromber während seines Sprungs im Gesicht. Für einen Moment schien die Zeit stehenzubleiben.
    Ich trug modische, aber solide Stiefel. Sein Gesicht hatte dem Aufprall nichts entgegenzusetzen.
    Anthony Cromber schrie auf. Er wurde zurückgeschleudert und prallte gegen

Weitere Kostenlose Bücher