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Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Titel: Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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fest. Die Laterne entglitt seinen Händen und polterte zu Boden, wo sie verlosch. Silberne Fäden schimmerten im Lichtschein, der aus der Kammer drang. Glitzernde Fäden, die ein Netz bildeten, das die ganze Tür umfaßte. Wenn es nicht so unglaublich groß gewesen wäre, hätte man es für ein Spinnennetz halten können, doch jeder einzelne der Silberstreifen war so dick wie ein Wollfaden.
    Aber es war keine Wolle. Es war –
    Flachs!
    Roher Flachs, aber auf eine unbegreifbare Art verändert. Mit aller Kraft riß Hank Jackson an den Fäden, die an seiner Haut und Kleidung festklebten.
    Bowland hatte seinen Schrecken überwunden und kam ihm zu Hilfe, doch nicht einmal ihre gemeinsame Kraft konnte die glitzernden Fäden zerreißen. Sie waren stabil wie Eisenketten und klebten wie Pech.
    Hank schrie wieder los, als er erkannte, daß er nicht freikam. Eine Woge nachtschwarzer Finsternis überschwemmte seinen Geist. Er war plötzlich nicht mehr als ein Bündel zitternder Angst. Sein Herz pochte mit der Lautstärke eines Hammerwerks. In seinen Schläfen rauschte das Blut. Schwarze Schatten tanzten vor seinen Augen.
    Blindlings warf sich Hank Jackson hin und her. Er traf auf einen massiven Widerstand, und im nächsten Moment gellte ein entsetzter Schrei, unmittelbar neben ihm ausgestoßen, in seinen Ohren.
    Der Schrei ernüchterte ihn ein wenig und riß ihn wieder in die Wirklichkeit zurück.
    Bowland hatte versucht, ihm zu helfen, doch mit seinen panischen Bewegungen hatte Hank seinen Freund aus dem Gleichgewicht gebracht. Er war nach vorne gestürzt – in das Netz hinein. Seine schützend vorgestreckten Hände waren durch die Maschen gerutscht, so daß sie das einzige waren, was er noch frei bewegen konnte. Ansonsten klebte er vom Kopf bis zu den Waden fest. Die Fäden zogen sich über sein Gesicht, seine Haare und die gesamte Kleidung.
    Aber Bowland war selbst jetzt zu lethargisch, um ebenfalls in Panik zu verfallen. Er hatte vor Schreck und Überraschung geschrien, sich dann aber sofort wieder gefangen.
    »Zieh deine Klamotten aus!« befahl er gehetzt. Die klebrigen Fäden erschwerten ihm das Sprechen. Aber er war nicht in Panik. Er schien nicht einmal wirklich erschrocken, sondern allerhöchstens verstört.
    Hank starrte ihn einen Augenblick lang ungläubig an, aber dann stahl sich ein verstehendes Funkeln in seine Augen.
    »Du meinst, ich komme...«
    »Red nicht soviel, sondern zieh dich endlich aus.«
    Bowlands Pragmatismus hatte ihn die einzige Möglichkeit, wie sie aus dieser Falle entkommen konnten, erkennen lassen. Hank war immer noch zu verwirrt, um auf den naheliegenden Gedanken zu kommen. Dabei war es so einfach. Er war weder mit den Händen noch mit dem Gesicht mit dem Netz in Berührung gekommen. Die Fäden klebten nur an seinem Hemd und der Hose.
    Das Hemd loszuwerden war nicht einmal allzu schwer. Vorsichtig, um die Fäden nicht doch noch zu berühren, streckte er die Hände durch die Maschen und öffnete die Knöpfe. Sekunden später war er aus dem Hemd geschlüpft. Die Hose stellte ihn vor größere Probleme. Obwohl er den Oberkörper nun wieder frei bewegen konnte, wurde er fast zum Schlangenmenschen, bis er sich endlich völlig befreit hatte.
    »Du mußt ein Messer oder etwas anderes Scharfes finden. Das alte Schwert muß noch irgendwo liegen«, keuchte Bowland. »Rasch, beeil dich. Ich glaube, ich habe etwas gehört.«
    Erneut schoß ein eisiger Schrecken durch Jacksons Glieder und drohte ihn zu lähmen. Bowland hatte sich nicht getäuscht. Auch er nahm ein Geräusch wahr. Etwas wie ein feines Schaben, dessen Herkunft er sich nicht erklären konnte. Es klang... unheimlich.
    In fieberhafter Eile suchte er nach einem Schneidewerkzeug. Sie trugen zwei Schußwaffen bei sich, aber die Revolver konnten ihnen hier nicht helfen. Es hätte eines mittelgroßen Munitionsdepots bedurft, die hunderte von feinen Fäden zu durchschießen. Aber irgendwo mußte noch ein altes, verrostetes Schwert herumliegen. Sie hatten alles Gerümpel, das sich zuvor in der Kammer gestapelt hatte, an einer Wand aufgeschichtet. Zumindest jedes Stück, das auch nur den geringsten Wert besitzen mochte. Sollte Carringham durch irgendeinen unglücklichen Zufall einmal von diesem Raum erfahren, sollte er ihnen keinen Diebstahl vorwerfen können. Deshalb mußte auch das Schwert noch irgendwo herumliegen.
    Verbissen durchwühlte Hank all das Gerümpel, wobei er immer wieder kurze Pausen einlegte, um in die Halle hinauszulauschen. Das

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