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Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter

Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter

Titel: Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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mündeten. Dahinter gähnte ein unglaublich tiefer Abgrund.
    Bill näherte sich vorsichtig der Kante, ließ sich auf die Knie sinken und beugte sich vor. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, aber ich sah, wie er erschrocken zusammenzuckte, und trat mit einem raschen Schritt neben ihn.
    Mir schwindelte, als ich in die Tiefe sah.
    Ich hatte niemals einen Schacht von solcher Tiefe erblickt. Er mußte einen Durchmesser von einer Meile haben, wenn nicht mehr, und obgleich auch er von dem unheimlichen, flackernden Licht erfüllt war, verlor sich mein Blick irgendwo in unbestimmter Tiefe, ohne irgendwo auf eine Begrenzung zu stoßen. Schaudernd richtete ich mich auf und trat zwei, drei Schritte von der Kante zurück.
    Es war schlichtweg zum Wahnsinnigwerden! Ich kannte diesen Schacht! So, wie ich dieses Labyrinth kannte, die verschlungenen Symbole an den Wänden, den unheimlichen Odem, der es erfüllte wie Pestgestank.
    Mit aller Macht versuchte ich mich zu erinnern, versuchte mir vorzustellen, wie der Berg der Weißen Götter aussehen mochte, ohne die schrecklich versteinerten Menschen, ohne dieses gräßliche Schlangenlicht und –
    Annies Schrei drang abrupt in meine Gedanken. Ich fuhr hoch und herum, verlor auf dem glattgeschliffenen Boden fast den Halt und blickte alarmiert in die Richtung, in die ihre ausgestreckte Hand wies.
    »Da drüben!« keuchte sie. »Da steht jemand!«
    Auch ich erkannte jetzt eine Gestalt, wenngleich sie noch viel zu weit entfernt war, sie deutlicher denn als verschwommenen hellen Schemen auszumachen. Trotzdem – irgend etwas war an ihr, das...
    Das Gefühl des deja-vu in mir wurde übermächtig.
    Ohne auf Codys erschrockenen Zuruf zu achten, ging ich los und begann den gewaltigen Schacht zu umkreisen. Die Gestalt schälte sich als heller Fleck aus der milchigen Helligkeit, nahm allmählich Konturen und Umrisse an, wurde...
    zu einem hochgewachsenen, sehr schlanken Wesen mit schulterlangem Haar. Die Glieder schlank und zerbrechlich wie die einer Elfe, aber trotzdem ungemein stark, das Gesicht von einer Schönheit, die sich jeder Beschreibung entzog und die Worte nur mindern konnten.
    Und aus ihren Schultern wuchs ein Paar gewaltiger, strahlendweißer Schwingen, die im Augenblick der Erstarrung wie zum Absprung gespreizt gewesen waren...
    Und jetzt, endlich, wußte ich, wo ich war.
    Ich war schon einmal hiergewesen. Ich hatte schon einmal am Rande dieses ungeheuerlichen Schachtes gestanden, nur daß er damals von brodelndem grünen Licht erfüllt gewesen war, Licht, in dem sich augenlose blinde Horrorwürmer wanden und suhlten, aber im Grunde hatte sich nichts verändert seit damals. Es hatte die Steinfiguren nicht gegeben, und die gigantische Höhle draußen war keine Tropfsteinhöhle gewesen, aber zweihundertfünfzig Millionen Jahre sind selbst erdgeschichtlich eine lange Zeit. Zeit genug, ganze Gebirge aufzuschichten und aus einem gigantischen Krater eine zerschrundene Felslandschaft zu machen. Zeit genug, den riesigen Tempelberg in seinem Zentrum tief ins Innere der Erde zu drücken, so daß nur noch seine Spitze zu erkennen war. Maronar!
    Cody und die anderen holten mich ein, aber ich sah sie gar nicht. Selbst, als Sitting Bull mich ansprach, reagierte ich nicht, sondern starrte weiter entsetzt auf das in totenweißen Kalk eingeschlossene Gesicht der El-o-hym.
    Shadow.
    Es war Shadow, die da am Rande des Pfuhles stand, erstarrt in der Haltung, in der sie Barlaams Rache getroffen hatte.
    Ich hatte gewußt, daß sie tot sein mußte. Sie war zurückgeblieben, um das Tor zu schließen, durch das die Magier von Maronar und ihre schrecklichen Götter den Weg in unsere Welt hatten finden wollen, und mir war klar gewesen, daß sie entweder bei diesem Unterfangen ums Leben gekommen oder von Barlaam getötet sein mußte.
    Aber wie schrecklich die Rache des Meistermagiers von Maronar war, begriff ich erst jetzt.
    Und ich begriff auch noch mehr.
    Es war, als wäre ich Übergangslos aus einem Alptraum erwacht und begriffe nur zögernd, daß es gar kein Traum gewesen war, sondern die Wirklichkeit.
    Das Wesen vor mir war Shadow! Die El-o-hym, an deren Seite ich gegen die Maronesen gekämpft und die ihr eigenes Leben geopfert hatte, um das meine zu retten. Shadow, vielleicht mit Ausnahme Priscyllas das einzige Wesen auf der Welt, das ich jemals geliebt und das dieses Gefühl erwidert hatte!
    »Was ist das?« flüsterte Annie neben mir.
    Ich antwortete noch immer nicht, aber dafür war es

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