Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Titel: Der Hexer - NR27 - Todesvisionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
daran, wie knapp nur ich dem Tod entronnen war. Aber wenn nicht Necron hinter all dem steckte – wer dann? Nun, es war müßig, eine Liste all meiner Feinde zusammenzustellen; ich hätte wohl ein ganzes Notizbuch damit füllen können.
    »Erinnere dich an die Worte des Wächters«, fuhr Shadow fort. »Er hat nicht dich töten wollen. Der Angriff galt einem anderen, diesem Ta-tan-ka, und ich vermute, es ist – Ein gellender Schrei durchbrach die
    Stille.
    Ein Todesschrei, von den Felsen geisterhaft verzerrt und dutzendfach zurückgeworfen.
    Wir fuhren in einer einzigen schnellen Bewegung hoch und herum. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte; aber was es auch war – meine Erwartungen wurden enttäuscht. Die Indianer waren ebenfalls aufgesprungen und hatten nach den Waffen gegriffen, Annie Oakley stand regungslos beim Feuer, und auch Sitting Bull und Buffalo Bill hatten ihre Revolver hochgerissen und suchten nach einem Ziel.
    Es gab keines.
    Nur der Schrei zitterte noch in der Luft, ein Laut, der uns an Schmerz und Tod denken ließ.
    Es war ein Bild wie auf einer bizarren Fotografie: Alles wirkte wie eingefroren, in einem einzigen Augenblick zu einem leblosen Kabinett des Schreckens erstarrt.
    Dann platzte die Eingangsplane des einzigen Zeltes in unserem Lager auseinander, und die hagere Gestalt Lancelot Postlethwaites erschien unter der Öffnung, einen langläufigen Karabiner in den sehnigen Händen.
    In der atemlosen Stille klang das Klatschen des Zeltstoffes wie ein Schuß. Unsere Köpfe ruckten herum, und Postlethwaite konnte dem Himmel danken, daß keiner der Männer die Nerven verlor und einfach auf alles feuerte, was sich bewegte.
    Der Gelehrte stolperte noch einige Schritte weiter, von der plötzlichen Helligkeit geblendet, und blieb dann wie erstarrt stehen.
    Erst glaubte ich, unsere Waffen, so unerwartet auf ihn gerichtet, hätten ihn erschreckt. Dann spürte ich, daß etwas anderes der Grund war. Postlethwaites Augen weiteten sich vor Entsetzen, und binnen Sekunden war sein gesunder, braungebrannter Teint aschfahl geworden. Das Gewehr entfiel seinen Händen, als er schreckensbleich zurücktaumelte, den Arm hob und zum Ende der Schlucht deutete.
    Ich fuhr herum – und wußte nach einem furchtbaren Augenblick der Erkenntnis, woher die entsetzlichen Schreie gekommen waren.
    Ein Mann erschien zwischen den Felsen, schwankte einige Schritte auf das Lager zu und brach mit einem keuchenden Laut in die Knie. Obwohl ich ihm näher stand als alle anderen, nur knapp fünfzehn Yards entfernt, brauchte ich Sekunden, bis ich ihn erkannte. Es war der indianische Posten. Shadow wandte sich mit einem halb erstickten Schrei ab. Mein Magen rebellierte bei dem schrecklichen Anblick, doch ich glaube, ich war einfach zu entsetzt, um noch zu einer anderen Reaktion fähig zu sein als der, dazustehen und zu starren.
    Der Mann hätte längst tot sein müssen: Sein Körper war von Wunden übersät, seine rechte Hand und die Schultern fehlten ganz, und das Gesicht war eine einzige rotglänzende Fläche. Gott allein wußte, was diesen Krieger noch am Leben erhielt.
    Wieder stieß er einen kaum mehr menschlichen Schrei aus, versuchte in einer letzten verzweifelten Bewegung, sich nochmals auf die Füße zu erheben – und brach vollends zusammen. Er mußte schon tot sein, noch bevor sein geschundenes, entstelltes Gesicht den heißen Sand berührte.
    Und noch immer war von einem Angreifer nicht die geringste Spur zu sehen. Nach der endlosen Sekunde des Schreckens kam Leben in die Männer im Lager. Einige der Indianer lösten sich zaghaft aus der Gruppe und näherten sich dem Toten; vorsichtig und nach allen Seiten sichernd.
    Ich riß meinen Blick von dem schrecklichen Bild los, wandte mich zu Shadow um –
    und starrte auf eine nackte Felswand!
    Wo vor Sekunden noch Shadow gestanden hatte, war nun nichts mehr. Deutlich konnte ich die Abdrücke ihrer nackten Füße im Sand erkennen; Spuren, die seltsam verwischt aussahen, als wäre sie plötzlich aus dem Stand nach hinten gerissen worden. Shadow selbst war verschwunden – wie vom Erdboden verschluckt...

    * * *

    Für einen Moment vergaß ich sogar den Toten in meinem Rücken, als mich die Erkenntnis wie ein Hammerschlag traf. Deutlich spürte ich eine Präsenz, die ich nur zu gut kannte: Magie. Der düstere, kalte Hauch lag förmlich in der Luft, aber noch während ich geistesgegenwärtig danach greifen wollte, um seinen Ursprung zu ergründen, verblaßte er schon wieder. Zurück

Weitere Kostenlose Bücher