Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Titel: Der Hexer - NR27 - Todesvisionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
weiter und fuhr sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn, doch ich spürte, daß seine Fröhlichkeit nur aufgesetzt war.
    (Stone Fence: Codys Lieblingsgetränk; ein Schuß Whisky und Zitrone auf ein Glas Apfelmost)
    In Wahrheit litt er genauso unter der unerträglichen seelischen und physischen Belastung wie ich selbst. Aber er war ein Showman und halber Schauspieler und konnte seine Gefühle wohl besser verstecken als ein ausgebuffter Pokerspieler. Jeden anderen hätte er getäuscht. Einen Hexer nicht.
    »Wie geht es Annie?« erkundigte ich mich mit gedämpfter Stimme. »Wird sie es schaffen?«
    Bill sah kurz über die Schulter zurück. »Sie ist ein Naturwunder, Robert«, sagte er dann. »Zäh wie ein Büffel, wenn’s drauf ankommt. Ich bin sicher, daß sie durchhalten wird. Und den alten Bill Cody hat sein Mut noch niemals im Stich gelassen.« Er lachte und schlug sich mit der Faust auf die Brust. »Du wirst sehen, wir finden diesen Necron und seine verdammte Drachenburg und räumen kräftig unter den Brüdern auf.«
    Ich sagte nichts darauf. Bill war so sehr von sich selbst überzeugt, daß es wohl das beste war, ihm seine Illusionen zu lassen. Vielleicht waren sie das einzige, an das er sich noch klammern konnte.
    Die Hitze erstickte das Gespräch, noch bevor es richtig begonnen hatte, und so ließ sich Buffalo Bill nach einer Weile wieder zurückfallen, um nach Annie zu sehen. Ich trieb mein Pferd an, um zu Ixmal aufzuschließen, der unsere Gruppe führte.
    Ihm und seinen Brüdern schien die Hitze nicht das geringste auszumachen. Hoch erhoben und wachsam saß er auf seinem struppigen Pony und starrte in die Ferne. Sein Gesicht, von einem fast braunen Rot wie sein ganzer Körper, blieb unbewegt und verschlossen, als ich ihn ansprach. Vermutlich würde er mir nie ganz trauen.
    »Wie weit noch bis zur Wasserstelle?« erkundigte ich mich, langsam, damit er meine Frage verstand. Ixmal war der einzige unter den Wächterindianern, mit dem ich wenigstens in unserer Sprache reden konnte. Wie und wo er sie erlernt hatte, wußte ich bis heute nicht.
    Er wandte den Kopf und sah mich eine Weile wortlos an. Ich grinste freundlich (wenigstens versuchte ich es, wenn auch kaum mehr als eine Grimasse dabei herauskam) und deutete nach vorn, wo sich die Wüstenlandschaft in einem unendlichen, sanft gewellten Horizont verlor.
    »Das Wasserloch«, wiederholte ich meine Frage. »Wann werden wir es erreichen?«
    Ixmal hob die Arme; eine Geste, die gar nicht zu ihm passen wollte und Ratlosikeit ausdrückte. Und plötzlich glaubte ich sogar eine Spur von Furcht in seine in Blick zu lesen.
    »Weiß es nicht«, sagte er und zuckte die Schultern. »Späher müßten zurück sein lange schon.«
    Das also war es. Der Trupp, den Ixmal losgeschickt hatte, die Gegend zu erkunden. Ich wußte nicht, welchen Auftrag er ihnen erteilt hatte, außer natürlich, die Wasserstelle zu finden, doch sie schienen überfällig zu sein.
    »Glaubst du, daß etwas... passiert ist?« fragte ich vorsichtig. Und wußte im gleichen Moment, daß die Frage überflüssig war. Es war etwas geschehen. Wir fühlten es beide. Fast so, als käme mit dem heißen Wind der Wüste der Geruch von Tod und Schrecken heran.
    »Weiß es nicht«, entgegnete Ixmal. »Männer tapfere Krieger, aber böser Zauber in Wüste. Mächtiger Zauber...«
    Er schien noch etwas sagen zu wollen, hielt aber plötzlich inne, richtete sich im Sattel auf und schirmte seine Augen mit der Rechten gegen die Sonne ab. Ich folgte seinem Blick – und sah nichts. Kein Wunder; die Luft ringsum flirrte im Sonnenglast, und wenn es nicht so verflucht trocken gewesen wäre, hätte man glauben können, mitten in einem Wasserbecken zu sitzen. Ich konnte kaum die Linie des Horizontes erkennen, geschweige denn –
    »Vögel«, sagte Ixmal und deutete nach vorn. »Totenvögel.«
    »Geier?« fragte ich und kniff die Augen zusammen. Ich sah noch immer nichts, im Gegenteil. Die gnadenlose Helligkeit ließ feurige Punkte vor meinen Augen tanzen, und nach wenigen Sekunden mußte ich den Blick abwenden.
    Trotzdem drehte ich mich im Sattel und hielt nach Cody und Postlethwaite Ausschau. Sie ritten zusammen mit Annie ganz am Schluß des Zuges.
    »Bill! Lance!« rief ich zu ihnen hinüber. »Kommt nach vorn, schnell!«
    Nach der lähmenden Stille, in der wir nun schon seit Stunden ritten, klang meine Stimme wie ein Donnerschlag. Fast wäre Postlethwaite vom Pferd gefallen.
    Als die beiden aufgeschlossen hatten,

Weitere Kostenlose Bücher