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Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Titel: Der Hexer - NR27 - Todesvisionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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gerissen, und fünf Männer betraten die kleine Höhle. Weiße Männer in blauer Uniform. Pferdesoldaten.
    Sie sagten etwas, das Monahseetah nicht verstand, zogen ihre Waffen und umringten den alten Zauberer. Mazakootemane redete in der Sprache der Weißen zu ihnen, doch sie schüttelten nur die Köpfe. Einer der Männer zog eine eiserne Kette hervor, an deren Enden runde Stahlbänder klirrten. Er trat auf Mazakootemane zu und wollte ihn bei der Hand ergreifen.
    Der alte Schamane wich zurück und schrie ein Wort in der Weißen-Sprache, das die Männer offenbar sehr wütend machte. Monahseetah sah aus ihrer dunklen Nische heraus, wie sie ihre Waffen hoben und auf den Alten richteten. Der Mann mit der Kette trat noch einmal auf Mazakootemane zu, und abermals wich der Schamane zurück.
    Da schossen sie ihn einfach nieder.
    Das Krachen der Revolver ließ die Höhle erbeben, und für Sekunden war der kleine Raum in den grellen Widerschein der Feuerblitze getaucht.
    Ein leiser Schrei flog über Monahseetahs Lippen, doch im Donnern der Schüsse ging er vollends unter. Die junge Squaw riß die Hände vor ihr Gesicht und wandte sich ab. Zum zweiten Male hatte sie Mazakootemane sterben sehen, doch diesmal war sein Tod Wirklichkeit.
    Erst die erschrockenen Stimmen der weißen Soldaten ließen sie wieder aufblicken. Sie sah, wie die Männer auf den zusammengesunkenen Körper des Schamanen zutraten. Einer von ihnen griff nach dem Gewand des Alten –
    und hob es hoch.
    Mazakootemane war verschwunden – die Kutte war leer!
    Sekundenlang standen die Weißen wie erstarrt da und blickten auf das graue, grobe Tuch. Dann sahen sie sich verblüfft an und begannen wild durcheinanderzureden. Sie gestikulierten und schrien und deuteten immer wieder auf das leere Gewand.
    Schließlich hob einer von ihnen die Hand, und die anderen verstummten und nahmen Haltung an. Der Mann, offenbar ihr Anführer, erteilte in knappen Worten Befehle, und seine vier Begleiter wandten sich um und begannen die Höhle zu durchsuchen.
    Ängstlich duckte sich Monahseetah noch weiter in den Felsspalt. Sie schloß die Augen und hielt gar den Atem an. Glaubte sie, einer Entdeckung zu entgehen, nur weil sie die weißen Männer nicht mehr sah?
    Durch die geschlossenen Lider hindurch bemerkte sie plötzlich, daß Licht auf ihr Gesicht fiel. Als sie die Augen wieder aufriß, sah sie, daß der Anführer der Weißen ein brennendes Scheit aus dem Feuer gezogen hatte und sich der Nische näherte.
    Im nächsten Moment blieb er stehen, hob die Fackel höher, stieß einen leisen Pfiff aus und deutete auf Monahseetah. Seine Kameraden fuhren herum und kamen näher. Sie zerrten das Mädchen aus der Dunkelheit ans Licht.
    Auch jetzt verstand Monahseetah nichts von dem, was sie sagten. Dafür kannte sie die Blicke der Weißen nur zu gut.
    Gierige Blicke, die ihren jungen Körper musterten, über die wohlgeformten Brüste strichen, die sich durch den Stoff ihres Kleides deutlich abzeichneten, über ihre schmalen Hüften und die langen, nackten Beine.
    Einzig der Blick des Anführers blieb unbewegt und kalt, und als einer der Männer die Hand ausstreckte, um die Wange der jungen Indianerin zu berühren, brüllte er einen knappen Befehl, der die vier Männer erstarren ließ. In einer Geste, die wie zufällig wirkte, es aber ganz und gar nicht war, fiel seine Hand auf das Holster seines Revolvers. Fast eine Minute lang redete er lautstark auf die Männer ein, und schließlich ergriffen sie Monahseetah nur bei den Armen, warfen ihr eine Decke über und zerrten sie mit sich in den ewigen Schnee und die Kälte hinaus...

    * * *

    Wir hatten die Schlucht und das Grab des indianischen Wachpostens hinter uns gelassen und waren in die ersten Ausläufer der Mojave-Wüste vorgestoßen.
    Noch gab es Zeichen von Leben ringsum; verkrüppelte Bäume von niedrigem Wuchs, kleine Inseln Wüstengras, hie und da sogar einen Gecko oder einen Wüstenfuchs.
    Letztere konnte ich sogar genauer studieren – an den Gürteln der Indianer, die, sobald sie ein Lebewesen erblickten, zu Pfeil und Bogen griffen und selten ihr Ziel verfehlten. Ich fragte mich, was sie wohl mit den Tieren anfangen wollten. Die Füchse gaben wenigstens noch gute Pelze ab, aber die ekligen grünen Echsen konnte ich mir nur als ausgestopfte Studienexemplare im verstaubten Gerätemagazin einer Universität vorstellen. Ich ahnte nicht, daß ich das Rätsel bereits am Vortag gelöst hatte – indem ich gemeinsam mit den Indianern zu Abend

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