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Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Titel: Der Hexer - NR27 - Todesvisionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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»Schnell, zu den anderen«, drängte ich. »Ein neuer Angriff. Was immer die Krieger getötet hat – es kommt zurück!«
    Er nickte stumm – als wüßte er schon jetzt, was da durch die Wüste auf uns zukam – und beschleunigte seine Schritte. Ich zog ihn halbwegs mit mir, und nach Minuten, die mir wie Ewigkeiten erschienen, erreichten wir endlich das Lager.
    Natürlich hatten uns die anderen bereits kommen sehen und aus unserer Eile ihre Schlüsse gezogen. Bill hatte nach seinem Sharps-Gewehr gegriffen und lud es gerade nach, Postlethwaite fuchtelte mit seinem Museumsstück von Revolver herum. Auch Ixmal und seine verbliebenen neun Krieger waren mittlerweile zurückgekehrt und sahen uns mißtrauisch entgegen.
    Ich blieb beim Feuer stehen und schnappte erst einmal nach Luft. »Dort draußen«, keuchte ich, kaum daß ich wieder zu Atem gekommen war, und deutete zu der Düne hinüber. »Ich habe nicht erkennen können, was es ist, aber es kommt genau auf uns zu. Ein dunkler Schatten.«
    Ixmal übersetzte seinen Gefährten, was ich gesagt hatte, und ohne ein weiteres Wort fuhren die Indianer herum und eilten zu den Felsen, um ihre Waffen zu holen, die sie dort abgelegt hatten.
    Bill nickte grimmig und schob die letzte Patrone in den Lauf seiner Büffelbüchse. Lancelot Postlethwaite sah sich gehetzt um, ließ vor lauter Nervosität seinen Revolver fallen und bückte sich umständlich danach. »Das sind bestimmt die Wölfe«, murmelte er schreckensbleich. »Bestimmt sind das diese Wölfe. Mein Gott, wir sind verloren –
    »Ich wünschte, daß es nur Wölfe wären«, erwiderte ich. Im gleichen Augenblick taten mir meine Worte schon wieder leid. Lance sah mich an, als hätte ich ihn nach der Art gefragt, wie er denn gerne sterben wolle. Wieder entglitt der Revolver seinen nervösen Fingern und schlug in den Sand.
    »Was wollen Sie damit sagen?« flüsterte er und wurde noch eine Spur blasser.
    »Wir müssen damit rechnen, daß diese Wölfe – oder was immer es sein mag –, nicht von dieser Welt sind«, begann ich vorsichtig. Wenn es mir gelang, ihn auf das Kommende vorzubereiten, war der Schock vielleicht nicht gar so groß. »Ich habe Ihnen von Necron erzählt, dem Herrn der Drachenburg. Ich glaube, daß er diese Biester geschickt hat. Und Necron gibt sich nicht mit normalen Wölfen zufrieden.«
    Er nahm es besser auf, als ich erwartet hatte, starrte mich noch sekundenlang ungläubig an, nickte dann aber und bückte sich ein zweites Mal nach seiner Waffe. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff. Lancelot Postlethwaite war keineswegs ein Feigling. Seine Angst hatte einzig den Wölfen gegolten; richtigen Wölfen.
    Es war paradox, aber meine Befürchtung, daß es sich nicht um Tiere aus Fleisch und Blut handelte, schien ihn sogar zu beruhigen. Ich begann zu ahnen, daß damals in der sibirischen Tundra weit mehr vorgefallen war, als er uns erzählt hatte.
    Wir bezogen in aller Eile bei den Felsen Stellung. Die schwarzen, vom Wind geschliffenen Granitblöcke umgaben das Wasserloch in einem zum Tümpel hin offenen Halbkreis, aber in solchen Abständen, daß sie kaum Schutz zu bieten vermochten. Trotzdem gaben sie uns ein (wenn auch trügerisches) Gefühl der Sicherheit.
    Viele der Indianer hielten ihre Bogen in den Händen, die Pfeile schußbereit auf den Sehnen; einige andere hatten Speere ergriffen, die sie nun sorgfältig auswogen. Bill und Lancelot lehnten rechts von mir an den Felsen, die Waffen schon im Anschlag.
    Annie kauerte zwischen ihnen, das Gewehr fest umklammert. Wäre ihr Blick nicht so voller Angst und mühsam unterdrückter Panik gewesen, hätte ich mich um sie kaum sorgen müssen. Sie konnte als Kunstschützin von uns allen hier am besten mit der Waffe umgehen. Ich hatte miterlebt, wie sie mit einem Querschläger einen kaum zwei Inches breiten Riegel getroffen hatte. Aber die Furcht ließ nun ihre Hände zittern und trübte ihren Blick. Ich machte mir Sorgen um sie; große Sorgen.
    Dann sah ich zur anderen Seite, wo die Indianer angespannt zwischen den Felsen auf den Angreifer warteten, und suchte Sitting Bull.
    Er war nicht unter ihnen!
    Verwirrt richtete ich mich ein Stück auf und ließ meinen Blick noch einmal über die Krieger schweifen. Im Geiste zählte ich mit. Aber es blieben nur zehn Mann. Der Häuptling war verschwunden.
    Ein kalter Schauer überlief mich. Mit einem Keuchen sprang ich auf. Bill sah fragend zu mir hoch, doch ich schüttelte den Kopf und bedeutete ihm, unten zu bleiben. Dann

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