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Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt

Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt

Titel: Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Geräusch, als presse man einen vollgesogenen Schwamm aus. Mit einem gellenden Schrei sprang ich zurück, den rechten Fuß, mit dem ich die Spinne zertreten hatte, so weit von mir gestreckt wie möglich.
    Es dauerte lange, bis Übelkeit und Furcht meine Gedanken so weit losließen, daß ich mir meiner Umwelt wieder bewußt wurde.
    Und mein Blick auf die zersplitterte Hülle der Riesenameise fiel.
    Sie war aufgebrochen, als hätte eine unsichtbare Kraft das glänzende Chitin von innen heraus gesprengt.
    Und aus dem gezackten Riß quollen Spinnen. Taranteln.
    Faustgroße schwarze Taranteln.
    Hunderte.
    Und im gleichen Moment, in dem ich mit einem krächzenden Schrei hochfuhr, formierten sie sich zu einer kribbelnden schwarzen Armee und rasten auf mich zu.

    * * *

    Reynaud de Maizieres’ Herz schlug fast bis zum Zerspringen. Der Wind, der hier oben, rund hundert Meter über dem Wüstenboden, in wütenden Böen fauchte und heiß wie die Hölle war, kam ihm im Augenblick eisig vor, und der gähnende Abgrund vor seinen Füßen erschien ihm wie ein gierig aufgerissenes Maul. Seine Hände zitterten.
    »Das... das ist schwarze Magie«, flüsterte er. »Teufelswerk.«
    Sein Blick hing wie hypnotisiert am Ende der zerborstenen Brücke. Wo vor Augenblicken noch ein zerfranstes, wie von einem wütenden Drachen abgebissenes Ende gewesen war, setzte sich der steinerne Pfad jetzt fort, in schwindelerregendem Winkel gebogen und ohne irgendeine Abgrenzung oder gar ein Geländer, anderthalb Meter breit und so massiv, wie eine Felsenbrücke nur sein konnte. Aber er hatte doch gesehen, daß der Felsen dort abbrach! Seine Augen sagten ihm, daß es eine Fortsetzung des Steges gab, aber seine Erinnerungen behaupteten das Gegenteil. Er war fest davon überzeugt, daß er wie ein Stein in die Tiefe stürzen würde, wenn er auch nur einen Fuß auf dieses vermeintliche Felsband setzte.
    »Nein, Herr, es ist keine Magie«, sagte der Templer neben ihm. Reynaud de Maizieres fuhr herum und starrte ihn aus angstvoll geweiteten Augen an, aber der Mann schüttelte nur sehr ernst den Kopf. »Es ist der einzige Weg, zur Feste Necrons zu gelangen.«
    »Aber die... die Brücke war gerade noch... noch nicht da«, keuchte Reynaud.
    »Sie war da«, behauptete der Templer. »Nur unsichtbar. Der Herr der Drachenburg ist ein mißtrauischer Mann. Und er ist der König der Lügen und Illusionen. Niemand kann seine Burg betreten ohne seine ausdrückliche Einwilligung. Jeder Versuch, gegen seinen Willen dort einzudringen, wäre tödlich.«
    »Und... und du glaubst, wir hätten diese Einwilligung?« fragte Reynaud de Maizieres nervös.
    Der Mann deutete mit einem Lächeln auf die kühn geschwungene Felsbrücke. »Die Tatsache, daß wir die Brücke sehen, beweist es. Kommt jetzt, Herr.«
    Reynaud de Maizieres gab sich einen sichtlichen Ruck. Der Templer hatte in ruhigem, ja beinahe besänftigendem Ton gesprochen, und vielleicht war es gerade das, was ihn wieder zur Vernunft brachte. Er war nicht irgendwer, sondern der Anführer dieser Männer; der Mann, den Jean Balestrano als seinen Vertrauten und Repräsentanten zu Necron gesandt hatte. Er durfte sich keine Schwäche leisten.
    Trotzdem schlug sein Herz schmerzhaft schnell, als er mit einem Schritt auf die Brücke ins Nichts hinaustrat.

    * * *

    Ich rannte wie von Sinnen. Die Spinnen waren hinter mir, Hunderte, wenn nicht Tausende der widerwärtigen, krabbelnden schwarzen Ungeheuer, und immer noch quollen mehr und mehr der ekelhaften Tiere aus dem Chitinpanzer der Riesenameise. Der winzige Teil meines Denkens, der noch zu logischer Überlegung fähig war, sagte mir, daß das vollkommen unmöglich war; die Zahl der Tiere, die in dem leeren Panzer Platz gefunden hätten, war bereits um das Zehnfache übertroffen, und noch immer nahm der wirbelnde Strom kein Ende. Aber dem anderen, weit größeren Teil meines Ichs war diese Logik herzlich egal. Die Spinnen waren da, ganz gleich, ob das nun nach allen Regeln des Verstandes möglich war oder nicht, und sie kamen rasend schnell näher.
    Mein Vorsprung war auf vielleicht zwanzig Schritte angewachsen, und er dehnte sich beständig weiter aus. Selbst eine noch so wütende Tarantel läuft nicht so schnell wie ein Mensch, dem die Furcht im Nacken sitzt. Aber es waren Tausende Tiere, und ihre Kräfte erlahmten nicht halb so rasch wie die meinen. Mein Atem ging schon jetzt so schnell und ungleichmäßig, daß ich keuchte, und meine Beine schienen mit jedem Schritt schwerer zu

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