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Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt

Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt

Titel: Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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ein gutes Stück weiter und fand erst Halt, als ich mich mit beiden Beinen und dem Ende meines Stockdegens in den Boden stemmte.
    Für einen Moment.
    Dann wiederholte sich das Zittern, und plötzlich drang ein tiefes, machtvolles Grollen und Knirschen direkt aus dem Boden heraus.
    Dann explodierte der Trichter. Eine Sandfontäne schoß zehn, fünfzehn Yards weit in die Höhe, und in ihrem Zentrum wuchs etwas Gewaltiges, Glitzerndes heran, bäumte sich mit einem furchtbaren, gleichzeitig zischelnden wie grollenden Laut auf und fiel krachend zurück in den Sand. Etwas Schlankes, Horniges zuckte wie eine Peitschenschnur in meine Richtung, grub eine armlange Furche in den Sand neben mir und zog sich wieder zurück.
    Entsetzt starrte ich das Monstrum an. Die furchtbare Erschütterung hatte mich von den Füßen gerissen und ein Stück weiter die Trichterwand hinabschlittern lassen, und noch immer regneten Sand und Staub auf mich herab, aber trotzdem konnte ich die Kreatur, die da so urplötzlich aus dem Boden gebrochen war, deutlich erkennen. Und jetzt wußte ich auch, woran mich der so harmlos erscheinende Trichter im Sand erinnert hatte. Nur kam diese Erkenntnis ein wenig zu spät...
    Das fast mannslange Ding, das mich aus faustgroßen Augen anstarrte, war nichts anderes als ein Ameisenlöwe, einer jener hinterhältigen Insektenfresser, die in kleinen Sandmulden hocken und darauf warten, daß ihnen Ameisen und andere Kriechtiere in die Falle laufen; eine Falle, die aus nichts anderem als eben diesem Trichter besteht, dessen Wände so fein zerkaut sind, daß der Sand kaum mehr Konsistenz als Wasser aufweist und ein Entkommen daraus schier unmöglich wird.
    Nur daß dieses Exemplar jener unfreundlichen Gattung halb so lang war wie ein ausgewachsener Mensch und über Mandibeln verfügte, die mir mit einem freundlichen Zwicken den Arm abtrennen konnten...
    Trotzdem schien das Ungeheuer zu zögern, einen Gegner von meiner Größe anzugreifen. Seine dunkelvioletten Augen musterten mich mit stummer Wut, und die übermannslangen, dünnen Peitschenfühler, die beiderseits seines Maules aus dem Schädel wuchsen, zuckten nervös hierhin und dorthin und wirbelten den Sand auf. Aber es griff noch nicht an. Vielleicht war ich ihm wirklich ein wenig zu groß als Zwischenmahlzeit; vielleicht war es auch nur irritiert, weil es noch nie eine Ameise mit Bart und Lackschuhen gesehen hatte.
    Gleichwie – der Moment erschien mir günstig, die Flucht zu ergreifen. Vorsichtig, um nicht auf dem lockeren Sand abermals den Halt zu verlieren und kopfüber zwischen die ungeputzten Zähne des Ungeheuers zu purzeln, stemmte ich mich hoch und begann rücklings den Trichter hinaufzugehen.
    Genauer gesagt, ich versuchte es. Der lockere Sand gab unter meinen Füßen nach wie Staub. Ich fiel, schlitterte einen weiteren Yard in die Tiefe und kam mit einem entsetzten Keuchen wieder zum Stillstand. Der Ameisenlöwe stieß einen grollenden Laut aus. Seine chitingepanzerten Beine wühlten im Sand.
    Panik stieg in mir hoch. Ich wälzte mich herum, krallte Hände und Füße in den lockeren Sand und begann mit verzweifelter Kraft, den Hang hinaufzukriechen.
    Ein Fehler, der mich um ein Haar den Kopf gekostet hätte. Im wortwörtlichen Sinne.
    Das Rieseninsekt war vielleicht zu blöde, um zu erkennen, daß ich ganz und gar keine Ameise war – aber es war nicht zu dumm, meine reichlich lächerlichen Schwimm- und Kraulbewegungen als das zu erkennen, was sie darstellen sollten: nämlich als Flucht. Und es reagierte, wie ein Raubtier auf ein flüchtendes Opfer nun einmal reagiert.
    Die Bestie stieß ein fürchterliches Röhren aus und bäumte sich auf. Plötzlich klatschte einer ihrer Peitschenfühler auf mich herab, bildete vor meinem Gesicht eine Schlinge und zog sich mit einem kurzen, harten Ruck zusammen. Hätte ich nicht blitzartig den Kopf zwischen die Schultern gezogen und mich gleichzeitig wieder ein Stück nach unten rutschen lassen, wäre es um mich geschehen gewesen.
    Ich fuhr herum, sah einen titanischen Schatten auf mich zufliegen und riß instinktiv meinen Stock in die Höhe.
    Ein heftiger Schlag traf meine Arme und trieb meine Ellbogen bis zu den Handgelenken in den Sand. Der Stock wurde mir entrissen. Dann schien ein Berg auf mich herabzustürzen. Die Luft wurde mir aus den Lungen getrieben. Ich sah nichts mehr.
    Drei, vier Sekunden lang lag ich vollkommen reglos da, bis die Erkenntnis, daß ich noch lebte, ganz langsam in mein Bewußtsein drang. Das

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