Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt

Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt

Titel: Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
bereitet«, murmelte ich. Shadow nickte. Dann fiel mir der Fehler in ihren Worten auf.
    »Und du?« fragte ich. »Wieso geschieht dir nichts? Bist du immun gegen die Wirkung dieses... dieses Wahnsinnsschirmes?«
    Shadow schüttelte traurig den Kopf. »Nein. Meine Kräfte reichen, die üble Ausstrahlung der Drachenburg zu neutralisieren; hier, dicht an ihrer Grenze. Wärest du hundert Schritte tiefer in ihren Wirkungsbereich geirrt, hätten auch Sitting Bull und ich dich nicht mehr retten können.«
    »Aber es muß doch irgendeinen Weg geben!« schrie ich. Shadow blieb ruhig. Sie wußte, daß mein Zorn nicht ihr galt Ich spürte eine Mischung aus Zorn und fast körperlich schmerzender Enttäuschung wie selten zuvor. Und Hilflosigkeit.
    »Es gibt einen Weg«, bestätigte Shadow.
    Ich fuhr herum. »Wo?« keuchte ich.
    »Irgendwo«, antwortete Shadow ernst. »Vielleicht hier, vielleicht zehn Meilen entfernt, vielleicht hundert. Eine Brücke, die durch das Nichts zwischen den Wirklichkeiten direkt zu Necrons Burg führt. Aber nur die, denen Necron selbst den Weg weist, vermögen sie zu passieren.«
    »Dann... dann müssen wir diese verdammte Brücke suchen!«
    »Aber das ist doch Wahnsinn«, mischte sich Sitting Bull ein. »Du kannst –
    »Kein größerer Wahnsinn, als jetzt umzukehren, so dicht vor dem Ziel!« unterbrach ich ihn wütend. »Zum Teufel, ich denke ja nicht daran, jetzt kehrtzumachen, ausgerechnet jetzt, wo Necrons Rattenloch zum Greifen nahe vor uns liegt!«
    »Wir haben keine andere Wahl«, sagte Shadow ruhig. Sie deutete nach Westen. »Bill, Ixmal, Annie und der Professor sind vorausgegangen. Sie werden drei Tage auf uns warten, nicht länger. Allein und ohne Wasser und ausreichende Ausrüstung ist es Selbstmord, uns auf die Suche machen zu wollen. Wir haben nicht einmal genug Wasser, einen einzigen weiteren Tag durchzustehen. Und die Suche kann Wochen dauern!«
    Ich wollte widersprechen, aber in diesem Moment erscholl direkt über uns ein gellender, langgezogener Schrei. Sitting Bull, Shadow und ich fuhren in der gleichen Sekunde herum.
    Gerade noch rechtzeitig, um den in Weiß und Silber gekleideten menschlichen Körper zu sehen, der keine zwanzig Yards von uns entfernt wie ein Stein aus dem Himmel stürzte und auf den Felsen zerschellte.
    Sitting Bull schloß mit einem lautlosen Seufzen die Augen und wandte sich ab, als der Mann mit einem dumpfen, sonderbar weichen Laut auf den Felsen aufschlug, und auch ich wandte mich hastig ab und preßte für eine Sekunde die Lider aufeinander. Nicht, daß ich das Bild des stürzenden Mannes damit wirklich aus meinem Bewußtsein hätte verdrängen können...
    Erst als Shadow mit einem halblauten Ruf aus ihrer Erstarrung erwachte und mit weit ausgreifenden Schritten auf den Mann zurannte, bewegten auch Sitting Bull und ich uns wieder.
    Der Mann war tot, daran bestand kein Zweifel. Obwohl er mit großer Wucht auf den Felsen aufgeschlagen sein mußte, war er kaum verletzt – äußerlich zumindest. Aus seiner aufgeplatzten Unterlippe sickerte ein wenig Blut, und in seinen weit aufgerissenen, erstarrten Augen stand ein Ausdruck ungläubigen Entsetzens. Zumindest konnte er kaum mehr Schmerz verspürt haben.
    Aber an all das dachte ich kaum, als ich neben Shadow trat und auf den Leichnam herabsah.
    Mein Blick hing wie hypnotisiert an dem schneeweißen, ärmellosen Hemd, das der Mann über seinem silbernen Kettenpanzer und den Hosen aus dem gleichen Material trug. Ein weißes Hemd mit einem gleichschenkligen, blutroten Kreuz, das von einem metallbesetzten Gürtel gehalten wurde. An der linken Seite dieses Gürtels hing ein Schwert, zerbrochen beim Sturz, aber noch in der ledernen Hülle steckend, und auf dem Kopf des Mannes prangte eine silbergraue Kappe aus Metallgeflecht.
    Der Tote sah aus wie ein Ritter.
    Um genau zu sein, wie ein Tempelritter...
    Langsam, ganz langsam trat ich zurück, hob den Kopf und blickte nach oben, im gleichen Moment, in dem auch Shadow und Sitting Bull ihre Blicke von dem Toten lösten und in den Himmel hinauf blinzelten.
    Wir standen wenige Schritte neben der Flanke des Felsberges; einer Flanke, die gut hundert Yards senkrecht in die Höhe strebte, um dann in eine auswärts gebogene, zerfranste Felsnase überzugehen. Mit einiger Phantasie konnte man darin durchaus den Anfang einer Brücke ausmachen, nur ein Stumpf zwar, aber doch deutlich.
    Und ein gutes Stück dahinter, geradewegs in der leeren Luft, marschierten fünf weißgekleidete

Weitere Kostenlose Bücher