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Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Titel: Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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mich herab, und schwere, mit stinkenden Flüssigkeiten gefüllte Flaschen klirrten zu Boden und zersprangen in tausend Scherben.
    Eine der bauchigen Flaschen fiel mir direkt in die Arme. Ein letztes Mal sammelte ich alle Kräfte und zog mich hoch. Die Dunkelheit schien sich in einem feurigen Reigen um mich zu drehen, und ich fühlte Übelkeit in mir aufsteigen.
    Aus! durchfuhr es mich. Aus und vorbei!
    Meine Knie wurden weich und knickten ein. Die Flasche, die ich gegen das Monstrum hatte werfen wollen, entglitt meinen kraftlos gewordenen Händen und zerbarst
    An das, was dann geschah, habe ich nur noch eine vage, verzerrte Erinnerung. Eine gleißende Feuersäule fuhr in die Höhe, im gleichen Moment, als die Flasche vor meinen Füßen zerbrach, und ich glaubte ein irres, schrilles Lachen zu hören. Wie durch einen Schleier sah ich das gewaltige, unförmige Wesen zurücktaumeln, die Arme vor das Gesicht gerissen. Die Feuersäule wuchs hoch empor, schlug bis an die Decke des Kellerraumes – und hüllte mich ein!
    Und dann... nichts mehr. Eine schwarze Ohnmacht riß mich aus dem Chaos heraus und ließ mich in unendliche Tiefen stürzen...

    * * *

    »Und du bist sicher, daß es sich lohnt?« Jack »The Fox« Mulligan ließ Spaten und Spitzhacke auf den frischen Erdwall fallen und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase.
    »Klar doch, Jack, klar doch«, antwortete sein Kumpan und sah sich gehetzt um. »Die haben die Alte mitsamt ihren Brillanten verscharrt. Hab’ ich aus ganz sicherer Quelle.«
    Die beiden Männer hatten ihre Stimmen zu einem Flüstern gesenkt, obwohl sie hier gewiß niemand hören konnte. Höchstens die Ratten, die zwischen den Gräbern auf Beutejagd waren. Der Saint John Cementary lag still und einsam da; totenstill, gewissermaßen. Vor einer halben Stunde hatte der Friedhofswärter seine Runde gemacht – für die nächsten drei Stunden hatten sie Ruhe vor dem alten Archie. Vielleicht sogar länger; das kam ganz darauf an, wie lange sein Vorrat an billigem Fusel vorhielt, mit dem er sich die Zeit und Sorgen in seinem baufälligen Bretterverschlag vertrieb.
    Die Nacht war kühl und feucht, und der Vollmond gab soviel Licht, daß die beiden auf die mitgebrachte Laterne verzichten konnten. Smiley Johnson reckte seine rattenköpfige Visage in die Nachtluft und schnupperte. Er war lang und dürr, und seinen Rücken zierte ein ansehnlicher Buckel. Er sah tatsächlich einer Ratte ähnlicher als einem Menschen. Das hatte mit den Jahren wohl auch auf seinen Charakter abgefärbt.
    »Okay, die Luft ist rein. An’s Werk, Jack, an’s Werk.« Er rieb sich die sehnigen Hände und kicherte. »Die Steinchen werden uns ganz hübsch was einbringen, sag ich dir. Old Fitz meint, daß –«
    »Quatsch hier keine Opern«, zischte Jack Mulligan ärgerlich. »Wenn Fitzgerald dir einen Bären aufgebunden hat, kann er seine Knochen von der Straße auflesen.
    Und die deinen gleich mit«, fügte er grinsend hinzu.
    Smiley fuhr zusammen. »Nein, nein, Jack«, beeilte er sich zu sagen, »Old Fitz belügt seinen alten Kumpel Smiley doch nicht, nein, das tut Old Fitz nicht. Ich sage dir, da unten warten mindestens fünfhundert Pfund auf uns! Mindestens!«
    »Dann woll’n wir sie mal nicht allzulange warten lassen.« Jack spuckte in die Hände und griff zum Spaten. In seinen riesigen Pranken sah er fast wie ein Spielzeug aus. »Räum das Grünzeug weg!«
    Smiley Johnson wieselte um das Grab herum und zerrte die Kränze herunter. Dann zog er das Holzkreuz aus der noch lockeren Erde. »Baroness Elizabeth of Wollcram«, las er mit höhnischer Stimme. »1805 bis 1886 – Der Herr gibt, der Herr nimmt... Da sollten wir uns doch glatt ein Beispiel dran nehmen, was, Jack?« Er kicherte blöde, klaubte sich eine weiße Rose aus einem der Gebinde und steckte sie sich ans Revers.
    Jack »The Fox« Mulligan antwortete nicht. Er trieb das Blatt des Spatens in das Erdreich und fegte die ersten Krumen zur Seite. Seine Zunge huschte gierig über die fetten Lippen. Die Sache hier war ein Kinderspiel. Und sie würde eine Menge Moneten einbringen – achtzig Prozent für ihn, zwanzig für Smiley. Die Ratte hatte zwar noch keine Ahnung davon, aber Jack Mulligan besaß überzeugende Argumente. Und schlagkräftige.
    Von Westen her wehten die Glockenschläge des Big Ben herüber. Smiley lauschte. »Zwei Uhr, Jack. Ich mache mal ’ne Runde. Laß dich nicht stören.«
    »Fauler Hund«, knurrte Mulligan und wischte sich den Schweiß von der

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