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Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London

Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London

Titel: Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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schattenhafte Gebilde wahrzunehmen waren, ließ sich ihr wahres Bild doch erahnen. Die Landschaft bestand vorwiegend aus zerklüfteten Hügeln, und immer wieder tauchten die Silhouetten von Bäumen und Gesträuchgruppen auf, die mit gespenstischen Fingern nach der Kutsche zu greifen schienen. Dann und wann waren links und rechts die vom matten Mondlicht beschienenen Spiegel sich windender Wasserläufe oder kleiner Seen auszumachen, über die Nebelgespinste hinwegzogen. Mir war klar, daß sich unter den scheinbar so friedlichen Wassern heimtückische Morastmulden und Sumpflöcher verbargen, die tödlicher waren als Treibsand. Eine Aura des Geheimnisvollen, des Unheimlichen lag über allem. Und wenn man sich dann noch, wie es der Kutscher mit Sicherheit tat, ständig vorstellte, daß irgendwo in diesem verwunschenen Land eine teuflische Bestie auf der Lauer lag, die geradewegs den höllischen Gefilden entsprungen war...
    Ja, ich konnte die Furcht des Mannes, der neben mir auf dem Kutschbock saß, durchaus verstehen. Mir selbst allerdings waren derartige Anwandlungen fremd. Ich hatte schon schrecklichere Dinge gesehen und erlebt, um mich durch die düstere Atmosphäre einer Moorlandschaft bei Nacht beeindrucken zu lassen.
    Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, als ich auch schon zusammenzuckte.
    Grausige Töne waren in einiger Entfernung laut geworden. Es begann mit einem tiefen, langanhaltenden Stöhnen, das aus den finstersten Abgründen der Erde zu kommen schien, ging dann in ein fürchterliches, unendlich jammervolles Seufzen über und endete schließlich in einem nervenzerfetzenden Heulen. Danach folgte eine kurze Stille, die jedoch sehr bald durch eine neuerliche Sequenz der schauerlichen Laute durchbrochen wurde.
    Ich brauchte den Kutscher gar nicht danach zu fragen, um meine Vermutung bestätigt zu finden. Er ächzte auf und hieb mit der Peitsche wie wild auf seine Pferde ein. Ich war mir aber nicht sicher, ob er sie nicht genau in die Richtung trieb, aus der das Heulen und Stöhnen kam.
    Und dann sah ich ihn... Dort drüben, gut dreihundert Yards vor uns, stand er plötzlich auf einem Felsenvorsprung, Angst und Ehrfurcht einflößend wie ein Fürst der Unterwelt, der zur Erde emporgestiegen war.
    Und in der Tat mußte ich unwillkürlich an Zerberus, den Höllenhund der griechischen Sage, denken. Es war eine in grausigem Gelb aufleuchtende Erscheinung, die aus Tausenden lebender, züngelnder Flammen zu bestehen schien.
    Auch mein Kutscher war auf die Feuerbestie aufmerksam geworden. Mit aller Kraft zerrte er an den Zügeln, um die Pferde zum Stehen zu bringen. Die Tiere bäumten sich schrill wiehernd auf und kamen schließlich mit zitternden, schweißnassen Flanken zur Ruhe. Und geradeso, als ob sich der Höllenhund mit den Schreien der gequälten Tiere zufrieden geben würde, verschwand er mit einem Male von der Felsenspitze, so plötzlich, wie er erschienen war. Dann trat Stille ein; eine Stille, die fast noch schmerzhafter war als die infernalischen Laute zuvor.
    Der Kutscher zitterte am ganzen Körper, sein Gesicht hatte sich zu einer Grimasse der Angst verzerrt, und in seinen Augen loderte nackte Panik.
    »Steigen Sie ab, Mister«, herrschte er mich an. »Keinen einzigen Schritt fahre ich weiter.«
    »Hören Sie, Freund, ich habe für diese Fahrt bezahlt«, gab ich entschieden zur Antwort. »Und außerdem ist Ihr Höllenhund längst verschwunden.«
    Er schien mir gar nicht zugehört zu haben. »Los, los, machen Sie schon« drängte er hektisch. »Oder wollen Sie, daß ich Sie hinunterwerfe?«
    »Sie überschätzen sich, Freund«, sagte ich warnend.
    Da streckte er die Arme aus und wollte nach mir greifen. Ohne große Mühe fing ich ihn ab und packte seine Handgelenke.
    »Lassen... lassen Sie mich los«, stöhnte er.
    Ich gab ihn wieder frei. Es hatte keinen Sinn, ihn zu einer Weiterfahrt zwingen zu wollen. Er war fast irrsinnig vor Angst, und das Risiko, ihn mit einer Hypnose womöglich noch in einen Herzinfarkt zu treiben, war mir zu groß.
    »Wie weit ist es noch bis Baskerville Hall?« fragte ich resigniert.
    »Eine Meile vielleicht Aber selbst wenn Sie mich totschlagen, werde ich nicht...«
    »Weiter diese Straße entlang?«
    »Noch ein Stück. Dann kommt rechter Hand ein Weg, der zum Schloß führt.«
    »Sie sind jeden Penny Ihres Entgelts wert«, stellte ich sarkastisch fest. »Ich werde Sie weiterempfehlen.«
    Mit diesen Worten stieg ich vom Kutschbock.
    Der Kutscher riß sein Gespann herum

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