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Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London

Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London

Titel: Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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oft Gelegenheit, seinen Namen unsterblich zu machen!«
    Ich merkte natürlich, daß er dies nicht ganz ernst meinte, und ging auf sein Spiel ein. »Selbstverständlich, Mr. Stapleton. Ich werde dafür sorgen, daß Ihr Name zusammen mit dem meinen auf der Titelseite aufgeführt wird. Zufrieden?«
    Stapleton drückte mir augenzwinkernd seine Befriedigung aus und machte mich dann mit den Hintergründen des Baskervilleschen Familienfluchs bekannt.
    Alles fing an mit Hugo Baskerville, einem gar verruchten und gottlosen Burschen, der zur Zeit der englischen Revolution gelebt hatte. Besagter Hugo entbrannte eines Tages in wilder, zügelloser Leidenschaft zu der schönen, unschuldigen Tochter eines einfachen Landmanns und verschleppte sie auf sein Schloß, um ihr dort lüstern Gewalt anzutun. Während eines üblen nächtlichen Gelages jedoch, das Hugo Baskerville mit seinen wüsten Gefährten abhielt, gelang es dem Mädchen zu entfliehen. Hugo, betrunken und außer sich vor Zorn, schwor vor seinen Zechkumpanen, daß er sich mit Leib und Seele dem Bösen zu eigen geben würde, wenn es ihm nicht gelänge, das Mädchen noch in derselben Nacht zum Schloß zurückzuholen. Er ließ sein Pferd satteln, holte seine wilden Hunde aus dem Zwinger und sprengte hinter dem Mädchen her.
    Als ihm seine Kumpane in gewissem Abstand folgten, sahen sie zu ihrem Entsetzen, daß ein riesenhafter Hund mit triefenden Lefzen und tellergroßen, glühenden Augen hinter dem Pferd Hugo Baskervilles herrannte. Dieses Ungeheuer konnte nur, dessen waren sie sich sicher, geradewegs aus der Hölle gekommen sein, um den Schloßherrn an seinen Schwur zu erinnern.
    Und dessen Schicksal sollte sich dann auch bald erfüllen. In einem kleinen Tal stießen die Gefährten, die sich noch ein Stück weiter hatten zurückfallen lassen, auf den Leichnam des Mädchens. Die Unglückliche war vor Angst und Erschöpfung zu Tode gekommen. Und neben der Toten lag ein weiterer Körper – Hugo Baskerville, von dem Höllenhund auf die entsetzlichste und grausamste Weise zerfleischt, da er sein Versprechen nicht halten konnte. Seitdem, so sagte man, waren alle Baskervilles, die sich erkühnten, das Schloß in ihren Besitz zu nehmen, dem Höllenhund zum Opfer gefallen – der Fluch hatte sich auf die Nachkommen des unseligen Hugo übertragen, wenn sie auch unschuldig an den Verbrechen ihres Ahnherrn waren.
    Jack Stapleton kippte den letzten Rest seines Bieres, das ihm das Schankmädchen in der Zwischenzeit gebracht hatte. »Nun, Mr. Craven, was halten Sie von der Geschichte?«
    Ich war, offen gesagt, enttäuscht. Insgeheim hatte ich den Baskerville-Fluch mit den GROSSEN ALTEN oder ihren unmenschlichen Knechten in Verbindung gebracht, wodurch sich vielleicht auch mein geheimnisvolles Interesse an dem jetzigen Schloßherrn erklärt hätte. Aber davon konnte wohl keine Rede sein. Was Stapleton mir da erzählt hatte, ließ mehr auf typisch englische Legendenbildung schließen und hatte ganz offenbar zu den GROSSEN ALTEN keinerlei Beziehung. »Mr. Craven?«
    »Äh, ja.« Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. »Eine sehr hübsche Geschichte, durchaus. Nur erscheint sie mir nicht allzu glaubhaft.«
    »Sie bezweifeln die Existenz des Höllenhundes?«
    »Wenn Sie meine ganz ehrliche Meinung hören wollen – ja, ich bezweifele sie.«
    »Aber der Hund ist schon mehrmals gesehen worden. Und nachts kann man ihn im Grimpener Moor weithin hören.«
    »So?« sagte ich, nicht sonderlich interessiert.
    »Und Sir Charles ist ihm ganz eindeutig zum Opfer gefallen«, ließ Stapleton nicht locker.
    Ich nippte an meinem Whisky. »In den Londoner Zeitungen stand, daß er eines natürlichen Todes gestorben ist.«
    Stapleton lächelte. »Scheinbar, Mr. Craven, scheinbar. Die Wege der Hölle sind nicht für jedermann ersichtlich. Ich wünsche Ihnen noch ein schönen Abend.«
    Abrupt stand er vom Tisch auf und ließ mich allein, etwas zu übereilt, wie es mir schien, und als ich ihm nachblickte, wußte ich plötzlich mit unumstößlicher Sicherheit, daß er nicht der war, für den er sich ausgab.

    * * *

    John Barrymore war das, was er nun tun mußte, zutiefst zuwider – er haßte sich selbst dafür, lehnte sich aber nicht dagegen auf. Es gab Augenblicke im Leben eines Menschen, in denen er nicht für sich selbst entscheiden konnte, sondern den Weisungen höherer Mächte Folge leisten mußte.
    Seit mehr als hundert Jahren lebte Barrymores Familie schon mit den Baskervilles unter einem Dach. Ein gutes

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