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Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London

Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London

Titel: Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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zuvorderst stehenden Eiche machte ich zunächst halt.
    Das Schloß bestand aus mehreren Abteilungen – in der Mitte das wuchtige Haupthaus, mit Efeuranken bewachsen und gesäumt von den beiden schlanken Wehrtürmen, die ich bereits aus der Ferne gesehen hatte, links und rechts davon Gebäudeflügel offenbar neueren Datums.
    Meine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf den Mittelteil, insbesondere auf zwei Fenster im ersten Stockwerk, hinter deren Ornamentglasscheiben ich Bewegung wahrzunehmen glaubte. Ein kühner, wenn auch jeder Vernunft hohnsprechender Gedanke kam mir. Und ganz so, als ob mein Innerstes verhindern wollte, daß die Vernunft doch noch den Sieg davontrug, setzte ich den Gedanken sogleich in die Tat um.
    Ich verließ den Schutz des Baumes und huschte in gebückter Haltung zum Hauptgebäude hinüber. Das Mauerwerk wies zahlreiche Risse und Sprünge auf, die die Jahrhunderte in den Stein gegraben hatten, und die geradezu für meine Zwecke gemacht zu sein schienen.
    Einen Augenblick zögerte ich noch, dann machte ich mich zielstrebig an den Aufstieg. Selbst ein schlechterer Kletterer, als ich es war, wäre kaum an diesem Vorhaben gescheitert. Die geborstene Fassade bildete fast eine Treppe und brachte mich nicht ein einziges Mal in Gefahr. Ich hätte ohne weiteres bis zu den Dachluken weiterklettern können, aber mein Ziel war natürlich eines der beiden erleuchteten Fenster.
    Als ich mich etwa noch einen guten Yard unterhalb des Fensters befand, wurde dieses geöffnet. Ich verharrte bewegungslos und drückte mich dicht an das Mauerwerk. Ein Schatten tauchte über mir auf.
    »Kommen Sie doch herein, Mr. Craven«, sagte eine wohlbekannte Stimme. Sherlock Holmes beugte sich zu mir herab und reichte mir einladend die Hand.

    * * *

    Eine ganze Weile war vergangen, und John Barrymore stand noch immer am Fenster und blickte auf das nächtliche Moor hinaus. Er hatte die Zeit zwischen Hoffen und Bangen verbracht, wobei er sich nie ganz klar darüber geworden war, welcher der beiden widerstrebenden Empfindungen er den Vorzug geben sollte.
    Das unheimliche Tier war längst verschwunden und nicht wieder aufgetaucht – der Höllenhund, jene fluchbeladene Bestie, an die sich all seine Hoffnungen und Befürchtungen knüpften.
    Barrymore wartete so geduldig, wie er es in den letzten Tagen und Nächten schon so oft getan hatte. Er wartete, bis hinter den Baumwipfeln das flackernde Licht aufleuchtete, und als er es endlich sah, wußte er, für welche Empfindung er sich tief in seinem Herzen entschieden hatte: für die Hoffnung, die soeben grausam enttäuscht worden war.
    Augenblicke später verließ er das Zimmer, seiner Bestimmung weiter zu folgen; seiner Pflicht, die er mehr haßte als alles andere.

    * * *

    Als ich durch das Fenster kletterte, spürte ich, wie mir das Blut ins Gesicht schoß. Ich kam mir wie ein erbärmlicher kleiner Einbrecher vor, den man auf frischer Tat ertappt hatte.
    Hastig blickte ich mich um. Ich befand mich in einer geräumigen Bibliothek, in der sich neben Holmes jedoch nur noch Dr. Watson aufhielt; hatte ich auch Henry Baskerville hier vermutet, so sah ich mich nun getäuscht. Nicht, daß es mir etwas ausgemacht hätte. Die Abwesenheit des Schloßherrn verlieh mir ein gewisses Gefühl der Erleichterung.
    Holmes betrachtete mich leicht spöttisch, aber nicht unfreundlich, während sein Freund eher verständnislos dreinblickte. Erst jetzt begann ich mich zu fragen, wieso Holmes eigentlich auf mich aufmerksam geworden war. Ich hielt es für ausgeschlossen, daß er mich gesehen hatte.
    »Nein, gesehen habe ich Sie nicht«, bestätigte er mir, als ich ihn daraufhin ansprach. »Aber ich habe Sie gehört. Es gibt gewiß bessere Fassadenkletterer als Sie, zumindest aber solche, die mehr Wert auf Geräuschlosigkeit legen.«
    Ich biß mir auf die Unterlippe. »Und wie sind Sie auf den Gedanken gekommen, daß ausgerechnet ich...«
    Holmes deutete auf meinen Stockdegen, den ich, um beim Klettern die Hände frei zu haben, unter meinen Gürtel gesteckt hatte.
    »Während des Aufstiegs haben Sie Ihren hübschen Degen ständig an der Wand entlangschleifen lassen«, erklärte Holmes. »Und da ich ohnehin wußte, daß Sie hierher kommen würden..«
    »Woher, zum Teufel? Ich habe Ihnen im Zug kein Sterbenswörtchen davon erzählt.«
    »Aber Sie haben sich beim Bahnhofsvorsteher von Coombe Tracey nach Baskerville Hall erkundigt.«
    »Das haben Sie gehört? Sie waren doch schon ein ganzes Stück voraus, als

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