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Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Titel: Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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dem schmalen Bereich zwischen Schlaf und Wachsein dahin.
    Aber dann wiederholte sich das Winseln, ich schlug die Augen auf, blinzelte in das helle Licht einer erbarmungslosen arabischen Morgensonne, das von dem dünnen weißen Stoff des Zeltes kaum gedämpft wurde, und setzte mich gähnend – und noch immer nicht ganz wach – auf. Eine Sekunde später fiel ein röhrender Saurier in das Gewimmer des mißhandelten Hundes ein und riß mich endgültig aus meinem angenehmen Traum, in dem ich durch das Tor in der Moschee in mein Haus zurückgekehrt war.
    Mein Blick klärte sich nur langsam. Meine Augen brannten, und mein Kopf war schwer, denn obgleich ich von Trouwnes Wein nur sehr wenig getrunken hatte, war er doch ein verdammt schweres Getränk gewesen. Halb blind und wankend vor Müdigkeit suchte ich nach meinen Kleidern und fand statt der Hose ein eigenartiges Ding, das sich wie ein kurzer Rock anfühlte. Nur allmählich dämmerte es mir, daß das, was ich für einen Alptraum gehalten hatte, die schnöde Wirklichkeit war. Ich befand mich tatsächlich in einem Militärlager in der arabischen Wüste und hatte eine heiratswütige Offizierstochter am Hals.
    Wütend starrte ich den Kilt an, knüllte ihn schließlich zusammen und schlüpfte statt dessen in meine eigenen Hosen, die fürsorgliche Hände neben dem Feldbett bereitgelegt hatten. Meine Kleider waren sogar halbwegs gereinigt worden, und Hemd und Jacke machten einen durchaus passablen Eindruck, bedachte man, was sie mitgemacht hatten. Anders die Hose. Auch sie war leidlich sauber, aber ein übereifriger Muselmane hatte Flicken auf die durchgescheuerten Knie genäht – mit dem unnachahmlichen Farbempfinden, das seinem Volk zu eigen ist. Ich kam mir nicht nur ein bißchen vor wie ein Harlekin, als ich aus dem Zelt trat.
    Die Kompanie war bereits in voller Uniform angetreten, obwohl die Sonne noch nicht einmal ganz aufgegangen war. Der Hund winselte noch immer, und ich begann mich zu wundern, weil mir sein Gejammer irgendwie bekannte Töne vorgaukelte. Diesem Mandon Trouwne war es durchaus zuzutrauen, daß er einem Hund God Save the Queen beigebracht hatte. Aber woher hatte er diesen verdammten Saurier, der jetzt wieder zu röhren begann?
    Noch immer schlaftrunken, blinzelte ich in die Richtung, aus der der Lärm kam, und erkannte einen Soldaten, der aus Leibeskräften auf einem Dudelsack blies und damit diese schauerlichen Geräusche erzeugte. Neben ihm stand der Colonel mit gezogenem Säbel, während sich Letitia, ihre arabische Zofe und die restlichen einheimischen Diener im Hintergrund hielten und zusahen, wie der Union Jack in einer für die Ohren Mandon Trouwnes würdevollen Zeremonie niedergeholt wurde.
    Drei Soldaten nahmen das Fahnentuch in Empfang und legten es zusammen. McFarlane brüllte einen Befehl. Die Soldaten schlugen die Hände klatschend gegen die Kolben ihrer Gewehre. Dann kehrten sie zum Lager zurück und begannen die Zelte abzubrechen.
    Ich ging ins Zelt zurück, zog mich vollständig an und nahm auch meinen Stockdegen mit, ehe ich mich zu einer kleineren Gruppe Soldaten gesellte, die sich um einen Kessel geschart hatten. Ein Diener schöpfte mit einer großen Kelle eine dunkle, noch dampfende Flüssigkeit in die Blechbecher, die ihm entgegengehalten wurden. Als mich der Diener sah, scheuchte er die Soldaten einen Schritt zurück und reichte mir einen gefüllten Becher.
    Ich verbrannte mir fast die Zunge an der heißen, entsetzlich schmeckenden Brühe, die mit Sicherheit nur in Armeekreisen Kaffee genannt wurde. Aber immerhin weckte die Wärme des Getränkes meine Lebensgeister vollständig.
    Inzwischen luden die Soldaten die Zelte und die Feldküche sowie das persönliche Gepäck des Colonels auf ein gutes Dutzend Lastkamele. Nach einem letzten Befehl McFarlanes stellten sie sich in Viererreihen auf, schulterten ihre Gewehre und waren zum Abmarsch bereit. Mandon Trouwne stieg auf sein Pferd und ritt der Truppe voran, während Letitia in einer Kamelsänfte Platz nahm und mich erwartungsvoll ansah. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, daß man wohl von mir erwartete, ebenfalls auf einem der Wüstenschiffe Platz zu nehmen.
    Ich leerte meinen Kaffee, drückte die Blechtasse dem ersten Soldaten in die Hand, der das Pech hatte, vorbeizukommen, und näherte mich meinem Reittier.
    Man muß ein Kamel selbst gesehen haben, wie es dasitzt, die entsetzlich langen Beine unter den Leib geschlagen und mit dem dämlichsten Gesicht der Welt widerkäuend, um

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