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Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans

Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans

Titel: Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Abendlandes«, sagte er lächelnd. »Ich werde unterdessen die Kamele vorbereiten.«
    »Kamele?« Letitia ließ den Wasserschlauch, den sie schon halb angesetzt hatte, wieder sinken. »Es sind genug Pferde da. Ich reite nicht gerne auf Kamelen.«
    »Ich weiß«, erklärte Ali mit einem Was-glaubst-du-wohl-wie-egal-mir-das-ist-Lächeln. »Aber wir werden die Wüste durchqueren müssen, um den Beni Ugad zu entkommen. Ein Pferd würde Hitze und Durst nicht lange aushalten. Es tut mir leid, aber wir werden die Kamele nehmen müssen. Du wirst dich daran gewöhnen«, fügte er hinzu. Sein Blick glitt dabei auf eine Art über ihren Körper, daß ihr gleichzeitig heiß und kalt wurde.
    Sie senkte den Kopf, um die Bewunderung, die aus seinen Augen leuchtete, nicht mehr sehen zu müssen. Das war nicht der ergebene Blick, den sie von den jungen Offizieren der Sudanarmee kannte, sondern eine wilde, fordernde Glut, die Erfüllung forderte. Und irgend etwas in ihr erwiderte dieses Gefühl sogar, auch, wenn sie sich mit Macht dagegen zu wehren versuchte.
    Hastig hob sie den Wasserschlauch und trank das seltsam bitter schmeckende Wasser mit ungeahntem Genuß. Den Rest trug sie zu Craven hin und benetzte sein Gesicht und seine aufgesprungenen Lippen.
    Er öffnete die Augen, erkannte sie und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, die wohl ein Lächeln darstellen sollte. »Danke«, flüsterte er, seufzte tief – und schlief auf der Stelle wieder ein.
    Wenige Augenblicke später tauchte Ali neben ihr auf und präsentierte Letitia vier Kamele, die er eingefangen hatte. Er befahl den Tieren, sich zu legen, und sattelte sie mit geschickten Handgriffen. Anschließend schnallte er die Wasserschläuche und einen Sack Datteln auf den Sattel des Lasttieres und legte Craven in den Sattel des zweiten Kamels, wo er ihn sorgfältig festband. Zuletzt hob er Letitia auf das dritte Tier und schwang sich auf das letzte Kamel.
    Er nahm die Zügel aller vier Kamele in die Hand und trieb sie mit einem kehligen Laut hoch. Letitia, die bislang nur in Kamelsänften gereist war – sah man von dem unwürdigen Transport hierher ab –, hatte alle Mühe, sich auf dem hin und her schaukelnden Kamel zu halten, das mit wiegenden Schritten hinter Alis Reittier hertrottete. Doch sie biß die Zähne zusammen und klammerte sich wie ein kleines Äffchen am Sattelhorn fest.
    Ali drehte sich zu ihr um und sah sie an. Er sprach kein Wort – aber der Blick, mit dem er sie bedachte, ließ Letitia abermals erschauern.

    * * *

    Guillaumes Hände zitterten, als er die Flasche hob. In seinem Mund war plötzlich ein bitterer Geschmack, der nicht einzig von der Hitze und der Erschöpfung stammte. Und er glaubte Renards Blicke wie kleine, glühende Pfeile im Rücken zu spüren. Wenn sein Vorhaben mißlang, das wußte er, dann würde er von de Banrieux keine Rückendeckung haben. Was er hier tat, das hätten seine Vorgesetzten mit ziemlicher Sicherheit als Häresie bezeichnet.
    Aber er hatte keine andere Wahl.
    Nicht, wenn er seine Pläne verwirklichen wollte. Wenn es ihnen gelang, das Auge des Satans in die Hände zu bekommen, und wenn sie mit seiner Hilfe die Sandrose und ihren monströsen Bewohner vernichteten... nun, man würde sehen, wer dann der nächste Großmeister des arabischen Tempelkapitels wurde. De la Croix war noch immer nicht von der geheimen Mission zurück, auf die ihn Bruder Balestrano geschickt hatte. Möglicherweise würde er eine Überraschung erleben bei seiner Rückkehr.
    Guillaume de Saint Denis vertrieb solch lästerliche Gedanken aus seinem Schädel und konzentrierte sich wieder auf die Flasche, die er in Hunden hielt. Sie sah so harmlos aus – und doch enthielt sie mehr als nur den Tod.
    Meister?
    Die Stimme war direkt in seinem Kopf, ohne den Umweg über sein Gehör. Und wie immer war es eine sanfte, sehr weibliche – und sehr verlockende – Stimme.
    »Wir brauchen noch einmal deine Hilfe«, sagte Guillaume.
    Ich weiß, flüsterte der Dschinn. Ich habe gesehen, was sich zutrug. Habe ich zuviel versprochen, als ich euch diesen Mann nannte?
    »Nein«, antwortete Guillaume verärgert. »Aber wenn du alles weißt, dann weißt du auch, daß Craven und seine Begleiter keineswegs in Sicherheit sind. Und Bruder Renard und ich sind nicht mehr in der Lage, ihnen beizustehen.«
    Bruder Renard und du, antwortete die lautlose Stimme amüsiert, werdet bald nicht mehr in der Lage sein, irgend jemandem beizustehen. Nicht, wenn ihr nicht binnen einer Stunde aus

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