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Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans

Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans

Titel: Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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alles, was er im Augenblick empfand, war ein entsetzlicher Schmerz.
    Die glänzende Flüssigkeit im Becken erstarrte wie Eis.
    Nizar ebenfalls. Seine Hand, die sich nach dem Auge ausgestreckt hatte, blähte sich auf, wurde rot, dann schwarz – und zerplatzte.
    Und nicht nur seine Hand. Ein gewaltiges, rotschwarz wallendes Etwas hüllte ihn ein, ein wirbelnder Sog aus purem Chaos. Nizar wurde vor unseren Augen regelrecht zerfetzt, so schnell, daß wir nur ein konvulsivisches Zucken und ein widerwärtiges Sprudeln von Rot sahen.
    Nur einen Herzschlag später zerfloß die leere Hülle des Magiers zu einer rot schillernden Lache, die ebenfalls vom Auge verschlungen wurde.

    * * *

    Als ich wieder halbwegs klar denken konnte, kniete ich am Rande des Bassins und mußte mich mit den Händen abstützen, um nicht ganz zu Boden zu fallen. Schwarze Schlieren tanzten vor meinen Augen; für lange Zeit hörte ich nur das Rauschen meines eigenen Blutes. Erst viel, viel später drangen fremde Laute an mein Ohr, die ich mit Mühe als menschliche Stimmen identifizierte. Die Stimmen Letitias und Alis.
    Ich drehte mich langsam um, wartete, bis die Sterne vor meinen Augen verblaßten und dafür zwei Schatten Konturen angenommen hatten. Wäre die Situation etwas weniger ernst gewesen, hätte ich vielleicht sogar gelacht.
    Ali hatte seinen Burnus abgewickelt und um Letitias Schultern gelegt, die sich so eng an ihn kuschelte, als wolle sie in ihn hineinkriechen. Das Gesicht des jungen Scheiks strahlte wie ein frisch poliertes Fünf-Pence-Stück.
    »Hallo«, sagte ich müde. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, Sidi«, antwortete Ali strahlend.
    »In Ordnung?« fauchte Letitia. »Da schleppen Sie mich durch die Wüste in dieses verhexte Schloß und lassen zu, daß ich diesen schrecklichen Ungeheuern zum Fraß vorgeworfen werde. Da werde ich fast vergewaltigt, von irgendwelchen Tieren angeknabbert und zum Schluß von einem kleinen dicken Mann angestarrt, vor dem ich mich ausziehen muß. Und da fragen Sie mich, ob alles in Ordnung ist?«
    Alis Grinsen wurde nun eindeutig unverschämt, aber ich tröstete mich mit dem Gedanken, daß ich Letitias Gesellschaft wohl schlimmstenfalls noch wenige Tage ertragen mußte.
    Und er – wenn er Pech hatte und seinen Willen bekam – für den Rest seines Lebens. Ich beneidete ihn nicht unbedingt darum.
    Statt den fruchtlosen Streit fortzusetzen, beugte ich mich vor und nahm das Auge des Satans an mich. Die kleine Kristallinse fühlte sich kalt und glatt in meiner Hand an. Täuschend harmlos. Einen Moment lang drehte ich sie unschlüssig in Händen, dann schüttelte ich den Kopf, ließ sie in meiner Hosentasche verschwinden und stand auf.
    Als ich mich herumdrehte, stand ich Ali gegenüber. Sein Blick war sehr ernst. Er trug einen Säbel in der rechten Hand.
    »Das Auge«, sagte er. »Du hast es genommen.«
    Ich nickte und schwieg.
    »Ich habe geschworen, es zu vernichten«, fuhr er fort.
    »Ich weiß«, antwortete ich. »Aber das wirst du nicht können. Niemand kann das, Ali. Nicht einmal ich. Aber ich kann es an einen Ort bringen, an dem es keinen Schaden mehr anrichtet.«
    Ali schwieg sehr lange, aber schließlich nickte er. »Du bist seinetwegen gekommen, nicht wahr?« fragte er. »Du hast den weiten Weg aus Inglistan gemacht, um es zu holen.«
    »Und wenn?«
    »Ich habe nur eine einzige Frage«, sagte Ali. »Und sei bitte ehrlich, ich würde es wissen, würdest du mich belügen. Wirst du es mißbrauchen wie Nizar, oder zum Wohle der Menschen einsetzen?«
    »Weder noch«, antwortete ich. »Ich kann dir jetzt nicht erklären, was das Ding, das du das Auge des Satans nennst, wirklich ist, aber man kann es nicht zu irgend jemandes Wohl einsetzen. Denke an Nizar – selbst, wenn man sich seiner Kräfte bedient, wird es einen zerstören. Irgendwann.«
    »Und was willst du dann damit?« fragte Ali. Seine Hand schloß sich fester um den Schwertgriff.
    »Es vernichten«, antwortete ich ernst. »Sobald ich eine Möglichkeit gefunden habe.«
    Ali starrte mich weiter an. Die Zeit schien stehenzubleiben. Ich spürte, daß er dicht davor war, mich zu töten.
    Aber dann nickte er.
    »Gut«, sagte er mit einem tiefen, beinahe erleichtert klingenden Seufzer. »Ich glaube dir, Giaur. Nimm es und bring es sehr weit fort.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte er sich herum und ging zu Letitia zurück, während ich einfach dastand und die Hand auf die Tasche legte, in der ich das Auge trug.
    Mir graute, als ich daran dachte, wieviel

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