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Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans

Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans

Titel: Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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zusätzliche Kraft. Wie von Sinnen schlug ich meinem Kamel die Absätze in die Flanken und feuerte es mit schrillen Schreien an, und das brave Tier griff auch tatsächlich noch einmal schneller aus, obgleich es bis zum Zusammenbrechen erschöpft sein mußte. Dicht neben mir jagten Ali und Letitia dahin, und für einen ganz kurzen Moment sah es beinahe so aus, als würde unser Vorsprung doch noch reichen.
    Aber wirklich nur für einen Moment.
    Dann erreichten wir die Biegung der schmalen Sandsteinschlucht, und all meine Hoffnungen zerplatzten wie eine Seifenblase.
    Die Schlucht setzte sich noch dreißig, vielleicht vierzig Yards weit fort – und endete vor einer lotrecht emporsteigenden, mindestens hundert Fuß hohen Wand aus sandbraunem Fels!
    Im ersten Augenblick war ich so schockiert, daß ich nicht einmal reagierte, als Ali warnend aufschrie, und um ein Haar in vollem Kamelgalopp gegen den Fels gerast wäre, denn mein Reittier stürmte blindlings weiter. Erst im allerletzten Moment erwachte ich aus meiner Starre, riß verzweifelt am Zaumzeug des Tieres und brachte es kurz vor der Felswand zum Halten; eine Sekunde, bevor auch Letitia und Ali mit ihren Reittieren in einer Staubwolke zum Stehen kamen. Ali fluchte ungehemmt in seiner Muttersprache, sprang mit einem federnden Satz aus dem Kamelsattel und stürmte auf die Wand los, und auch Letitia und ich folgten ihm, wenn auch weit weniger elegant.
    »Hinauf!« brüllte der junge Beduinenprinz. »Wir müssen klettern – rasch!«
    Ich sah, was er meinte. Die Wand strebte zwar vollkommen lotrecht in die Höhe, war aber übersät von Vorsprüngen und Rissen, so daß es unter normalen Umständen sicher nicht einmal allzu schwer gewesen wäre, die hundert Fuß – nur gute zwanzig Yards – zu überwinden. Aber die Umstände waren nicht normal. Wir waren erschöpft bis zum Rande des Zusammenbruches, und einen halben Gewehrschuß hinter uns raste eine ganze Meute blutdürstiger Beni Ugad heran, die nichts anderes im Sinn hatten, als sich für den Tod ihres Bei zu rächen. Und auf der Wand gaben wir perfekte Zielscheiben ab!
    Aber das war nur der eine Teil von mir, der diese Gedanken erwog. Der andere – und im Moment stärkere – pfiff auf Logik und Chancen und rannte, so schnell er nur konnte. Vor allem, als hinter uns das Geheul der Beduinen noch an Lautstärke zunahm und die vorderste Reihe der brüllenden Horde um die Biegung geprescht kam. Ihre Wutschreie wandelten sich zu Triumphschreien, als sie die Falle erkannten, in die wir uns freundlicherweise selbst hineinmanövriert hatten.
    Ali packte Letitia unter dem Arm und gebot mir mit einer herrischen Geste, es ihm gleichzutun, während seine freie Hand und sein Fuß bereits nach Halt in der Felswand tasteten. Hinter uns rasten die Beni Ugad heran, schnell wie der Wüstenwind und ungefähr fünfzigmal so tödlich. Und ich beschloß endgültig, das einzige zu tun, was in dieser Situation noch Sinn machte – mein logisches Denken abzuschalten und zu klettern, so schnell und so lange ich es noch konnte. Letitia zwischen uns, die sich noch immer in einer Art Schockzustand zu befinden schien und alles widerstandslos mit sich geschehen ließ, begannen Ali und ich uns an der Felswand emporzuhangeln.
    Zumindest verzichteten die Beni Ugad darauf, uns in aller Seelenruhe von der Wand herunterzuschießen – was nicht etwa bedeutete, daß unsere Lage dadurch auch nur um einen Deut besser geworden wäre, denn sie sprangen sofort von ihren Pferden und begannen mit schrillem Geheul hinter uns herzuklettern. Und sie waren sehr viel schneller als Ali und ich, die durch Letitia mehr als nur behindert wurden.
    Wir hatten kaum ein Drittel der Wand erstiegen, da spürte ich auch schon den Griff einer kräftigen Hand um mein Fußgelenk. Ein triumphierender Schrei erscholl. Mit der Kraft der Verzweiflung riß ich mich los und trat kräftig auf die Finger, die mich vor einer halben Sekunde noch gepackt hatten.
    Aus dem Triumph- wurde ein Schmerzens- und gleich darauf ein Entsetzensschrei, dem ein dumpfer Aufprall folgte, und gleich darauf ein ganzer Chor wütend brüllender Stimmen, aber ich gab mich nicht eine Sekunde der Illusion hin, damit auch nur irgend etwas gewonnen zu haben.
    Letitia schrie neben mir auf. Ein harter Ruck ging durch ihren Leib, und als ich nach unten sah, blickte ich direkt in das hämische Grinsen eines Beni Ugad, der sich mit beiden Armen an Letitias Beine geklammert hatte und so ganz nebenbei noch unter ihren

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