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Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Titel: Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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natürlich war das Unsinn; ich war nie zuvor im Leben hier gewesen.
    Oder sollte ich vielleicht in einem Buch darüber –
    Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das war es! Ich hatte darüber gelesen, vor vielen, vielen Jahren, als ich noch im Hafen von New York mein Unwesen als kleiner Dieb und Streuner getrieben hatte. Damals war das Buch eben DAS BUCH gewesen; es gab wohl keinen unter meinen Freunden, der es nicht mit Begierde verschlungen hatte.
    Eine der Straßenbanden hatte es – zusammen mit dem ganzen restlichen Sortiment – aus einem aufgebrochenen Buchladen gestohlen, und es war danach wohl durch Hunderte kleiner schmutziger Hände gegangen. Ich wußte noch, daß ich die zerfetzten Seiten vor lauter Dreck kaum noch hatte entziffern können, als ich endlich an der Reihe war, das Buch zu lesen.
    Mein Gott, wie alt mochte ich da gewesen sein? Wohl nicht älter als zwölf, dreizehn Jahre. Und trotzdem erinnerte ich mich noch so deutlich an den Titel, als wäre es gestern gewesen:
    Meine wundersame und erschreckende Reise zum Mittelpunkt der Erde – Bericht einer wissenschaftlichen Excursion von Professor Otto Lidenbrock
    Die Welt im Bauch der Erde! Ich konnte es kaum fassen. In meinem Kopf wirbelten die Gedanken wie welkes Laub durcheinander, als ich versuchte, mich an längst vergangene Zeiten zu erinnern. Langsam nur ordnete sich das vergilbte Puzzlespiel, fügte sich Stein um Stein zusammen und offenbarte mir erste Parallelen zu Lidenbrocks Berichten.
    Und erste Denkfehler.
    Plötzlich kamen mir Zweifel, ob ich tatsächlich in jenem »Reich unter der Erde« sein konnte, das der deutsche Gelehrte entdeckt hatte. Soweit ich wußte, hatte er seinen Abstieg in Island begonnen und war irgendwo in Italien wieder ans Licht des Tages gekommen. Und ich befand mich unter der Arabischen Wüste! Konnte sich jene unterirdische Welt denn derart weit erstrecken?
    Wenn dem so war (und das schien mir im Moment die einzig logische Erklärung zu sein), dann bildete das Meer, das ich kurz vor meinem Absturz durch die Wolken erblickt hatte, die Brücke zwischen »meiner« und Lidenbrocks Welt. Das war durchaus möglich – ich wußte noch, daß er den Ozean als »schier grenzenlos« bezeichnet hatte. Mit einem Boot oder Floß mußte es demnach möglich sein, die Wasserwüste zu durchqueren und durch denselben Ausstieg an die Oberfläche zu gelangen, den schon Lidenbrock genommen hatte – den Vulkankrater der Insel Stromboli!
    Endlich ein Lichtblick, eine Hoffnung, an die ich mich klammern konnte, nachdem ich mich schon in das Schicksal ergeben hatte, auf ewig hier unten gefangen zu sein. Jetzt galt es nur noch, Sill zu finden und zu befreien, und –
    Nur! Mein Optimismus erhielt einen kräftigen Dämpfer, als mir klar wurde, daß ich von nun an eine Stecknadel im Heuhaufen suchen mußte. Hatte ich bis hierhin einer mehr oder weniger deutlichen Spur folgen können, so verlor sie sich nun im hohen Gras dieser paradiesischen Landschaft. Und es war wohl wahrscheinlicher, daß die Eingeborenen mich entdeckten anstatt ich sie.
    Keine sonderlich freundlichen Aussichten. Doch was nützte es mir, am Erfolg meiner Suche zu zweifeln. Ich mußte weiter, mußte wenigstens versuchen, Sill el Mot zu finden, bevor sich ihre Entführer näher mit ihr befassen konnten.
    Also packte ich das Schwert fester und behielt die eingeschlagene Richtung bei. Die Eingeborenen waren vermutlich auf dem Weg zu ihren Behausungen (sofern es sich um halbwegs zivilisierte Wesen handelte), und ich glaubte kaum, daß sie mit einer Gefangenen große Umwege gingen.
    Und tatsächlich hatte ich Glück – es war noch keine halbe Stunde vergangen, als ich auf einen schmalen Fußweg stieß, dem ich von nun an folgte. Die Landschaft um mich herum hatte sich kaum verändert; noch immer herrschten überdimensionale Gewächse vor, vereinzelt stehende Pilzgiganten und Blumen in verschwenderischer Blütenpracht. Doch je weiter ich kam, um so mehr wandelte sich das Bild. Die Felsen, zwischen denen sich der Pfad einherwand, wuchsen allmählich an und versperrten mir die Sicht.
    Und dann stand ich vor dem Eingang zu einer schmalen Schlucht.
    Und sah mich einem neuen, phantastischen Wunder dieser unterirdischen Welt gegenüber.
    Kristalle. Ein Meer von Kristallen. Die ganze Schlucht, gut eine halbe Meile breit und drei Meilen lang, war ein einziger Garten mannshoher, schlanker Kristallsäulen, die das Licht millionenfach brachen und in solchem Glanz

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