Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Titel: Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
Boden lag.
    Ihr Schwert.
    Mit wenigen Schritten erreichte ich die beidseitig geschliffene Waffe. Sie war blankgezogen – die edelsteinbesetzte Scheide lag einige Yards entfernt –, und auf ihrer Klinge glänzte Blut!
    Ich kniete nieder und nahm das Schwert vom Boden auf. Sill hatte es doch am Gürtel getragen; wie kam es also hierher? Dann bemerkte ich noch etwas: ein Büschel weißer, strähniger Haare lag vor mir auf der Erde. Verwirrt griff ich danach und rieb es zwischen meinen Fingern.
    Was, um alles in der Welt, war hier geschehen? Ich erhob mich wieder und sah mich nochmals um. Schließlich entdeckte ich den Pilz, in den Sill gestürzt sein mußte, denn auch hier klaffte eine Öffnung im aufgeschwemmten weißen Fruchtfleisch des Stammes, doch war sie viel größer und zog sich fast um den gesamten Stamm herum. Gerade so... als hätte man Sills Körper von außen aus dem Pilz gegraben!
    Dazu das Haarbüschel und das blutige Schwert – ich konnte nur zu einem Schluß kommen: Sill war von den Einwohnern dieser unterirdischen Welt entdeckt, überwältigt und entführt worden!
    Und es war nicht einmal schwer, ihre Spur zu finden. Sill mußte sich wie eine Löwin gewehrt haben. Hier war der Boden aufgewühlt, dort glänzten matte Blutstropfen auf den Steinen. Es war eine deutliche Fährte, eine Spur, der ich folgen mußte, wollte ich Sill aus den Händen dieser Eingeborenen befreien.
    Ich zögerte keine Sekunde. Das Blut am Boden war noch frisch; weit konnten die Entführer noch nicht gekommen sein. Ich nahm das Schwert auf, ließ die Klinge in die kostbare Scheide gleiten und folgte der Spur. Mein Respekt vor Sill wuchs mit jedem Schritt; das Schwert besaß ein solches Gewicht, daß ich geraume Zeit damit verbrachte, die günstigste Position zu finden, um es überhaupt tragen zu können.
    Daß ein so schlankes und zartes Wesen wie Sill es mit spielerisch anmutender Leichtigkeit zu führen vermochte, erschien mir fast wie ein Wunder.
    So durchquerte ich, das Schwert über die Schulter gelegt, den unterirdischen Pilzgarten, dessen dichtgedrängt stehende Giganten das Licht der Kristalldecke kaum bis zum Boden vordringen ließen. Hier wuchs nichts als dünnes, bräunliches Moos und einige Büschel Unkraut; ansonsten war die Erde steinig und karg. Es war eine düstere, trostlose Umgebung. Dieser Ort strahlte eine solch unheimliche Atmosphäre aus, daß ich unwillkürlich fröstelte und meinen Schritt noch beschleunigte. Ich konnte die Empfindungen nicht in Worte fassen, doch irgendwie schien mir dieser Wald der Pilztitanen... böse, vom Odem des Verderbens erfüllt. Als würden unter den eisigen Kappen namenlose Dinge lauern, die nur darauf warteten, daß ich stehenblieb, um sich auf mich herabfallen zu lassen. Ich vermied es, nach oben zu blicken, gefangen in der ungewissen Furcht, meine düsteren Ahnungen plötzlich bestätigt zu sehen.
    Allmählich jedoch wurde der Pflanzenwuchs kräftiger und dichter und kündete das Ende des Waldes an. Und als ich schließlich die letzten Pilzriesen hinter mir gelassen hatte, blieb ich überwältigt stehen.
    Vor mir erstreckte sich ein Tal wie aus einem Märchenbuch, üppige Natur in herrlichen Farben und allen erdenklichen Formen: turmhohe Stauden mit exotischen Blüten, natürlich gewachsene Brücken aus Schlinggewächs und umgestürzten, moosbewachsenen Baumstämmen, mannsgroße Farne und ganze Felder duftender Blumen, zwischen denen kleine, silberne Insekten umherflirrten. Und inmitten all dieser Pracht, wie ein silbernes Band, das sich zwischen den Wiesen und Felsen hindurchwand, ein klarer, leise murmelnder Bach.
    Ich weiß nicht, wie lange ich einfach dastand, verzaubert von dem wunderbaren Bild, das sich mir bot. Unter dem Eindruck des finsteren Waldes hatte ich mich instinktiv auf schreckliche Gefahren eingestellt, blutrünstige Eingeborene, wilde Tiere, die über mich herfallen würden, kaum daß ich den Pilzgarten verlassen hatte.
    Dies hier aber war... friedlich. Ich fand kein anderes Wort dafür. Es war eine Welt, von der ein jeder Mensch irgendwann einmal sehnsüchtig geträumt haben mußte, und die ich nun, einem Traumwandler gleich, in Besitz nahm.
    Langsam schritt ich über ein Meer von Blüten, labte mich am Duft der Blumen und am klaren Wasser des Baches, spürte nicht einmal mehr das Gewicht des Schwertes auf meiner Schulter. Und seltsam... wieder hatte ich das Gefühl eines Déjà-vu; gerade so, als würde ich diese Welt nicht zum ersten Male sehen. Aber

Weitere Kostenlose Bücher