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Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Titel: Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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und konzentrierte alle verbleibende Kraft in meine Rechte.
    Und endlich, nach Minuten, die mir wie eine Ewigkeit erschienen waren, berührten die Kuppen meiner Finger den Kristallknauf des Stockdegens. Mit einem letzten Ruck schob ich die Hand ein weiteres Stück vor – und umschloß den kühlen Kristall.
    Und spürte im gleichen Moment, wie er unter meinen Fingern zu pulsieren begann und sich gleichsam erhitzte. Eine Welle neuer Kraft schoß durch meinen Arm, rann wie glühende Lava durch die Adern bis hinauf in mein Gehirn.
    Ich packte den Stockdegen fester und riß ihn herum.
    Jedenfalls wollte ich es. Die schlanke Klinge des Degens bewegte sich um keinen Inch. Entsetzt hielt ich einen Moment inne, um dann mit doppelter Anstrengung an dem kristallenen Knauf zu zerren.
    Vergeblich. Irgend etwas hielt den Degen fest. Ich konnte ihn nicht herumzwingen, um eine Öffnung in das schwammige Fleisch zu schneiden und so aus dem Schlund dieses Wesens zu entkommen.
    Wieder wollte die Panik mein logisches Denken beiseitewischen, und wieder zwang ich mich mit aller Macht zur Ruhe. Wenn ich schon nicht aus meinem schrecklichen Gefängnis entfliehen konnte, so mußte ich mich wenigstens schützen, bevor mich das Ding schlichtweg verdaute!
    Und plötzlich wußte ich, was ich zu tun hatte. Im Grunde genommen war es nicht einmal schwer; ich hatte es schon einige Male zuvor geschafft: damals im kochenden Miscatonic River, als ich Shannon aus den entfesselten Fluten gerettet hatte, dann tief unter dem Meer, als ich auf Dagons »Kinder« gestoßen war, und schließlich am brodelnden Kratersee des Krakatau.
    Ein magischer Schutz, der meinen Körper umhüllte wie eine zweite, undurchdringliche Haut.
    Ich konzentrierte mich, versuchte all den Schrecken, die Angst und den Selbstzweifel in den finstersten Winkel meines Bewußtseins zu verbannen und das magische Erbe, das tief in mir schlummerte, neu zu beleben.
    Es bereitete mir Mühe – viel mehr Mühe als die ersten Male, dachte ich erschrocken. Doch was hatte ich erwartet; ich war eben nicht der Übermensch, den viele in mir sahen, und die Geschehnisse der letzten Stunden hatten mehr an meinen geistigen denn an den physischen Kräften gezehrt.
    Trotzdem gab ich nicht auf – was blieb mir auch anderes übrig, wollte ich die nächsten Minuten lebend überstehen –, und schließlich hatte ich Erfolg. Ein mentaler, unsichtbarer Schild schob sich zwischen das amorphe Gewebe und meinen Körper und umschloß mich wie eine Fruchtblase das ungeborene Kind. Selbst der stinkende, ekelerregende Atem des Wesens schien nur wie durch einen Filter zu mir vorzudringen, so daß ich für einige Augenblicke reglos verharrte und dankbar die Luft in meine Lungen sog.
    Dann begann ich, meine Umgebung näher zu erforschen. Natürlich konnte ich in der absoluten Dunkelheit, die mich umgab, nichts erkennen – jedenfalls nicht auf normale Weise. Doch es gab Wege, auch ohne Augen zu sehen.
    Behutsam löste ich einen Teil meines Geistes vom Körper und drang in die Dunkelheit und den Leib des Wesens ein. Im nächsten Moment zog ich meine Geistfühler mit einem schmerzhaften Schrei zurück.
    Für eine Sekunde nur hatte ich das Ding, das mich verschlungen hatte, in mir gespürt. Es war eine fast körperliche Berührung gewesen, ein Schlag, der mein Gehirn getroffen und beinahe betäubt hätte.
    Das Wesen war böse, abgrundtief böse. Es war nicht allein die animalische Wildheit, die jeder Kreatur innewohnt. Es war mehr als das, viel mehr.
    Ich konnte mein Gefühl nicht begründen, doch im gleichen Moment, da ich mit dem Untier verschmolzen war, hatte ich gewußt, daß es nicht von dieser Welt war. Nicht einmal von dieser unterirdischen, fremden Welt. Es war ein Fremdkörper in der Wirklichkeit, eine Inkarnation der Hölle, allein geschaffen, um zu töten und Leid und Vernichtung zu bringen.
    Und doch war sein Körper verletzlich, wenngleich ich auch zu wissen glaubte, daß mehr als ein Speer oder gar eine Haubitze dazu nötig waren, ihn zu vernichten. Es war sein Geist, der unsterblich war, der sich im Körper eines gigantischen weißen Wurmes manifestiert hatte, um mit ihm über dieses unterirdische Reich zu herrschen.
    All dies war mir im Bruchteil einer Sekunde bewußt geworden, in dem einen winzigen Augenblick der Verschmelzung. Und lange noch, nachdem ich mich aus dem fremden Geist zurückgezogen hatte, war ich wie gelähmt vor Angst und Schrecken, unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
    Es

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