Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Titel: Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
dauerte Ewigkeiten, bis ich mich wieder halbwegs beruhigt hatte. Bis mir klar wurde, daß ich noch einmal diesen Weg des Grauens gehen mußte, daß es keine Alternative gab, um eine Möglichkeit zur Flucht zu finden.
    Diesmal war ich gewappnet gegen die Woge des Bösen, die mich erneut zu überrollen drohte, und mit äußerster Willenskraft gelang es mir sogar, sie ein wenig zu mildern, bevor sie meine Seele erreichte. Und doch blieb ein Teil der schwarzen Macht präsent, stark genug, eisige Kälte über meine Gedanken zu legen und sie in quälende, ungewisse Furcht zu hüllen.
    Mein Tasten durch das Nervensystem der Kreatur, durch ihre Adern, in denen zähes, farbloses Blut pulsierte, war eine Reise durch den Wahnsinn. Mehr als einmal war ich fast entschlossen, kehrtzumachen und hastig wieder mit meinem Körper zu verschmelzen, doch ebensooft siegte die Gewißheit, daß es dann keine Chance mehr für mich geben würde, aus diesem bizarren Kerker zu entkommen.
    Schließlich, nach Äonen, wie es mir schien, hatte ich mein Ziel erreicht: den Sehnerv des Ungeheuers. Ich glitt weiter daran entlang, erreichte das Auge. Und dann sah ich die Welt mit den Augen der Kreatur; ein seltsam farbloses, verschwommenes Etwas, in dem nur eine Wahrnehmung deutlich und existent schien: Nahrung.
    Aber es war nicht dieses verzerrte, unwirkliche Bild, das mich erschreckte. Es war die »Nahrung« selbst, die sich der amorphe Wurm in diesem Augenblick auserkoren hatte – eine Herde gewaltiger, zottiger Ungetüme mit gewundenen Stoßzähnen und grauen, fellbewachsenen Rüsseln.
    Natürlich erkannte ich sie sofort, doch der Anblick dieser längst ausgestorbenen Kolosse kam so unerwartet, daß mein Verstand sich für Sekunden schlichtweg weigerte, das Bild als Wirklichkeit anzuerkennen.
    Und doch – die Mammuts waren real.
    Und sie hatten den Feind, der sich in fließenden, schnellen Bewegungen auf sie zuschob, bereits bemerkt. Ein sichtbarer Ruck ging durch die gut dreißigköpfige Herde der grauen Giganten. Ihre mächtigen Schädel schwangen herum, ein urgewaltiges Trompeten dröhnte plötzlich in meinen Ohren. Die Tiere wandten sich der näherkommenden Gefahr zu, die Köpfe gesenkt und die Rüssel in drohender Gebärde erhoben.
    Doch dann geschah etwas, das mir die Gewißheit gab, daß der weiße Wurm der König und Tyrann dieser phantastischen Welt war. Kaum hatten die Urelefanten die Witterung ihres Feindes aufgenommen, als eine neuerliche, diesmal eindeutig angsterfüllte Bewegung durch ihre Reihen lief. Ich konnte beinahe fühlen, wie eine Woge der Furcht auf die Herde übergriff und sie einen Herzschlag lang lähmte.
    Und dann in schierer Panik in die Flucht trieb. Mit einem Male war aus der Masse zottiger Giganten, aus der Übermacht todbringender Stoßzähne und tonnenschwerer Leiber ein Haufen verängstigter Tiere geworden, die sich bei ihrer überstürzten Flucht zum Teil gegenseitig verletzten und die kleineren Jungtiere einfach niedertrampelten.
    Allein der Leitbulle der Herde, ein Koloß, der die anderen Giganten noch um Haupteslänge überragte, blieb unbeirrt stehen und starrte dem Wurm entgegen. Er hob den Rüssel an die Stirn und ließ ein Brüllen hören, das für sich schon ausgereicht hätte, einen Angreifer in die Flucht zu schlagen.
    Den weißen Wurm trieb es nur noch weiter an. Entsetzt sah ich durch die Augen der Bestie, wie sie sich dem Mammut näherte – mit einer Geschwindigkeit, die dem plumpen, unförmigen Körper Hohn sprach. Der Bulle stand noch immer unbewegt; nur sein Kopf mit den gewaltigen, gebogenen Stoßzähnen schwang leicht hin und her. Unerschrocken wartete er auf den Angriff des Wurmes – und auf seinen eigenen Tod, in der Gewißheit, damit die Herde gerettet zu haben.
    Und dann war der weiße Wurm heran.
    Der Leitbulle senkte den mächtigen Schädel und stürmte vor, Sekunden, bevor die Bestie ihn erreichte. Ich schrie instinktiv auf, als das todbringende Elfenbein auf mich zuraste – und wieder, als ich mich plötzlich unvermittelt in die Höhe gerissen fühlte. Ich sah, wie der Boden weit unter mir zurückblieb, wie das urgewaltige Mammut immer kleiner und kleiner wurde, und hatte im ersten Augenblick keine andere Erklärung als die, daß der Wurm sich auf unsichtbaren Schwingen in die Luft erhoben hatte.
    Dann erkannte ich, was wirklich geschah. Das Wesen richtete sich zu seiner vollen Größe auf! Mein Gott – es mußte gewaltiger sein als... als... Ich suchte in sinnlosem Bemühen nach

Weitere Kostenlose Bücher